Sahnehäubchen Meistertitel
Qualifizierte Prüfungsvorbereitung durch optimale Meisterausbildung
Die Meisterprüfung ist genau geregelt. Der Weg dahin ist es nicht. So braucht es fachkompetente Weiterbildungseinrichtungen, die eine Qualifikation auf höchstem Niveau anbieten. An der Bundesfachschule Kälte-Klima-Technik ist der Weg bereits das Ziel, der abschließende Meistertitel noch das Sahnehäubchen. Wer abkürzt, steht am Ende meist mit leeren Händen da, wie das folgende Beispiel zeigt.
Vor zwei Jahren den Gesellenbrief erhalten, wählte Andreas K. den Weg des geringsten Widerstandes. Dem Chef ständig über die Schulter geschaut, praktische Erfahrungen gesammelt, sogar die ersten eigenen Projekte betreut. Dass sollte reichen, um die Meisterprüfung im Kälteanlagenbauerhandwerk zu bestehen. Und die notwendigen Voraussetzungen waren schließlich erfüllt. Der hoffnungsfrohe Junghandwerker träumte bereits vom großen Geld, meldete sich zur Prüfung bei der Handwerkskammer an, studierte zur Vorbereitung die alten Bücher und Lehrunterlagen und befragte auch seine Kollegen, darunter zwei fertige Meister. Beide rieten ihm dringend zur Vorbereitung an einer qualifizierten Bildungseinrichtung – vergebens. Das Ergebnis: Große Wissenslücken im fachtheoretischen Teil II und komplette Überforderung im praktischen Teil I bei der Dokumentation, dem Fachgespräch und auch bei der Erfüllung der Situationsaufgabe, von denen Andreas K. zuvor zwar gehört, sie aber niemals durchgespielt hatte. So blieb sein Stuhl leer, als zum krönenden Abschluss der Prüfungen allen anderen die Meisterbriefe übergeben wurden, genauso leer wie seine Zeugnismappe.
Der Weg ist das Ziel
Zugegeben, unser Geselle Andreas ist frei erfunden. Seine Geschichte aber erzählt realitätsnah, wohin es führen kann, wenn die Vorbereitung zur Meisterprüfung nicht ernst genommen wird, oder ein Prüfling gar darauf verzichtet. Sie ist nämlich keine Zulassungsvoraussetzung.
Dass es besser als in dem Beispiel geht, beweisen tausende von Meistern, die ihre Vorbereitung an der Bundesfachschule Kälte-Klima-Technik absolvierten – das übrigens schon seit 1970. Für jeden Einzelnen war und ist auch in Zukunft bereits der Weg das Ziel. „Unsere Motivation besteht darin, Qualität und Umfang der Meisterausbildung nicht alleine an der Prüfung auszurichten. Die Prüfung liefert uns den Rahmen, die Messlatte liegt an der Bundesfachschule aber um einiges höher“, erklärt ihr Geschäftsführer Jörg Peters. „Es wird also deutlich mehr gelehrt als später geprüft. Für unsere zukünftigen Meister hat das den Vorteil, dass die Meisterprüfung in den Teilen I und II keine Überraschungen bereit hält und die Meisterausbildung bestens für die beruflichen Aufgaben in der Praxis vorbereitet. Das Ziel, der Meistertitel, ist schlussendlich das Sahnehäubchen, der verdiente Lohn also, wie eine Olympiamedaille, die ebenfalls eine lange, oft auch harte Vorbereitungsphase krönt. Ob es dann Bronze, Silber oder Gold wird, ist am Ende gar nicht mehr wirklich entscheidend.“
Meisterlicher Unternehmer
Für einen Meister ist es aber sehr wohl entscheidend und Existenz sichernd, auf das Berufsleben im eigenen Betrieb oder in einem Unternehmen richtig vorbereitet zu sein. Er darf nicht alleine fachorientiert denken, sondern muss neben dem Fachlichen auch administrativ, im Personal- oder Kundenmanagement, auf rechtlicher Ebene oder auch in Marketing und Kommunikation jederzeit handlungsfähig sein. Die neue Meisterprüfungsverordnung im Kälteanlagenbauer-Handwerk [1] beschreibt in diesem Kontext immer wieder die sogenannte „Handlungskompetenz“. So muss diese im praktischen Teil I dadurch nachgewiesen werden, indem der Prüfling komplexe berufliche Aufgabenstellungen lösen und dabei wesentliche Tätigkeiten des Kälteanlagenbauer-Handwerks (Zitat:) „meisterhaft“ verrichten kann. Eng verzahnt ist damit neuerdings der theoretische Teil II. Handlungskompetent ist demnach, wer fachtheoretische Kenntnisse zur Lösung komplexer beruflicher Aufgabenstellungen in den drei Handlungsfeldern
Kälteanlagentechnik
Auftragsabwicklung
Betriebsführung und Betriebsorganisation
nachweist. Was das genau bedeutet, erklärt sich an einem Beispiel, wie es als Projekt bei einer Meisterprüfung gefordert werden könnte:
Ein Meisterbetrieb bekommt einen Auftrag. Der Kunde benötigt für seinen neuen Markt ein effizientes, nachhaltiges System mit verschiedenen Lagertemperaturen, will auch eine Wärmerückgewinnung und eine Monitoring-Lösung (siehe hierzu auch den Infokasten). Ein Meister muss nach abgelegter Prüfung die Handlungskompetenz besitzen, diesen Auftrag hauptverantwortlich zu projektieren, komplett zu steuern, an den Kunden mit kompletter Dokumentation zu übergeben und außerdem kaufmännisch abzuwickeln bzw. bereits Gewinn bringend zu kalkulieren. Darauf zielt am Ende die komplette neue Philosophie der Meisterprüfung ab.
