Einsatz lebensmitteltauglicher Kälte- und Wärmeträger
Interview mit Hersteller und Anwender von „Pekasol FG“
Die pro Kühlsole GmbH hat einen neuen lebensmitteltauglichen Wärmeträger hergestellt. Das Ergebnis langjähriger Forschung, die das Unternehmen gemeinsam mit Universitäten und Fachinstituten betrieben hat, ist „Pekasol FG“ – ein Frostschutzmittel für die Lebensmittelindustrie. Über Entwicklung und Anwendung des Wärmeträgers sprach die KKA-Redaktion mit pro Kühlsole-Geschäftsführer Michael Kaiser und Guido Studer, Projektleiter bei BMS Energietechnik.
KKA: Herr Kaiser, „Pekasol FG“ aus Ihrem Hause ist ein neuer lebensmitteltauglicher Wärmeübertragungsmittel. Was waren Ihre Beweggründe für die Entwicklung?
Michael Kaiser: In der Lebensmittelproduktion spielt die Ungiftigkeit von Frostschutzmitteln eine zentrale Rolle. Diese Unbedenklichkeit nachzuweisen ist auch Bestandteil einer Betriebsprüfung. Liegen entsprechende Zertifikate vor, läuft eine Betriebsprüfung für den Lebensmittel-Produzenten sehr viel einfacher und geräuschloser ab. Dies war unser wichtigstes Motiv, ein für die Lebensmittelproduktion maßgeschneidertes und entsprechend optimiertes Produkt zu entwickeln.
KKA: Für welche Bereiche der Lebensmittelproduktion ist „Pekasol FG“ besonders geeignet?
Kaiser: „Pekasol FG“ ist eine Wärmeträgerflüssigkeit (Frostschutzmittel) auf Basis von 1,2 Propylenglykol speziell für die produzierende und verarbeitende Lebensmittelindustrie und kann sowohl in Heizungsanlagen als auch in Kühlsystemen eingesetzt werden. Die Einsatztemperaturen sind je nach Konzentration von -40 °C bis zu +120 °C möglich.
KKA: Welche Eigenschaften zeichnen einen lebensmitteltauglichen Wärmeträger besonders aus?
Kaiser: Hier spielen zwei Faktoren die Hauptrolle. Erstens: Bei einem zufälligen, außerplanmäßigen Kontakt mit dem zu produzierenden Lebensmittel muss der Wärmeträger absolut unbedenklich und eine Gesundheitsgefährdung bei unbeabsichtigtem Verzehr ausgeschlossen sein. Zweitens: Die eingesetzten Inhibitoren müssen alle notwendigen technischen Voraussetzungen erfüllen für einen zuverlässigen Wärmetransport und alle im Anlagenbau üblicherweise verwendeten Materialien sicher vor Verschlammung und Korrosion schützen.
Das Ergebnis mit „Pekasol FG“: Beide Voraussetzungen sind gegeben und es verbessern sich dadurch Betriebssicherheit und Lebenserwartung der Anlagen in der Produktion.
KKA: Worauf muss man bei der Verwendung achten?
Kaiser: Um einen ausreichenden Korrosionsschutz zu gewährleisten, darf eine Konzentration von 26 Vol.% nicht unterschritten werden. Zum Nachfüllen und Aufkonzentrieren darf ausschließlich „Pekasol FG“ verwendet werden und es darf nicht mit anderen Produkten gemischt werden, da ansonsten die NSF-Zulassung erlischt. Wir empfehlen, alle neu zu befüllenden Systeme oder Anlagen zu spülen. In allen neu errichteten Anlagen, bei denen Stahl verwendet wird, ist eine Spülung unbedingt notwendig, um Flugrost, Metallspäne und weiteren Schmutz zu entfernen. Die Spülung mit einer 8-10 %-igen „PEX FG“-Reinigungslösung bereitet ein System optimal auf den Einsatz von „Pekasol FG“ vor. Die Spüllösung kann über den Abfluss entsorgt werden. Nach dem Spülvorgang sollte das System zügig gefüllt werden, damit keine erneute Korrosion entstehen kann. Auf eine vollständige Entlüftung der Anlage ist zu achten.
KKA: In welchen konkreten Bereichen wird „Pekasol FG“ derzeit bereits eingesetzt?
