CO2-Kälteanlage mit Energie-Transfer-System

Erfahrungsbericht aus der Praxis

Im Herbst 2022 ging in einem Cash & Carry Markt im Raum Zürich eine energiesparende Weltneuheit in Betrieb. In die, im Rahmen einer Erneuerung in­stallierte CO2-Kälteanlage, wurde ein Energie-Transfer-System (ETS) integriert. Letzteres wandelt Hochtemperatur-Abwärme der CO2-Kälteanlage über einen Rankine-Kreisprozess in nützliche Kälte um und entlastet dabei wiederum die CO2-Kälteanlage. Seit der Inbetriebnahme läuft das ETS im Automatik-Betrieb, Betriebsdaten werden erfasst und der Betrieb wird laufend optimiert. Die Auswertung der ersten Betriebsdaten deuten darauf hin, dass die prognostizierte Effizienzsteigerung von ca. 8 % realistisch ist und erreicht werden kann. Das ETS-Konzept ist nicht zuletzt deshalb vielversprechend, da es auch losgelöst von CO2-Kälteanlagen, Hochtemperatur-Abwärme aus beliebigen Prozessen in nützliche Kälte umzuwandeln vermag. Praktische Erfahrungen aus dem Betrieb sowie Erkenntnisse aus einer detaillierten Untersuchung werden im vorliegenden Beitrag präsentiert.

1 Einleitung

Große Kälteanlagen sind in der Schweiz gemäß dem Bericht „Elektrizitätsbedarf fürs Kühlen in der Schweiz“ des BFE aus dem Jahr 2012 für einen Strombedarf von ca. 1.3 TWh pro Jahr verantwortlich, was einem Anteil am Gesamtstrombedarf von ca. 2 % entspricht. Zusätzlich dazu sind Kälteanlagen noch teilweise mit klimaschädlichen Kältemitteln befüllt. Im Gegensatz dazu ist für Kälteanlagen im Supermarktbereich in der Schweiz seit Jahren das natürliche Kältemittel CO2 die standardmäßige Wahl. CO2 wird in der Schweiz seit ca. 2006 breit für diesen Zweck eingesetzt. Während dieser Jahre wurden die CO2-Kältesysteme kontinuierlich weiterentwickelt, wobei neben der Erhöhung der Zuverlässigkeit der Fokus insbesondere auf der Steigerung der Energieeffizienz lag. Die wesentlichen Meilensteine dieser energetischen Optimierung sind insbesondere die Parallelverdichtung und später deren Kombination mit Ejektoren sowie die Teilflutung von Kühlstellen.

Abbildung 1 fasst die wichtigsten energetischen Entwicklungsschritte der CO2-Technologie zwischen 2006 und 2022 in Retail- und industriellen Anwendungen zusammen. Verschiedene Studien sowie Pilot- und Demonstrationsprojekte in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Energie haben diese Entwicklungen zusätzlich vorangetrieben. Diese Technologien ermöglichen eine Reduktion der Expansionsverluste, welche aufgrund der hohen Drucklage typisch sind für CO2-Kälteanlagen. Trotz dieser Optimierungen verursachen Kälteanlagen für Supermärkte und Cash & Carry Märkte immer noch einen wesentlichen Anteil des Strombedarfs. Dies ist insbesondere deshalb so, da die Kälteanlagen durchgehend in Betrieb sind und so im Prinzip eine Bandlast darstellen. Dadurch ist die weitere energetische Optimierung solcher Kälteanlagen unabdingbar [1], [2].

