90 Jahre Bitzer

Stets auf die Zukunft fokussiert

Bei Bitzer trifft Tradition auf Innovation – und das seit neun Jahrzehnten. 2024 feiert der Spezialist für Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik seinen 90. Unternehmensgeburtstag. Grund genug, zurückzuschauen und gleichzeitig den Blick in die Zukunft zu richten.

Seit 90 Jahren treibt Bitzer die Vision voran, zusammen mit seinen Kunden und Partnern die Zukunft zu gestalten. Aus diesem Grund steht im Jubiläumsjahr bei Bitzer alles unter dem Motto „Shaping the future with you“. Ein Blick in die Unternehmensgeschichte zeigt, dass Bitzer die Zukunft nicht erst seit heute fest im Blick hat. Seit der Gründung durch Martin Bitzer im Jahr 1934 hat sich die Firma von einer kleinen Werkstatt im schwäbischen Sindelfingen zu einem globalen Unternehmen mit heute 75 Standorten in 40 Ländern entwickelt:

Die Anfänge unter Martin Bitzer und Ulrich Schaufler

Anfangs fertigte Martin Bitzer thermostatische Expansionsventile in Stahlausführung – damals ein Novum in Deutschland. Doch schnell wuchs die Produktion und Kältemittelverdichter wurden zum Kerngeschäft der Firma. Die ersten Bitzer Verdichter waren Hubkolbenverdichter in Gleichstrom-Bauart. Mit diesen erzielte das Unternehmen direkt in den 1930er-Jahren seine ersten internationalen Erfolge – und zwar in Argentinien. 1940 entwickelte Bitzer die offenen 2-Zylinder-Hubkolbenverdichter der Typen I bis IV und daran anschließend die Typen V bis VII. Damit legte Martin Bitzer den Grundstein für die echten Langsamläufer.

Die Entwicklung neuer Technologien ging in den 1950er-Jahren rasant weiter: zunächst mit der Produktion von Bündelrohrverflüssigern und Flüssigkeitssammlern für die eigene Aggregatfertigung und schließlich mit dem bahnbrechenden Einstieg in das Zeitalter der Motorverdichter. Der erste Schritt war die Einführung der Serie Bitzer Hermeta (BH) im Jahr 1954. Diese Hermetikverdichter mit geschweißten oder gegossenen Gehäusen verfügten über eine Antriebsleistung von bis zu 0,75 kW und waren für R12 und R22 ausgelegt. Diese beiden Kältemittel kamen auch in den ab 1959/60 hergestellten halbhermetischen Verdichtern der BHS Serie mit einer Antriebsleistung von bis zu 10 kW zum Einsatz. Das junge Unternehmen war so erfolgreich, dass das Firmengelände zwischen 1938 und 1958 gleich fünfmal vergrößert wurde. Die Mitarbeiteranzahl hat sich zwischen 1946 und 1960 mehr als verachtfacht: 1946 waren es noch 26 Beschäftigte, 1960 bereits 212.

1961 übergab Martin Bitzer das Unternehmen an Diplom-Ingenieur Ulrich Schaufler. Nach der Übernahme verlagerte der neue Firmeninhaber einen Teil der Produktion in die neue Fabrik an der Eschenbrünnlestraße in Sindelfingen. 1972 erweiterte Bitzer dann die Baureihe seiner halbhermetischen Hubkolbenverdichter um große 4- und 6-Zylinder-Modelle mit einer Antriebsleistung von bis zu 30 kW, ausgelegt für die Kältemittel R12, R22 und R502. Diese neuen Verdichter waren die modernsten ihrer Zeit. Sie bedeuteten einen riesigen Schritt vorwärts in die Zukunft.

Peter Schaufler: Expansion und Innovation im Fokus

1979 übernahm Ulrich Schauflers Sohn, Senator h.c. Peter Schaufler, das Unternehmen mit zu seiner Zeit 270 Beschäftigten. Schon in den 1970er-Jahren begann Bitzer, Verdichter für natürliche Kältemittel mit geringem Treibhauspotenzial wie Ammoniak (R717), CO2 (R744) und Propan (R290) zu entwickeln. Seitdem hat das Unternehmen seine Komponenten immer weiter optimiert und bietet heute für jede Anwendung und nahezu jedes Kältemittel die richtige Technologie – insbesondere im Rahmen gesetzlicher Vorgaben wie der Ökodesign-Richtlinie und der F-Gase-Verordnung und mit dem Fokus auf höchste Energieeffizienz. Damit kommt das Unternehmen der zunehmenden Nachfrage seiner Kunden und Partner durch stetig steigende Energiepreise, immer mehr geltende Regularien weltweit und ein verstärktes Umweltbewusstsein nach. Bitzer ist beispielsweise auch der einzige Hersteller, der Hubkolben-, Schrauben- und Scrollverdichter mit Propan im Portfolio hat.

