eurammon: Natürliche Kältemittel aus der Betreiberperspektive
Am 7. Oktober fand im schweizerischen Schaffhausen die eurammon statt. Die Initiative für natürliche Kältemittel lud Branchenangehörige und Anwender mit einem umfangreichen englischen Vortragsprogramm zum aktiven Austausch über Anwendungen mit natürlichen Kältemitteln ein. Im Rahmen der Tagung verlieh die Initiative den neuen Honour Award für Unternehmen und zeichnete die diesjährigen Gewinner des eurammon Natural Refrigeration Award aus.
„Es reicht nicht mehr, lediglich an morgen zu denken“, so das Fazit von Mark Bulmer, eurammon Vorstandsmitglied und – im Namen von Georg Fischer Piping Systems – Gastgeber der diesjährigen Vortragsveranstaltung. „Nicht langfristig genug geplant“ war laut Bulmer der damalige Wechsel von H-FCKWs auf H-FKWs – aufgrund des immer noch teilweise sehr hohen Treibhauspotentials der Kältemittel. „Wir müssen weiter denken und alles daransetzen, noch umweltfreundlichere und energieeffizientere Lösungen zu entwickeln: Genau deshalb ist ein regelmäßiger Austausch so wichtig.“ Welche Möglichkeiten sich Unternehmen im Bereich der Kälte- und Klimaanwendungen mit natürlichen Kältemitteln heute bieten, welchen gesetzlichen Rahmenbedingungen sie unterliegen, aber auch an welchen neuen Anwendungen und Entwicklungen Forschung und Technik derzeit arbeiten, beleuchteten die Vorträge der praxiserfahrenen Referenten.
Politik und Praxis
Über die aktuelle F-Gase-Verordnung und ihre Bedeutung für Betreiber von Kälteanlagen informierte Elisabeth Munzert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Einen verstärkten Einsatz für natürliche Kältemittel im Rahmen der politischen Arbeit forderte Dr. Dieter Mosemann, für eurammon als Mitglied in der Expertengruppe zur Prüfung der Wirksamkeit der F-Gase-Verordnung in Brüssel unterwegs.
Aktuelle Erfahrungen von Seiten der Betreiber über die Anwendungen natürlicher Kältemittel in Lebensmittelunternehmen schilderten Robert Arthur vom britischen Einzelhandelsunternehmen Marks & Spencer und Ryan McNeill von der englischen Nestlé-Niederlassung in Halifax. Mit zwei „Learning Stores“ pro Jahr will Marks & Spencer Innovationen und Energieeffizienz vorantreiben und bis 2015 die CO2-Emissionen um 50 % reduzieren. Bis 2030 plant der Konzern den völligen Verzicht auf H-FKWs – der Einsatz von CO2 und Kohlenwasserstoffen als Kältemittel soll dazu beitragen.
Nestlé präsentierte ein Projekt im Rahmen des Thermo-Couplings mit Dampf. Die Lösung zielt darauf ab, die Ortsabhängigkeit bei der Nutzung von Dampf zu verringern und die Abwärme einer Kälteanlage zu verwenden. Auch Currenta, Dienstleister für die chemische und chemienahe Industrie, entwickelt Kältelösungen mit natürlichen Kältemitteln. Die speziellen Herausforderungen und Lösungen für zentrale Kälteanlagen mit mehreren Tonnen Kältemitteln veranschaulichte Kältespezialist Dr. Johannes Wilhelmi am Beispiel des Bayer-Areals in Leverkusen.
Die Ermittlung der Lebenszykluskosten von Kälteanlagen stellte Dr. Frank Bünting vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) vor. Anhand eines Rechenbeispiels auf Grundlage des VDMA Einheitsblatts 34160 verglich er in Zusammenarbeit mit dem Kältefachplanerbüro KWN Engineering die Kosten einer direkten R404A-Kälteanlage mit einem indirekten R723 / R744-System. Einen aufschlussreichen Überblick über aktuelle Entwicklungen und Produkte für Klima- und Wärmepumpenanwendungen auch in kleineren Leistungsbereichen und für räumlich beschränkte Kapazitäten gab außerdem der Vortrag von Danny Heuvelmans von GEA Refrigeration Netherlands.
eurammon Awards 2011 – erstmalig auch Auszeichnung für Unternehmen
Als Betreiber konsequent langfristig geplant hat bereits die F. Hoffmann-La Roche AG. Bis 2015 will das Unternehmen sämtliche mit H-FKWs betriebenen Kälteanlagen ersetzen. eurammon zeichnete für dieses ambitionierte Vorhaben erstmalig ein Unternehmen mit einem Firmenpreis aus. Ebenso ambitioniert zeigten sich die Gewinner des diesjährigen eurammon Natural Refrigeration Awards: Niel Hayes aus Colorado / USA und Behzad Abolhassani Monfared aus Schweden überzeugten die Anwesenden mit Vorträgen zu ihren Projekten „Study of Carbon Dioxide Condensation in Brazed Plate Heat Exchangers“ sowie „Design and Construction of a small Ammonia Heat Pump“. Der dritte Platz ging an Steffen Benz aus Deutschland für seine Arbeit „Experimentelle Untersuchungen und Simulation zur Dimensionierung einer direkt solarthermisch angetriebenen Diffussions-Absorptionskältemaschine“.
Die Vorträge sind über die Internetseite www.eurammon.com erhältlich. Die nächste Informationsveranstaltung in Schaffhausen ist für Juni 2012 geplant.