Das dargestellte Pilot- und Demonstrationsprojekt zielt darauf ab, die Exergieverluste bei der Abgabe der Wärme von CO2-Kälteanlagen zu reduzieren. Mit Exergieverlusten ist in diesem Zusammenhang der Umstand gemeint, bei dem die Abwärme der Anlage durch die hohe Temperatur von bis zu über 100 °C ein hohes Potential besitzt, welches nicht genutzt wird, da die Abwärme an die Außenluft abgegeben wird, welche maximal eine Temperatur von ca. 36 °C hat. Ein minimaler Exergieverlust wäre somit eine Abgabe der Abwärme mit einer Temperatur nur knapp über der Außentemperatur. Um diese Verluste zu reduzieren, wird eine neue Technologie verwendet, welche die hohen Temperaturen durch den Einsatz eines innovativen Heißgas-Ejektors nutzt und in Kälteleistung umwandelt. Diese erzeugte Kälteleistung wird dann wiederum genutzt, um die Kälteanlage intern zu unterkühlen bzw. zu entlasten. Durch diesen Vorgang bleibt die Leistung und Menge der Abwärme in etwa gleich, jedoch ist die Temperatur auf einem niedrigeren Niveau, was dann zu der beschriebenen Reduzierung des Exergieverlusts bei solchen Systemen führt. Das Projektteam hat sich in den letzten Jahren intensiv mit der Nutzung dieser hochwertigen Abwärme befasst und hat sich neues Wissen in diesem Bereich angeeignet. Dabei wurden verschiedene Möglichkeiten der Integration geprüft und berechnet. Die Integration der beschriebenen Technologie mit dem Namen „Energie-Transfer-System“ (ETS) in eine Kälteanlage stellt eine vielversprechende Lösung für dieses Problem dar.

2 Anlagenbeschrieb

Die Transgourmet Schweiz AG betriebt in der Schweiz 31 Prodega Märkte (Cash & Carry). Der Prodega Markt Dietikon wurde im Jahr 1997 in einem Neubau eröffnet. Der Prodega Markt Dietikon war schon damals seiner Zeit voraus, denn es war der erste Markt mit einem „begehbaren Kühlschrank“. Im sogenannten Coolway werden Frischeprodukte wie Gemüse oder Salat der Kundschaft präsentiert und er dient zudem als Zugang zu den Kühl- und Tiefkühlprodukten. Durch den gekühlten Coolway wird der Wärmeeintrag zu den Kühl- und Tiefkühlprodukten reduziert, was zu einer nennenswerten Energieeinsparung beiträgt. Das Konzept vom Coolway hat sich in den folgenden Jahren bewährt und wurde im Laufe der Zeit auch in den anderen Prodega Märkten umgesetzt.

Der heutige Prodega Markt Dietikon präsentiert der Kundschaft auf einer Verkaufsfläche von rund 4.800 m2 die Waren. Wovon rund 800 m2 als Coolway auf ca. +14 °C gekühlt werden. Die Kühl- und Tiefkühlräume haben eine Fläche von rund 600 m2 und werden auf ca. +1 °C respektive -23 °C gekühlt. Im Rahmen einer Erneuerung wurde 2022 das gesamte Kältesystem ersetzt. Das neue Kältesystem setzt dabei komplett auf das natürliche Kältemittel CO2, welches sich als Standard im Lebensmittelbereich durchgesetzt hat. Darüber hinaus kommt im Prodega Mark Dietikon das erste Energie-Transfer-System zum Einsatz, womit Transgourmet Schweiz AG seiner Pionier-Rolle erneut gerecht wird und der Prodega Markt Dietikon einmal mehr seiner Zeit voraus ist [3].

2.1 CO2-Kälteanlage mit ETS

Die CO2-Kälteanlage ist eine transkritische CO2-Booster-Kälteanalge für Plus- und Minuskühlung, ausgestattet mit Ejektoren und Parallelverdichtung und Abwärmenutzung für die Gebäudeheizung. Das in den Minuskühlstellen verdampfte CO2 gelangt über eine erste Verdichtung (Minus-Verdichter) in die Saugleitung der Pluskühlstellen. Von dort wird das CO2, zusammen mit dem in den Pluskühlstellen verdampfte CO2, mittels Plus-Verdichter auf Hochdruck verdichtet. Es folgt in erster Priorität die Abgabe der Wärme an die Gebäudeheizung (Abwärmenutzung) bevor der Rest der Wärme an die Außenluft abgegeben wird.

