Besondere Herausforderungen an Architektur und TGA

Im Frühjahr 2011 erhielt Lindschulte Ingenieure + Architekten den Gesamt-Planungsauftrag für die Neugestaltung der Hauptstelle der Grafschafter Volksbank eG in Nordhorn. Erhöhte Anforderungen an den Kundenverkehr sowie stetig wachsender Platzbedarf machten eine Überarbeitung des Gesamtareals der Bank im Zentrum von Nordhorn notwendig.

Man entschloss sich, nicht nur die insbesondere unter energetischen und gebäudetechnischen Gesichtspunkten sanierungsbedürftige Hauptstelle an der Bahnhofstraße 23, ein prägnantes Sichtbetonbauwerk aus Anfang der 70er Jahre, sondern auch die stadtbildprägenden ehemaligen Wohngebäude an der Jahnstraße 5 und 7 zu erhalten. Das im neogotischen Backsteinstil erbaute eingeschossige Wohnhaus Jahnstraße 5 und die zweigeschossige Stadtvilla aus den 40er Jahren sollten in die Gesamtbebauung integriert werden. Der zusätzliche Platzbedarf wird durch einen gemeinsamen rückwärtigen dreigeschossigen Neubau abgedeckt, das „Neue Bankhaus“.

Eine neu gebaute Tiefgarage mit 34 Stellplätzen – mit einer notwendigen Be- und Entlüftungsanlage, Entrauchung sowie einer beheizten Rampenanlage für die Zu- und Abfahrt – erschließt die Baukörper unterirdisch und ließ oberirdisch Raum für eine anspruchsvolle Außengestaltung, mit der auch die Bestandsgebäude „Altes Zollhaus“ und „Altes Bankhaus“ integriert wurden. Im atriumartigen Innenhof wurden darüber hinaus 25 zentrale Kunden-Parkplätze geschaffen und damit die schnelle Erreichbarkeit aller Gebäudeteile verwirklicht sowie zugleich das Potenzial für mögliche zukünftige Erweiterungen erhalten.

In den Händen von Lindschulte lag die komplette Planungsverantwortung für ein bedeutendes regionales Leuchtturmprojekt mit einer Nutzfläche von über 3000 m² – das größte Bauprojekt in der über 100-jährigen Geschichte der Grafschafter Volksbank.

Hoher Anspruch an Technik und Arbeitsplätze

Wesentliche Anforderung war es, für alle neu geschaffenen Arbeitsplätze in allen Gebäudeteilen einen einheitlichen Standard hinsichtlich Gestaltung, Komfort, Raumklima und Akustik zu schaffen – und dies unter Berücksichtigung der städtebaulich exponierten Lage auf einem hohen architektonischen Niveau. In den Mittelpunkt aller Überlegungen stellte die Grafschafter Volksbank von Beginn an den Menschen – die Kunden und die Mitarbeiter –, an denen die Planungen auszurichten waren.

Eine in jeder Hinsicht spannende Aufgabe – zumal viele Arbeiten „unter laufender Rahmenfunktion“ durchzuführen waren. So blieb der Server-Raum im Untergeschoss der vollständig entkernten Bahnhofstraße erhalten und wurde erweitert, die EDV wurde während der Bauzeit aufrechterhalten. Auch der Tresorraum und das Archiv mit seinen fest installierten Roll-Regalen blieben bestehen und mussten während der gesamten Baumaßnahme zugänglich bleiben (Quelle: LINDSCHULTE Ingenieure + Architekten).

Beschreibung des Technikkonzeptes

Das Technikkonzept beinhaltet zwei Robatherm-Vollklima-Lüftungsgeräte (Heizen/Kühlen/Befeuchten/Entfeuchten) mit Wärmerückgewinnung, welche alle Räume mit einem konstanten Volumenstrom und die Besprechungsräume zusätzlich mit einem variablen Volumenstrom in Abhängigkeit von der Personenbelegung und der Luftqualität versorgen.

Die erforderliche Wärme- und Kälteenergie wird dem RLT-Direktverdampfungsregister durch eine Yanmar-Gasmotorwärmepumpe bereitgestellt. Die im Entfeuchtungsbetrieb im Sommer erforderliche Nachheizung der Zuluft wird durch die in einen Pufferspeicher eingebundene Motor-Wärmerückgewinnung der Gasmotorwärmepumpe geliefert.

Die eigentliche Beheizung und Kühlung der Gebäude erfolgt durch Wavin-Heiz-Kühldecken, die ihre Energie aus einem Heiz- und Kühlpufferspeicher bekommen. Für diese Wärme- und Kälteerzeugung sind zwei weitere Yanmar-Gasmotorwärmepumpen zuständig. Je nach Anforderung können beide Geräte parallel heizen oder kühlen oder in der Übergangszeit auch in unterschiedlichen Betriebsarten betrieben werden. Die verbauten Heiz-/Kühlelemente besitzen eine neuartige 6-Wege-Ventil-Lösung mit 4-Leiter-Anbindung, wodurch die Räume besonders komfortabel temperiert werden können.

Ergänzt werden die Gasmotorwärmepumpen durch einen als Freikühler dienenden Güntner-Tisch-Glykolrückkühler. Da das Gebäude bereits ab 0 °C Außentemperatur Kühlbedarf hat, kann dieser Freikühler bis ca. 10 °C mit sehr geringer reiner Lüfterleistung die Kühlenergie liefern und somit den Energieverbrauch des Gebäudes weiter verringern.

Fazit

Durch die gewählten Systeme wurden die Anforderungen gemäß EnEV und des EEWärmeG erfüllt und zugleich die Anzahl der Erzeugereinheiten reduziert. Die Funktion einer monovalenten Wärmepumpenanlage mit der maximalen Ausschöpfung des Energieträgers Erdgas in Form der kostenlosen Motorabwärme ist ein Beispiel für ein gelungenes Gesamtkonzept.

Der Gasverbrauch für Heizen und Kühlen wird voraussichtlich ca. 300.000 kWh/a für den Gebäudekomplex betragen, wobei ein Anteil von ca. 37 % auf das Gebäude Bahnhofstraße entfällt. Dies wären dann zukünftig ca. 111.000 kWh/a. Der Gasverbrauch in 2009/2010 betrug hierfür im Mittel ca. 310.000 kWh/a allein für das Gebäude Bahnhofstraße. Es sind für dieses Gebäude Einsparungen in Höhe von ca. 10.000 €/a allein im Gasverbrauch zu erwarten. Der Stromverbrauch wird sich ebenfalls deutlich reduzieren, hier werden zum Heizen und Kühlen ca. 10.000 kWh/a erwartet, die Kosten von ca. 2000 € bedeuten.