Die Markteinführung von halbhermetischen und offenen Schraubenverdichtern im Leistungssegment unterhalb der etablierten Produktreihen war 1983 geradezu revolutionär. Schraubenverdichter galten damals in der Branche als der Olymp der Verdichterherstellung. Schon kurz nach der Markteinführung wurden die Verdichter serienmäßig mit Economiser-Anschluss und integrierter Leistungsregelung ausgestattet. Bereits 1984 begannen erste Tests mit Frequenzumrichtern zur Drehzahlregelung, zwei Jahre darauf konnte ein Wasserkühlsatz mit dieser neuartigen Technik gefertigt werden. So war im Teillastbereich ein bis dahin unerreicht hoher Wirkungsgrad möglich. Mit der „2. Generation“ setzte Bitzer dann 1986 einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zur Marktführerschaft bei halbhermetischen Hubkolbenverdichtern in Europa. Sie verbesserten die Energieeffizienz erheblich, erweiterten die Einsatzmöglichkeiten und boten höchste Zuverlässigkeit. Gleichzeitig führte das Unternehmen mit der Auswahl-Software ein ebenso praktisches wie völlig neuartiges Tool ein – seitdem im Markt etabliert und heute als „Bitzer Software“ in der Branche bekannt. 1992 folgte dann die Einführung des Kältemittel-Reports, in dem Bitzer bis heute alle relevanten Informationen zu Kältemitteln – inzwischen ausschließlich in digitaler Form – bündelt: www.bitzerkältemittelreport.com

Mit der Entwicklung der Scrollverdichter EuroScroll 1996 und deren Markteinführung war das Unternehmen der einzige Anbieter aller drei Haupttechnologien bei Kältemittelverdichtern: Hubkolbenverdichter, Schraubenverdichter und Scrollverdichter. Ein weiterer Erfolg, der die Kälteindustrie 1999 veränderte, war die Entwicklung der Kompaktschraubenverdichter CSH75. Weitere Modelle folgten in den Jahren danach: 2007 die ECOSTAR Verflüssigungssätze, 2008 die ORBIT 8 Scrollverdichter und ab 2012 intelligente CSV Schraubenverdichter mit integriertem, kältemittelgekühltem Frequenzumrichter. Sie ermöglichten einen unvergleichlichen Regelbereich und saisonale Energieeffizienz. 2013 startete die Produktion der ECOLINE Hubkolbenverdichter, ebenso kam kurze Zeit später eine eigenständige ECOLINE CO2-Modellreihe auf den Markt.

Senator h.c. Peter Schaufler richtete in all den Jahrzehnten bis zu seinem Tod im Jahr 2015 das Unternehmen konsequent international aus. Die schwäbische Firma etablierte sich unter seiner Leitung zu einem Global Player und Innovationstreiber der gesamten Kälte- und Klimabranche. Mit 3400 Mitarbeitenden in mehr als 90 Ländern und einem Umsatz von 657 Millionen Euro war Bitzer 2015 – bezogen auf die Mitarbeitendenanzahl – mehr als zwölfmal so groß wie zu der Zeit, als Senator h.c. Peter Schaufler die Geschäftsführung übernahm. Unternehmerischer Mut kennzeichnete seine Entscheidungen. So gründete er beispielsweise bereits 1994 ein Joint Venture mit einem chinesischen Unternehmen in Peking.

Zeitlebens hat sich Senator h.c. Peter Schaufler stark für das Gemeinwohl engagiert. Mit der 2005 gegründeten „The Schaufler Foundation“ verfolgte er das Ziel, Unternehmertum, Wissenschaft, Forschung und Kunst zusammenzuführen – unter anderem durch Stiftungsprofessuren an verschiedenen deutschen Hochschulen. Zudem förderte Senator h.c. Peter Schaufler gemeinsam mit seiner Frau, Christiane Schaufler-Münch, soziale Einrichtungen und machte der Öffentlichkeit seit 2010 im „Schauwerk Sindelfingen“ ihre umfangreiche private Kunstsammlung mit rund 3500 zeitgenössischen Werken zugänglich.