Im Ejektor wird das CO2 von Hoch- auf Mitteldruck entspannt, wodurch eine Saugwirkung entsteht. Die Saugwirkung wird genutzt, um einen Teil des Sauggases der Plus-Verdichter auf Mitteldruck zu verdichten, von wo es zusammen mit Flash-Gas von den Parallelverdichter auf Hochdruck verdichtet wird. Die Plus- und Minuskühlstellen werden mit einer geringen Überhitzung (Teilgeflutet) betrieben. Dieser Prozess entspricht jenem einer CO2-Kälteanlage nach heutigem Stand der Technik. Abbildung 2 stellt ein vereinfachtes Prinzipschema einer CO2-Kälteanlage dar. In dieser Darstellung wurde bewusst auf die separate Darstellung des Parallelverdichters sowie der Saugleitung des Ejektors verzichtet, da dies im Zusammenhang mit den darauf aufbauenden, folgenden Abbildungen betreffend ETS keine Relevanz hat. Wie die Parallelverdichter oder Ejektoren im System eingebunden werden können, kann Abbildung 1 entnommen werden. Relevante Eckwerte die CO2-Kälteanlage betreffend z.B. Leistung oder Temperaturen können dem weiteren Verlauf dieses Kapitels entnommen werden [1], [2], [4].

Die CO2-Kälteanlage wird als Basissystem durch die folgenden Eigenschaften charakterisiert:

Transkritische CO2-Booster Kälteanlage für Plus- und Minuskühlung

Abwärmenutzung für Gebäudeheizung

Ejektoren in Kombination mit Parallelverdichtung

Nennleistung Minuskühlung (LT): 62 kW @ T0: -28 °C

Nennleistung Pluskühlung (MT): 128 kW @ T0: -5 °C, Ta: +36 °C, Tgc: +38 °C

Nennleistung Abwärmenutzung: 142 kW @ TRL/TVL: +27 °C/+42 °C

Das ETS (s. Abbildung 4) wurde so aufgebaut und implementiert, dass es als Zusatzeinheit zu der standardmäßig ausgeführten CO2-Kälteanlage (s. Abbildung 3) hinzugefügt wird. Das ETS steht in einer Wechselwirkung mit der Kälteanlage, indem es hochgradige Abwärme von der Kälteanlage bezieht und Kühlleistung zurückgibt. Um diesen Austausch zu ermöglichen, hat das ETS verschiedene Schnittstellen mit der Kälteanlage. In Abbildung 5 ist ein vereinfachtes Prinzipschema einer herkömmlichen CO2-Kälteanlage in schwarz dargestellt. Darin farblich hervorgehoben ist der zusätzliche ETS-Teil, welcher vor Ort als separate Einheit installiert wurde.

Zusammenfassend lässt sich sagen, das Basissystem (Referenz) entspricht dem neusten Stand der Technik bzw. der neusten Generation von CO2-Kälteanlagen wie sie in Retail- und Industrieanwendungen zum Einsatz kommen. Rein technisch betrachtet wäre es denkbar, die im Rahmen dieses Projektes im Detail untersuchte Technologie (ETS) auch mit vorhergehenden Generationen von CO2-Kälteanlagen zu kombinieren. Jedoch ist eine pauschale Empfehlung Stand heute nicht möglich und es wird eine objektspezifische Beurteilung möglicher Maßnahmen zur Effizienzsteigerung empfohlen. Dazu sollen auch die vorhergehenden Entwicklungsschritte berücksichtigt werden [1], [2], [4].

