Am Rand der Klippe

EPEE-Jahreshauptversammlung in Brüssel

Am 17. Mai 2011 trafen sich in Brüssel Vertreter aus Industrie und Verbänden sowie der EU, Nichtregierungsorganisationen und Journalisten aus über zehn Ländern zur EPEE-Hauptversammlung. Wichtige Themen der Tagung waren die Steigerung der Energieeffizienz bei Kälte-/Klimaanlagen sowie die F-Gas-Verordnung.

Die Heizungs-, Lüftungs-, Kälte- und Klimabranche wird von nationalen und europäischen Politikern mit Argusaugen beobachtet – kein Wunder, wenn man die enormen Energiemengen betrachtet, die für Heiz- und Kühlzwecke in Europa benötigt werden. Bei den ehrgeizigen Zielen der EU, bis zum Jahr 2020 die folgenden europaweiten Vorgaben – 20 % weniger Treibhausgasemissionen als 2005, 20 % Anteil an erneuerbaren Energien, 20 % mehr Energieeffizienz – umzusetzen, ist es logisch und auch richtig, dass unsere Branche ihren Anteil dazu beitragen muss. Über den richtigen Weg, den man einschlagen muss, um diese Ziele zu erreichen, kann man hingegen trefflich streiten.

Weniger gestritten, denn vielmehr konstruktiv diskutiert wurde über dieses Thema auf der EPEE-Hauptversammlung (www.epeeglobal.org) in Brüssel. Die Inhalte aller elf Referate an dieser Stelle wiederzugeben, würde den Rahmen eines Fachbeitrags sprengen, daher sollen hier nur die wichtigsten Kernaussagen einiger Referenten genannt werden.

Jos Delbeke, Director General in der EU-Generaldirektion Klima:

„Um unsere Ziele zur Reduzierung der Emissionen zu erreichen, setzen wir verstärkt auf Energieeffizienz. Hier müssen wir investieren, um unsere Abhängigkeit von Rohstoffen aus anderen Ländern zu reduzieren. Wir erwarten eine Revolution von der HVACR-Branche, in der die Energieeffizienz enorm gesteigert werden kann.“ Und an die Vertreter der Industrie gewandt, fügte er hinzu: „Wir sind uns bewusst, dass wir Ihre Industrie durch unsere Vorgaben stark fordern. Wir stoßen Sie zwar nicht über den Rand der Klippe, aber wir bringen Sie bis nah an den Rand.“ Und bei den ambitionierten Vorgaben der Ökodesign-Richtlinie ist zu erwarten, dass so mancher Hersteller mit weniger innovativen Produkten auch darüber hinaus geführt wird.

 

Karl Falkenberg, Director General in der EU-Generaldirektion Umwelt:

„Wir müssen heute beginnen, die Dinge anzugehen, um das ehrgeizige Ziel, bis 2050 eine 80 %ige Primärenregieeinsparung zu erzielen, erreichen zu können. Wir müssen energieeffizienter und vor allem auch Ressourcen schonender agieren. Wir müssen aufhören, Dinge zu produzieren, bevor nicht geklärt ist, wie die eingesetzten Rohstoffe nach der Nutzung wiederverwertet werden können. Der Abfall muss ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit rücken. Müll stinkt nicht, sondern ist wertvolle Rohstoffquelle. Hierzu werden in der EU Maßnahmen wie klassische Regulierung und Verbote, aber auch Markt-/Steuersignale sowie stärkere Verbraucherinformationen als Mittel eingesetzt werden.Zudem müssen wir darüber nachdenken, wie die Kosten für Abfall, Abluft und Abwasser stärker in die Bilanzen der Unternehmer einfließen. Erst dann beginnen Manager zu denken.“

Andrea Voigt, EPEE-Geschäftsführerin:

„Ein Verbot von HFKW in bestimmten Anwendungen könnte Verbraucher dazu treiben, Kältemittel auszuwählen, die sich für ihre bestimmte Anwendung nicht eignen, möglicherweise Sicherheitsrisiken bergen und zu reduzierter Energieeffizienz führen können – was wiederum die 20-20-20-Ziele der EU in Frage stellt.“

 

Darcy Nicolle, United Technologies (Carrier):

„Wir haben einen schwierigen Job, die F-Gase im derzeitigen politischen Klima vernünftig zu positionieren. Ein Verbot ist halt medienwirksamer als ein logischer Kompromiss.“

 

Jorge Dieguez, DuPont:

„Eine starke Kontrolle des F-Gase-Einsatzes ist extrem wichtig. Wenn dies gelingt, kann auch der Gesetzgeber davon abgehalten werden, evtl. komplette Verbote auszusprechen. Der F-Gase-Verbrauch muss insgesamt gesenkt werden, aber man sollte sich alle Optionen offen halten, um im jeweiligen Einzelfall die beste Lösung zu wählen.“ 

 

Joe Grealy, Vize-Präsident Transfrigoroute International:

„Wenn ein F-Gase-Verbot kommen sollte, bekommen wir im Bereich der Transportkälte ein massives Problem. Alternativen sind derzeit weder ausreichend erprobt, noch verfügbar. Ein angekündigter, langfristig planbarer Ausstieg wäre ein Treiber für Innovationen, ein Verbot wäre kontraproduktiv.“  

 

Kjeld Staerk, EPEE-Chairman:

„Die F-Gas-Regulierung schwebt wie eine dunkle Wolke über unserer Branche. Dabei ist nicht das Kältemittel, sondern vielmehr die Energieeffizienz der Ausweg und die Lösung für unsere Probleme. Mit den heutigen Produkten, die am Markt verfügbar sind, könnten wir aus dem Stand heraus ca. 30 % Energieeinsparung im Gebäudesektor möglich machen.“

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