Eine neue Ära nach Peter Schaufler

Bis heute führt Christiane Schaufler-Münch mit vier Vorständen das Unternehmen weiter. 2016 eröffnete am Standort Rottenburg-Ergenzingen das internationale Schulungs- und Trainingszentrum von Bitzer: die „Schaufler Academy“, benannt zu Ehren des langjährigen Firmeninhabers Senator h.c. Peter Schaufler. Die Einrichtung leistet seitdem einen wesentlichen Beitrag zum fachgerechten Umgang mit zukunftsweisender Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik. Angesichts der steigenden Komplexität der Komponenten und Anlagen – unter anderem durch integrierte Frequenzumrichter, Elektronikkomponenten und den Einsatz von natürlichen Kältemitteln – sind fundierte Seminare und Trainings nicht mehr aus der Branche wegzudenken.

Ebenfalls gehören digitale Tools und Anwendungen seit Jahren zum Standard von Bitzer – darunter fallen unter anderem verschiedene Software-Anwendungen sowie Apps. Mit den digitalen Angeboten und auch Services verfolgt Bitzer ein Ziel: die Arbeit seiner Kunden und Partner zu erleichtern. So können diese mit der kostenfreien SPOT App beispielsweise die Echtheit der Bitzer Produkte überprüfen. Darüber hinaus bietet ihnen die App umfangreiche Dokumente sowie ein Verzeichnis sämtlicher Bitzer und Green Point Standorte sowie aller zertifizierten Händler. Green Point ist das weltweit vertretene Service- und Wartungsnetzwerk von Bitzer, das bereits seit 2006 besteht. Mit der zunehmenden Erweiterung der digitalen Angebote und Services in den letzten Jahren geht die konsequente Erweiterung des Unternehmensportfolios an energieeffizienten und intelligenten elektronischen Komponenten für die Kälte-, Klima- und Wärmepumpenbranche einher. Das IQ MODUL CM-RC-02 beispielsweise vereinfacht und optimiert unter anderem die Installation, den Betrieb sowie Service und Nachrüstung von Verdichtern in Kälte-, Klima- und Wärmepumpenanlagen.

Um die Zukunft der Branche weiter maßgeblich zu gestalten und damit an die letzten neun Jahrzehnte anzuknüpfen, baut Bitzer auf nachhaltige Technologien und Ressourcen für seine Prozesse. Als international tätiges Unternehmen ist Nachhaltigkeit für Bitzer eine globale Aufgabe, verankert – neben Produkten und Prozessen – in weiteren Dimensionen seiner Unternehmens-DNA: in Investitionen, den Lieferketten sowie im sozialen Bereich. An seinen Standorten in Sindelfingen, Rottenburg-Ergenzingen und Rottenburg-Hailfingen arbeitet der Spezialist für Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik daran, bis 2030 eine Klimakompensation zu erreichen. Dabei setzt das Unternehmen auf einen Mix an unterschiedlichen Energien, unter anderem auf Photovoltaik.

„Shaping the future with you“: #morethanacompressor und #greencompetence

Seine Herkunft ist Bitzer wichtig. Noch wichtiger ist es dem Unternehmen, die Zukunft seiner Kunden, Partner und Mitarbeitenden weiter zu gestalten – und das mit ihnen gemeinsam.Der Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnikspezialist steht für #morethanacompressor: Neben Verdichtern gehören auch Komponenten zum Portfolio, die die Verdichter so ergänzen, dass sie noch effizienter betrieben werden können. Die Energieeffizienz steht dabei ganz oben. Denn im Lebenszyklus eines Produktes ist es der Energieverbrauch, der den größten Anteil am Carbon Footprint ausmacht. Darüber hinaus steht das Unternehmen für #greencompetence: Bitzer ist bestrebt, sein Wissen und seine Expertise weiterzugeben. Die persönliche Beratung sowie der Austausch mit seinen Kunden und Partnern in Verbindung mit Seminaren und Trainings haben für das Unternehmen oberste Priorität.

Das 90-jährige Firmenjubiläum ist ein Meilenstein, der die langjährige Tradition und gleichzeitig die zukunftsorientierte Ausrichtung von Bitzer unterstreicht. Man darf auf die kommenden Jahrzehnte gespannt sein, wie die Geschichte des Innovationstreibers der Kälte-, Klima- und Wärmepumpenbranche gemeinsam mit seinen Mitarbeitenden, Kunden und Partnern fortgeschrieben wird.

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