2.2 Aufbau Energie-Transfer-System (ETS)

Das ETS ist gemäß Abbildung 5 eingebunden. Flüssiges Kältemittel wird nach dem Sammler der CO2-Kälteanalge entnommen (gelber Leitungsabschnitt) und mithilfe einer CO2-Pumpe auf einen Druck gefördert, der über dem Hochdruck der CO2-Kälteanlage liegt (roter Leitungsabschnitt). Um Verwechslungen mit dem Hochdruck der CO2-Kälteanlage zu vermeiden, wird (wenn nicht explizit anders erläutert) der Druck am Austritt der CO2-Pumpe als Treibdruck bezeichnet. Das flüssige CO2 auf Treibdruck wird dann zuerst im Wärmeübertrager „Vorwärmer“ mit der Abwärme der Minusverdichter vorgewärmt und danach im Wärmeübertrager „Überhitzer“ mit der Abwärme der Plus- & Parallelverdichter weiter erwärmt bzw. überhitzt. Durch das Zuführen der Wärme wird das flüssige Kältemittel in einen gasförmigen Zustand gebracht, wodurch es ein erhöhtes Expansionspotential hat. Dieses Potential wird genutzt, indem das gasförmige Kältemittel im Heißgas-Ejektor wieder auf den Hochdruck der CO2-Kälteanalage expandiert wird. Diese Expansion erfolgt im Heißgas-Ejektor – nicht zu verwechseln mit dem herkömmlichen Ejektor der CO2-Kälteanlage – wodurch über die Expansionsenergie eine Saugwirkung entsteht. Der Druck der Saugleitung vom Heißgas-Ejektor liegt unterhalb vom Hochdruck der CO2-Kälteanalage (grüner Leitungsabschnitt). Diese Saugwirkung wird genutzt, um Kältemittel anzusaugen und einen Kühleffekt zu generieren. Dieser Kühleffekt wird wiederum genutzt, um die CO2-Kälteanlage mithilfe des Wärmeübertragers „Unterkühler“ zu unterkühlen, wodurch das Gesamtsystem effizienter wird. Diese interne Unterkühlung ist so eingebunden, dass der Verdampfungsdruck unter dem Hochdruck der Anlage liegt. Das verdampfte Kältemittel im internen Unterkühler wird mithilfe des Heißgas-Ejektors auf den Hochdruck der CO2-Kälteanalage verdichtet.

2.3 Rankine-Kreisprozess

Der beschriebene Kreislauf des ETS entspricht einem sogenannten Rankine-Kreisprozess, welcher einem Dampfprozess entspricht, so wie er in thermischen Kraftwerken zu finden ist. In Abbildung 6 ist ein solcher Kreisprozess vereinfacht dargestellt. Im Wesentlichen besteht der Zweck dieser Anordnung, welche einem sogenannten rechtslaufenden Kreisprozess entspricht, darin, eine Temperaturdifferenz in Arbeit umzuwandeln. Diese Arbeit kann in verschiedenen Formen vorliegen. Bei thermischen Kraftwerken ist es in der Regel das Ziel, die Arbeit über kinetische Energie in elektrische Energie umzuwandeln. Beim ETS hingegen wird im Gegensatz dazu eine Saugwirkung erzeugt, welche wiederum einen Kältekreis antreibt.

Auf der linken Seite von Abbildung 6 sind die wesentlichen Komponenten eines Rankine-Kreisprozesses dargestellt und der „rechtslaufende“ Kreislauf mit Kompression durch Pumpe, Erwärmung, Expansion und Wärmeabgabe ist erkennbar. Der Nutzen entsteht durch den Umstand, dass die Kompression von Flüssigkeit in der Pumpe deutlich weniger Energie benötigt als die Expansion derselben Menge an heißem Gas in der Turbine freisetzt. Der Energieeintrag als Wärme von Punkt 4 zu Punkt 1 wird abzüglich der entzogenen Energie der Turbine in der gleichen Menge bei Punkt 2 bis Punkt 3 wieder abgegeben. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass das Temperaturniveau bei der Wärmeabgabe deutlich tiefer liegt.