Praktisch eine Qualitätsmarke
Auf solche Situationen wird an der Bundesfachschule vorbereitet. Dort werden die drei genannten Handlungsfelder durch die sechs Bereiche Grundlagen, Kältetechnik, Klimatechnik, Elektrotechnik, Recht und Fachbetriebsführung in 27 Fächern abgedeckt. „Unsere Dozenten bringen ein tiefgehendes Fachwissen in ihren Spezialgebieten mit. Außerdem arbeiten wir seit vielen Jahren mit eigenen Skripten, die ständig weiterentwickelt bzw. an die aktuellen Anforderungen angepasst werden. Ein fundiertes Gesamtwerk, das jeder Meisterschüler mit nach Hause nimmt“, erläutert Jörg Peters. „Ob Kältemittelthematik, Industrie 4.0, die Digitalisierung, energieeffiziente Systeme oder neue Richtlinien und Verordnungen – ein Kunde darf erwarten, dass ein ausführender Betrieb auf dem Laufenden ist. Die Projektarbeit hat heute eine viel größere Bedeutung erlangt, was sich in unserer Fortbildung der angehenden Meister widerspiegelt. Und am Ende werden keine einzelnen Fächer mehr geprüft, sondern deren Anwendung im Rahmen von Projekten. Solche Projektsituationen werden bei uns geschaffen und zwar in Bezug auf den tatsächlichen beruflichen Kontext.“
Jeder Absolvent der Meisterprüfungsvorbereitung erhält von der Bundesfachschule außerdem ein umfassendes Zeugnis. Darin aufgelistet sind alle Einzelnoten der Lernfelder. So wird im Detail nachgewiesen, in welcher Bandbreite geschult wurde, aber vor allem, welche Leistungen über einen längeren Zeitraum erbracht wurden. Wie jede Prüfung ist auch die zum Meister hingegen eine Momentaufnahme, oft sogar von der Tagesform abhängig – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Am Ende ist also schon alleine der Weg, den ein Meisteraspirant an der Bundesfachschule gegangen ist, wie eine eigene Qualitätsmarke mit dem Zeugnis zum „BFS-Meister“ anzusehen. Davon hätte übrigens sogar unser Geselle Andreas etwas gehabt, selbst ohne das Sahnehäubchen.
Was ändert sich bei der Prüfung zum Kälteanlagenbauer-Meister?
Die neue Meisterprüfungsverordnung legt ihr Augenmerk sehr stark auf die Handlungskompetenz des Prüflings. Dafür wurde der fachtheoretische Teil II stark überarbeitet und in die Handlungsfelder Kälteanlagentechnik, Auftragsabwicklung sowie Betriebsführung/Betriebsorganisation untergliedert. In jedem dieser Handlungsfelder muss eine komplexe, fallbezogene Aufgabe bearbeitet werden, wobei eine übergreifende Verknüpfung stattfinden kann. Der Sinn dieser Verknüpfung erschließt sich beim Blick auf die Neuerungen des praktischen Teils I. Der Prüfling hat ein komplexes Meisterprüfungsprojekt umzusetzen, muss neuerdings ein 30-minütiges Fachgespräch führen und anschließend noch eine auftragsorientierte Situationsaufgabe lösen, bei der eine Fehler- und Störungsanalyse in vier Stunden zu bewältigen ist.
Bei dem Meisterprüfungsprojekt richtet sich neuerdings das an den Prüfungsausschuss einzureichende Umsetzungskonzept an einer kundenspezifischen Aufgabenstellung aus. Bei dem Beispiel im Artikel berücksichtigt das Umsetzungskonzept dann vielleicht die Lagertemperaturen mit einer Monitoringlösung (was z.T. auch gebaut werden muss), behandelt aber die Wärmerückgewinnung zur Warmwasserbereitung als Ausbaustufen, da nicht alles in vier Tagen realisierbar ist. Im anschließenden Fachgespräch kann der Prüfling dann sein komplettes Umsetzungskonzept verteidigen und die von ihm gewählten fachlichen Zusammenhänge aufzeigen. Dabei soll er auch wirtschaftliche Überlegungen sowie rechtliche und technische Anforderungen wie bei einem Beratungsgespräch mit seinem Kunden miteinbeziehen. Dieses Fachgespräch hat bei der Gesamtbewertung des Teils I neuerdings einen gewichtigen Einfluss und simuliert den Kundendialog bzw. das Übergabegespräch. Die Prüfung in den Teilen III und IV bestimmt hingegen nach wie vor unverändert die allgemeine Meisterprüfungsverordnung von 2011.
Im Herbst 2016 startet an den BFS-Standorten Harztor und Leonberg die neue Meisterausbildung Teil I und II in Blockwochen. Ab 2017 beginnen dann außerdem die neuen Kurse in Voll- und Teilzeit in Maintal. Die Teile III und IV können sowohl in Harztor, als auch in Maintal absolviert werden.
Die Meisterprüfung in allen Teilen findet zwar an der Bundesfachschule Kälte-Klima-Technik in Maintal, Harztor oder Leonberg statt, wird jedoch in der Verantwortung der jeweiligen Meisterprüfungsausschüsse (MPA) und der zuständigen Handwerkskammer durchgeführt. Die Mitglieder des MPA setzen sich aus selbständigen und angestellten Meistern sowie Vertretern der Bundesfachschule zusammen. (A.Frommann)