Geothermiekonzept mit Seitenkühlung

Datacenter der Kindernothilfe

Für gemeinnützige Organisationen wie die Kindernothilfe ist ein IT-Ausfall eine kritische Situation. Denn nicht nur die Betreuung von Spendern ist an eine funktionierende IT gebunden, sondern auch die Kommunikation mit den Partnerorganisationen im Ausland. Um reibungslose und vor allem zuverlässige IT-basierte Abläufe zu gewährleisten, hat die Kindernothilfe ein neues Datacenter-Konzept mit einer ungewöhnlichen Klimatisierungslösung umgesetzt.

Das Rechenzentrums-Konzept wurde von Grund auf erarbeitet und ließ sich so an die Begebenheiten vor Ort anpassen. Neben einem Neubau des u. a. für das Datacenter bestimmten Gebäudeteils galt es vor allem den Anforderungen der Kindernothilfe gerecht zu werden. So standen Rack- und Warmgangeinhausungen, eine zentrale USV sowie Brandmeldeanlagen im Pflichtenheft der Kindernothilfe. Dazu galt es, die komplette Elektroversorgung und -verteilung samt angeschlossenem Monitoring- und Überwachungssystem zu integrieren. Ungewöhnlich war hierbei die umgesetzte Klimatisierung: Entgegen bekannter Kühlmöglichkeiten wurde hier ein Geothermiekonzept mit Seitenkühlung realisiert.

Natürlich gekühlt

Die Nutzung von Erdwärme ist mittlerweile ein durchaus bekanntes Konzept. Dass die bis zu 99 m tiefen Bohrlöcher auch für die Kühlung genutzt werden können, ist jedoch meistens nur Insidern bekannt. „Das ist so ziemlich die energieeffizienteste Art, die möglich ist“, erklärt Oliver Fronk von PRIOR1 (www.prior1.com), einem Elitepartner von Schneider Electric (www.schneider-electric.com). Immerhin ist die Kühlung in einem Datacenter der größte Energieverbraucher und damit gleichermaßen auch ein Kostenfresser. Daher ist eine Geothermiekühlung der optimale Weg für die spendenfinanzierte Kindernothilfe. So wird neben der Umwelt auch der Geldbeutel geschont. Zwischen der Nutzung der „Erdkälte“ und der Kosten­einsparung standen allerdings noch mehr als zehn tiefe Bohrlöcher. In diese wurden U-förmige Rohre verlegt, in denen das Wasser zur Kühlung zirkulieren kann. Der Schlüssel zur Kühlung durch Geothermiekonzepte liegt im Grundwasser. In Tiefen von gut 100 m beträgt die durchschnittliche Wassertemperatur 14 bis 16 °C und unterliegt keiner jahreszeitlichen Schwankung. Das warme Wasser aus den Klimageräten des Rechenzentrums wird über das Rohrsystem in die Erde geleitet, wo es auf natürlichem Wege abkühlt. Im System verbaute Pumpen sorgen dafür, dass das kalte Wasser wieder Richtung Klimagerät fließt und so die Temperatur im Serverraum reguliert. Da die Kühlung des Wassers über „Erdkälte“ erfolgt und nicht über herkömmliche Klimageräte, die an stromverbrauchende Kompressoren angeschlossen sind, können die Energiekosten auf einen Bruchteil reduziert werden. Bis zu 80 % Stromersparnis lassen sich so erzielen. Dank dieser Lösung gehören auch laufende Kosten der Vergangenheit an. Denn sowohl die Kühlung selbst als auch der Betrieb der geothermischen Komponenten bedarf lediglich einer regelmäßigen Wartung. Neben der Kostenersparnis bieten sich noch weitere Vorteile an: Die PuE-Werte (Power Usage Effectiveness) sind deutlich niedriger als bei konventionellen Kühlungstechniken. So liegen diese bei etwa 1,05 bis 1,2, wohingegen sich die PuE klassischer Kühlungstechniken zwischen 1,5 und 2 bewegt. Aber auch der nahezu geräuschlose Betrieb der Anlage und die geringe Wartungsanfälligkeit sprechen für die geothermisch konditionierte Kühlung.

Von der Steckdosenleiste zur Warmgangeinhausung

„Nur in Verbindung mit den passenden „InRow“-Klimageräten stellt dieses Konzept der Klimatisierungstechnologie eine wirklich energieeffiziente Lösung dar. Da spielen die Kühlkomponenten eine entscheidende Rolle“, sagt Oliver Fronk. Aber nicht nur die Datacenter-Klimaanlage der Reihe „InRow RC“ von Schneider Electric wurde für dieses Projekt verbaut. Auch zwei „Smart-UPS VT“ für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung, mehrere 19-Zoll-Racks des „NetShelter SX“ in der Warmgangeinhausung und entsprechende PDU-Leisten tragen ihren Teil zu einem sicheren Ablauf im Rechenzentrum der Kindernothilfe bei. Um das Ganze auch entsprechend im Blick zu behalten, kommen noch die „Netbotz 450“ zum Einsatz. So stammen alle Lösungen aus einer Hand, und gleichzeitig ist ein sicheres Zusammenspiel aller Komponenten gewährleistet.

Was lange währt …

Es hat zwar ein wenig gedauert, aber es ist sprichwörtlich gut geworden. Zwei Jahre lang wurde geplant und gebaut, aber das aus gutem Grund: Für das Datacenter musste im Rahmen des Büroanbaus ein eigener Raum eingerichtet werden. Schon allein die Planung durch den Architekten, die Genehmigung der Bauanträge und Gelder sowie der Bau selbst zogen sich über ein Jahr. Anfang 2014 war der Raum endlich fertiggestellt und die einzelnen Komponenten des Datacenters konnten angeschlossen werden. Seit gut einem Jahr liefern die erhöhte Ausfallsicherheit der Stromversorgung, die verbesserte Klimatisierung und die neue Brandmeldeanlage einen hohen Beitrag zum reibungslosen Arbeitsablauf der Kindernothilfe.

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