Nun ist das ETS im Prinzip nichts anderes als der hier gezeigte Rankine-Kreisprozess, der statt mit Wasser und Wasserdampf mit flüssigem und gasförmigem CO2 betrieben wird. Die in Abbildung 6 dargestellte Speisepumpe entspricht der CO2-Pumpe, der Kessel den beiden Wärmeübertragern „Vorwärmer“ und „Überhitzer“, statt einer Turbine wird ein Heißgas-Ejektor eingesetzt und der Verflüssiger entspricht dem Gaskühler, welcher als einzige Komponente bereits im Kältesystem vorhanden ist und somit vom ETS und der Kälteanlage „geteilt“ wird.

In Abbildung 7, die den Prozess in einem Druck-Enthalpie Diagramm darstellt, sind diese drei Kreisprozesse erkennbar. Mit links- und rechtslaufend ist hierbei jeweils gegen und mit dem Uhrzeigersinn gemeint. Der blaue Teil beschreibt vereinfacht die CO2-Kälteanlage als linkslaufenden Prozess. Der rote, rechtslaufende Kreisprozess, welcher von der CO2-Pumpe angetrieben wird, entspricht dem Rankine-Kreisprozess und der gelbe, wiederum linkslaufende Kreisprozess ist die durch den Rankine-Kreisprozess angetriebene Unterkühlung.

Während der Entwicklung des Energie-Transfer-Systems hat man verschiedene Ausführungsvarianten untersucht. Besonderes Augenmerk galt dabei der Implementation der CO2-Pumpe sowie die Abnahme der Abwärme der CO2-Kälteanlage.

Bei der Implementation der CO2-Pumpe wurden zwei Möglichkeiten in Betracht gezogen. Dies betrifft die Zuleitung der CO2-Pumpe resp. von welchem Druckniveau/Ort in der CO2-Kälteanlage die Flüssigkeit auf den Treibdruck befördert wird. Beide Varianten wurden in der Demonstrationsanlage umgesetzt und werden gegenwärtig untersucht. Mittels manuellem Absperrventil kann zwischen den zwei Zuflüssen umgeschaltet werden. Die Varianten der Zuflüsse zur CO2-Pumpe sind in Abbildung 9 dargestellt. Zum einen kann die Flüssigkeit ab dem Mitteldruck (Sammler) der CO2-Kälteanlage, zum anderen direkt ab Hochdruck nach der Unterkühlung der CO2-Pumpe zugeführt werden. Letztere Variante ist gestrichelt dargestellt.

Die Vorteile der letzteren Variante liegen auf der Hand. Es ist davon auszugehen, dass der elektrische Energieverbrauch der CO2-Pumpe geringer ausfällt und somit das Gesamtsystem noch effizienter betrieben werden kann. Darüber hinaus entsteht bei der Entspannung von Hoch-auf Mitteldruck für den Anteil des Massenstroms der Pumpe zusätzliches Flash-Gas. Dieses kann jedoch mittels eines weiteren internen Wärmeübertragers, zwischen Pumpenaustritt und nach der Unterkühlung weitestgehend kompensiert werden, denn die Austrittstemperatur der Pumpe liegt in diesem Betriebspunkt unter 10 °C. Eine weitere „zusätzliche“ Unterkühlung nach dem eigentlichen ETS-Unterkühler, vor der Entspannung von Hoch- auf Mitteldruck, reduziert (kompensiert) den Anteil an Flashgas wiederum. Die Nachteile der letzteren Variante sind weniger offensichtlich. Die Auswahl an verfügbaren, preiswerten CO2-Pumpen am Markt, welche für die geforderten Betriebsbedingungen freigegeben sind, ist aktuell klein.

