Neue Stiftungsprofessur für Verdichtertechnologie
Festkolloquium für Dr.-Ing. Robin Langebach
Am 1. März 2019 hat Dr.-Ing. Robin Langebach eine neu geschaffene Stiftungsprofessur „Verdichtertechnologie“ an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft angetreten. Anlässlich dieser Berufung fand am 5. April 2019 ein Festkolloquium im Schauwerk Sindelfingen statt, bei dem die ganze faszinierende Bandbreite der Verdichtertechnik deutlich wurde.
„Heimvorteil“ heißt die aktuelle Ausstellung im Schauwerk, dem Kunstmuseum am Bitzer-Firmensitz in Sindelfingen. Der Name dieser Ausstellung passte perfekt zum Festkolloquium für Dr. Robin Langebach und um einen Professor für Verdichtertechnologie ins Amt einzuführen, wurden doch in diesen Räumlichkeiten an gleicher Stelle früher Bitzer-Verdichter gefertigt, bevor das Gebäude von „The Schaufler Foundation“ in ein Museum verwandelt wurde. Aber der Verdichterhersteller Bitzer (www.bitzer.de) sorgte nicht nur für den würdigen Veranstaltungsort des Festkolloquiums, sondern ist auch Initiator und Stifter des neuen Lehrstuhls. Die Finanzierung der Professur erfolgt nämlich im Rahmen eines Stiftungsvertrags zwischen The Schaufler Foundation und der Hochschule Karlsruhe: eine außergewöhnliche Unterstützung der Hochschullandschaft durch ein Industrieunternehmen, die Hochachtung verdient. Die Firma Bitzer hat sich aber zuvor schon um die Förderung der Lehre verdient gemacht, wurde doch auch die Professur für Kälte-, Kryo- und Kompressorentechnik an der Technischen Universität Dresden, die von Prof. Ullrich Hesse geführt wird, von Bitzer initiiert und finanziert. Auch das Engagement von Bitzer bei der Valerius-Füner-Stiftung, die die Forschung an der Hochschule Karlsruhe im Bereich Kälte-, Klima- und Umwelttechnik fördert, passt in den Kontext.
Kein Beruf, sondern eine Berufung
Die Entscheidung für Dr. Langebach wurde nach einem längeren Auswahlprozess getroffen. „Aber was lange währt, wird endlich gut“, betonte Ingo Smit, der Vorstandsvorsitzende von The Schaufler Foundation, in seinem Grußwort. Er bedauerte, dass es dem 2015 verstorbenen Inhaber von Bitzer, Senator h.c. Peter Schaufler, nicht vergönnt gewesen sei zu erleben, dass es nun eine Professur für das Herzstück der Kältetechnik, den Verdichter, in Karlsruhe gibt. „Möge es nicht nur ein Beruf sein, sondern eine Berufung“, wünschte sich Smit an Dr. Langebach gewandt.
Frank Artiger, Rektor der Hochschule Karlsruhe, freute sich in seiner Rede über die weitere Schärfung des Profils der Hochschule im Bereich der Kälte-, Klima- und Umwelttechnik. Er gab einen kurzen Überblick über die Forschungsschwerpunkte in Karlsruhe. Einen Verdichterexperten könne man auch gut gebrauchen, erklärte Artiger, denn auch an der Hochschule Karlsruhe müsse „verdichtet“ werden. Es gebe nämlich einen höheren Flächenbedarf als derzeit verfügbar. Die einzelnen Forschungsbereiche müssten daher von den Räumlichkeiten her zusammenrücken. Aus- und Umbauten seien aber in der Planung bzw. in der Umsetzung, wobei bei allen Bauten das Ziel verfolgt werde, einen klimaneutralen Campus zu schaffen.