Kaiser: Wir haben Kunden aus dem Süßwarenbereich, aus Brauereien und aus der Zuckerherstellung. Das Feedback von Kunden- und Planer-Seite ist sehr positiv.
Guido Studer ist Projektleiter des technischen Büros bei der BMS Energietechnik AG in Wilderswil, Schweiz. BMS ist in der Schweiz und international auf verschiedenen Gebieten tätig, wie z.B. im Wärmeaustausch, in der Abwärmenutzung aus Kälteanlagen, in der Solar- und Frischwassertechnik sowie bei der Wärmerückgewinnung aus Schmutzwasser für Wäschereien und Industrieprozesse. Ein weiteres Kerngeschäft ist die „BMS power“-Modultechnik zur Kälte-, Klima- und Wärmeerzeugung.
KKA: Herr Studer, Sie sind bei BMS zuständig für den Kunden Schweizer Zucker und haben Ende 2017 den Produktionsprozess auf einen zertifizierten, lebensmitteltauglichen Wärmeträger umgestellt. Was waren die Gründe dafür?
Studer: Schweizer Zucker plante in 2017 eine technische Umstellung und Erweiterung im Produktionsprozess und wollte für das neue System das bisher verwendete „Pekasol L“ einsetzen. Wir haben daraufhin dem Kunden vorgeschlagen, diese Umstellung zu nutzen und auf den nach HT1 von der NSF zertifizierten Wärmeträger „Pekasol FG“ von pro Kühlsole umzustellen, denn die Leistungsmerkmale sind bei beiden Produkten identisch, jedoch von den Inhibitoren (die alle FDA gelistet sind) absolut lebensmitteltauglich.
KKA: Was ist der Hauptvorteil, der für die Verwendung eines zertifizierten Wärmeträgers spricht?
Studer: Technisch gesehen gibt es keine Unterschiede. Die bisher verwendeten nicht zertifizierten Wärmeträger sind auch für den Lebensmittelbereich geeignet. Entscheidender Unterschied: „Pekasol FG“ ist nach HT1 von der NSF für den Lebensmittelbereich zertifiziert. D.h. selbst bei einem zufälligen Kontakt mit dem Lebensmittel besteht keinerlei Gesundheitsgefährdung bei unbeabsichtigtem Verzehr.
KKA: Was sind weitere Argumente?
Studer: Für Schweizer Zucker – übrigens für jeden anderen lebensmittelproduzierenden Betrieb auch – bedeutet dies, dass bei einer Betriebsprüfung, wie z.B. einem ISO Audit, der Nachweis eines NSF-Zertifikates den gesamten Prüfungs-Prozess vereinfacht. Bei der Prüfstelle kann das Zertifikat als Unbedenklichkeits-Nachweis vorgelegt werden.
KKA: Wann macht aus Ihrer Planer-Sichtweise die Umstellung eines bestehenden Systems auf ein zertifiziertes Frostschutzmittel Sinn?
Studer: Eine Umstellung ist dann sinnvoll, wenn ein Wechsel des Wärmeüberträgers notwendig wird oder wenn neue Anlagen gebaut werden und erstmalig befüllt oder nach einer Systemerweiterung wieder befüllt werden.
KKA: Wie würden Sie Ihre Kunden aus dem Nahrungsmittel- und Getränkebereich hinsichtlich der Verwendung von Wärmeträgern zukünftig beraten?
Studer: Ein zertifizierter Wärmeträger bedeutet für den Betreiber ein höheres Maß an Sicherheit. Neben der zertifizierten Lebensmitteltauglichkeit und der Vereinfachung bei Prüfprozessen gibt es noch ein zusätzliches Argument für die Umstellung auf „Pekasol FG“. Eine jährliche Kontrolle wird für alle Produkte von pro Kühlsole kostenlos angeboten. Unser Kunde schickt eine Probe aus dem laufenden System an pro Kühlsole, diese wird analysiert und eine detaillierte Handlungsempfehlung vorlegt, ob der Inhibitoren-Gehalt noch in Ordnung ist oder ob nachjustiert werden muss. Insgesamt gesehen ein großer Vorteil an zusätzlicher Betriebs- und Produktsicherheit in der Lebensmittelproduktion.
KKA: Herr Kaiser, Herr Studer, vielen Dank für das Gespräch.