In Abbildung 9 werden verschiedene Varianten (A bis E) für die Einbindung der Wärmeübertrager (Wärmquellen) dargestellt. Der vorhin erwähnte, zusätzliche interne Wärmeübertrager, welcher aus energetischer Sicht vor allem dann sinnvoll ist, wenn die Pumpe die Flüssigkeit ab Mitteldruck befördert, wird in der Darstellung (der besseren Übersicht geschuldet) nicht dargestellt. Die Durchströmung der Wärmeübertrager erfolgt in der Reihenfolge der Nummern (z.B. bei der Variante E: E1, E2, E3, E4). Die Variante A besteht beispielsweise nur aus einem Wärmeübertrager A1. Aus rein thermodynamischer Sicht ist es sinnvoll, möglichst viele Wärmequellen zu nutzen, geordnet nach zunehmender Temperatur. Dies ganz im Sinne der Reduktion von Exergieverlusten, d.h. Vermeidung großer Temperaturdifferenzen über Wärmeübertrager. In Abbildung 9 wäre dies die Option E. Da jedoch der energetische Grenznutzen von jedem weiteren Übertrager abnimmt, die Kosten jedoch zunehmen, kann es sinnvoll sein, eine reduzierte Anzahl an Wärmeübertragern einzusetzen. Wie in Abbildung 2 erkennbar ist, hat man sich bei dieser ersten Pilotanlage für die Option B mit zwei Übertragern (B1 und B2) entschieden, was einem Kompromiss zwischen energetischem Optimum und Kosteneffizienz entspricht.

Bei dieser ersten Pilotanlage wurde das ETS in die CO2-Kälteanlage implementiert und hydraulisch miteinander verbunden. Ein und dasselbe Kältemittel kann sowohl durch die CO2-Kälteanlage wie auch durch das ETS zirkulieren. Die CO2-Kälteanlage und das ETS stellen einen großen hydraulischen Kreislauf dar und sind miteinander verbunden. Erwähnenswert an dieser Stelle ist die Tatsache, dass das ETS jedoch auch als getrenntes bzw. eigenständiges System eingesetzt werden kann. Zum einen kann das ETS hydraulisch vollständig getrennt in die CO2-Kälteanalge eingebunden werden. Dazu können Wärmeübertrager zur Abwärmenutzung wie auch der Gaskühler in den ETS-Prozess integriert werden. Darüber hinaus kann das ETS auch losgelöst von einer CO2-Kälteanlage, mit beliebiger, möglichst Hochtemperatur-Abwärme betrieben werden und diese in nützliche Kälte umwandeln.

Ersetzt man den Heißgas-Ejektor im ETS durch eine beliebige Expansionsmaschine und treibt damit einen Generator an, so landet man im Prinzip wieder bei einem herkömmlichen Rankine -Kreisprozess zur Stromproduktion basierend auf CO2. Weiterentwickelt auf spezifische Anwendungen, basierend auf spezifischen Fluiden ist der Prozess auch bekannt als Organic-Rankine-Cycle (ORC). Die Umwandlung von Hochtemperatur-Abwärme in Strom ist jedoch nicht im Fokus dieses Pilot- und Demonstrationsprojektes und wird im Rahmen dessen nicht untersucht.

3 Schlussbetrachtung

Die Anlage konnte gebaut, installiert und in Betrieb genommen werden. Der Betrieb des Systems bestehend aus CO2-Kälteanlage und Energie-Transfer-System (ETS) läuft stabil und es gab bislang keine nennenswerten Probleme. Das ETS funktioniert, wie geplant und die erzielte Wirkung kann gemessen werden. Die großen Unbekannten dieses Systems waren sicherlich die CO2-Pumpe sowie der Heißgas-Ejektor. Alle anderen Komponenten sind weitestgehend bekannt aus vergleichbaren Anwendungen.

