500 Mio. € für die Corona-gerechte Aufrüstung von RLT-Anlagen

Die Höhe des Fördertopfes ist beachtlich: Stolze 500 Mio. Euro werden vom Bund zur Verfügung gestellt, um bestehende raumlufttechnische Anlagen in öffentlichen Gebäuden so umzurüsten, dass sie die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus reduzieren können. Zu den förderfähigen Maßnahmen gehören u.a. der Einbau von Filtertechnik, Maßnahmen zur Erhöhung des Frischluftanteils sowie Ergänzung und Optimierung der Regelungstechnik. 

So weit, so gut. Bevor jemand bei der nachfolgenden Lektüre einen anderen Eindruck bekommen könnte, möchte ich klarstellen, dass ich es absolut begrüße, wenn mehr Geld in Lüftungstechnik investiert wird, weil diese wirklich zur Reduzierung der Virenlast beiträgt. Aber ist wirklich damit zu rechnen, dass durch das Förderprogramm in der vorliegenden Form im nennenswerten Maße Ansteckungen mit dem Corona-Virus reduziert werden? Ich habe da meine Bedenken:

Was hilft es einer klammen Kommune, wenn sie 40 % der Ausgaben für die Umrüstung als Förderung erhält, die verbleibenden 60 % aber eh nicht aufbringen kann und daher nichts unternimmt?

Es geht ausschließlich um die Aufrüstung bestehender Anlagen. Gebäude ohne Lüftungsanlage fallen durchs Raster. Dabei wäre gerade hier der Einbau einer Lüftungsanlage dringend geboten.

Jeder, der schon einmal in Bauprojekte der öffentlichen Hand involviert war, weiß, welcher Zeitraum zwischen erster Planung und Inbetriebnahme üblicherweise vergeht. Bis eine Umrüstung erfolgt ist, werden wir wahrscheinlich schon alle geimpft sein.

Steckt man sich nur in öffentlichen Gebäuden an? Wohl kaum. Warum sind dann Versammlungsstätten in privater Hand wie Kinos und Eventlocations von der Förderung ausgenommen?

Das installierende Handwerk ist derzeit mehr als ausgelastet mit Aufträgen. Wer soll die Umrüstungen in absehbarer Zeit durchführen?

Eine Corona-taugliche RLT-Anlage neu zu bauen, ist sicher einfach möglich, doch wo soll der Platz bei Bestandsanlagen hergezaubert werden, um nachträglich noch Filter einzubauen?

Mit die größten Sorgen bereiten derzeit Schulen und Kitas. Diese Gebäude besitzen aber in aller Regel gar keine Lüftungsanlage und können deshalb nicht vom Förderprogramm profitieren.

Mobile Luftreiniger, die sehr kurzfristig für Abhilfe schaffen könnten, werden vom Bund gar nicht ins Kalkül gezogen.

Einen großen Vorteil hat das Förderprogramm aber auf jeden Fall. Es lenkt den Fokus der breiten Öffentlichkeit endlich einmal auf die Bedeutung von Lüftungsanlagen. Und ich hoffe, dass die Diskussion auch in Nach-Corona-Zeiten fortgeführt wird, wenn es nicht mehr nur um Virenbekämpfung geht, sondern um Aspekte wie Indoor Air Quality, CO2-Konzentration, thermische Behaglichkeit, Luftbefeuchtung, Energieeffizienz und Klimaschutz.

 

Ihr KKA-Chefredakteur Christoph Brauneis

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