Basierend auf Messungen und Untersuchungen in einzelnen Betriebspunkten, wird das ETS-Simulationsmodell laufend verbessert. Insbesondere wurden die Submodelle der Pumpe bzw. deren Leistungsaufnahme sowie des Heißgas-Ejektors und dessen Saugwirkung in Zusammenspiel mit dem Druckhub validiert. Auf dieser Basis kann mittels einer Jahresberechnung mit stündlichen Werten die Einsparung über das Jahr ziemlich genau beurteilt und mit anderen Konzepten verglichen werden. Die vor dem effektiven Projektbeginn prognostizierte Effizienzsteigerung von 8 % der Kälteerzeugung über ein Jahr, sind basierend auf den neusten Ergebnissen sehr wohl realistisch.

Die größte energetische Optimierung durch das ETS wird nicht bei maximalen Auslegungsbedingungen (Ta: +36 °C, pHD: 95.3 bar) erwartet. Es ist davon auszughen, dass das ETS-System im Bereich zwischen 70 und 85 bar Hochdruck der CO2-Kälteanlage ein Maximum erreicht. Der Fokus auf diesen Betriebsbereich wurde gewählt, damit energetisch relevante Betriebsstunden aus der Übergangs- und der Sommerzeit wie auch die Betriebsstunden im Winter mit Abwärmenutzung einen möglichst hohen Beitrag an der jährlichen Effizienzsteigerung von 8 % beitragen. Die Autorenschaft geht davon aus, dass der Miteinbezug der Abwärmenutzung resp. dessen Betriebsstunden einen wesentlichen Beitrag für ein sinnvolles Kosten-Nutzen-Verhältnis der ETS-Technologie liefern.

4 Zusammenfassung

Das Energie-Transfer-System (ETS) wandelt die Hochtemperatur-Abwärme der CO2-Kälteanlage über einen Rankine-Kreisprozess in nützliche Kälte um und entlastet dabei wiederum die CO2-Kälteanlage. Das Potential der Hochtemperatur-Abwärme wird genutzt. Dabei werden die Exergieverluste der CO2- Kälteanlage reduziert, wodurch der Stromverbrauch des Gesamtsystem sinkt. Das ETS wurde entwickelt, gebaut und vor Ort in die, im Rahmen einer Erneuerung, neu installierte CO2-Kälteanalge integriert. Im Anschluss an die Installation wurde die CO2-Kälteanalge zusammen mit dem ETS in Betrieb genommen. Seit der ersten Inbetriebnahme wurden bereits verschiedene Parameter angepasst und optimiert, um einen stabilen Betrieb zu gewährleisten. Seither läuft das ETS im Automatik-Betrieb, Betriebsdaten werden erfasst und der Betrieb wird laufend optimiert. Die Auswertung der Betriebsdaten deuten darauf hin, dass die prognostizierte Effizienzsteigerung von 8 % realistisch ist und erreicht werden kann. Die detaillierte Auswertung des Gesamtsystems, über alle Jahreszeiten hinweg, erfolgt im laufenden Kalenderjahr 2023/2024. Das Konzept des ETS ist nicht zuletzt deshalb vielversprechend, da es auch losgelöst von CO2-Kälteanlagen, Hochtemperatur-Abwärme aus beliebigen Prozessen in nützliche Kälte umwandeln vermag.

5 Literaturverzeichnis

[1] www.aramis.admin.ch; Prozessoptimierung einer CO2-Kälteanlage mittels Ejektoren und Liquid-Overfeed; [Online] [Zitat vom: 26. 5 2023.] www.aramis.admin.ch/Grunddaten/?ProjectID=35841.

[2] Effizienzsteigerung einer transkritischen CO2-Kälteanlage mittels Ejektor; [Online] [Zitat vom: 26. 05 2023.] www.aramis.admin.ch/Grunddaten/?ProjectID=33448.

[3] Transgourmet Schweiz AG; www.transgourmet.ch; [Online] [Zitat vom: 26. 5 2023.].

[4] www.aramis.admin.ch; CO2 – WP Technischer Stand und Effizienz Luft/Wasser und Sole/Wasser CO2-Wärmepumpen; [Online] [Zitat vom: 26. 5 2023.]www.aramis.admin.ch/Texte/?ProjectID=43119.

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