Nachfolgend zeigten Jörn Schwarz (ArGe-Kälte), Michael Arnemann (Hochschule Karlsruhe), Ullrich Hesse (TU Dresden), Prof. Hans Quack (TU Dresden), Christiane Thomas (TU Dresden), Eckhard Groll (Purdue University) und Florian Wieschollek (Rheinmetall Automotive) in einem spannenden Vortragsprogramm auf, welche enorme Vielfalt es im Bereich der Anwendungen und Funktionsprinzipien für Verdichtertechnik gibt – auch abseits der Kältemittelverdichtung: ein weites Forschungsfeld für Dr.-Ing. Langebach.
Vorbildliche Lehr- und
Forschungsmöglichkeiten
Dieser lobte in seiner Antrittsrede die hervorragenden Bedingungen für Lehre und Forschung an der Hochschule Karlsruhe. Er zeigte sich begeistert von der vorhandenen Labortechnik. Hierzu zählt u.a. ein voll reflexionsarmer Raum als Akustiklabor, Verdichterprüfstände, eine Klimakammer mit diversen Messständen, Möglichkeiten zur Werkstoffanalyse aber auch Hochleistungsrechner. Doch nicht nur die Ausstattung der Labore sei vorbildlich, ergänzte Langebach. Dies gelte auch für die Zusammenarbeit unter Kollegen. „Hier gibt es kein Denken in einzelnen Professuren, sondern in Instituten, an denen man sich unterstützt und Hand in Hand gemeinsam forscht.“
Und was ist in den kommenden Jahren am neuen Lehrstuhl für Verdichtertechnologie zu erwarten? Dr. -Ing. Langebach bezeichnet die Hochschule im Gespräch mit der KKA-Redaktion als eine Schnittstelle für Innovationen von Lehre, Industrie und Handwerk. Er plant eine intensive Zusammenarbeit mit Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in der Industrie – „und zwar nicht nur mit den Großen“. Weiter möchte er die Interdisziplinarität der Hochschule nutzen und ausbauen sowie ein attraktives Forschungsumfeld für und mit den Studierenden schaffen. „Ich will aber nicht nur in der Forschung aktiv sein, sondern für die Studierenden da sein und bei ihnen Begeisterung für einen technischen Studiengang wecken.“
Als erstes Forschungsprojekt hat Dr.-Ing. Langebach die numerische Simulation (z.B. Öltransportverhalten, Ventildynamik, innere Leckagen, Wärmetransport) im Blick sowie experimentelle Untersuchungen mit alternativen Kältemitteln, rund um die Akustik sowie das Ölmanagement. Als mögliche „Spielwiese“ nannte er die Miniaturisierung von Verdichtern.
Die KKA wünscht Dr.-Ing. Robin Langebach einen erfolgreichen Start an seiner neuen Wirkungsstätte.
Über Dr.-Ing. Robin Langebach
Robin Langebach, geboren 1981 in Greiz, hat Maschinenbau in der Vertiefungsrichtung Luft- und Raumfahrttechnik an der Technischen Universität Dresden (TU Dresden) und später berufsbegleitend an der Dresden International University (DIU) im Fachgebiet Wasserstofftechnologie studiert. Seit 2008 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am damaligen Lehrstuhl für Kälte- und Kryotechnik unter Prof. Hans Quack tätig, bei dem er auf dem Gebiet der Kryotechnik promovierte. Seit 2013 leitete er für fünf Jahre das Team Kältetechnik an der Bitzer-Professur für Kälte-, Kryo- und Kompressorentechnik unter Prof. Ullrich Hesse und war freiberuflich sowohl als Dozent an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden sowie an der Sächsischen Kältefachschule in Reichenbach tätig. Zuletzt konnte Robin Langebach noch wertvolle Erfahrungen und Kontakte in der Industrie sammeln. Er war bis zu seiner Berufung in der Entwicklung von Kleinkälteaggregaten zur Kühlung von Küchen und Elektronik für Luftfahrzeuge bei der Diehl Aviation Gilching GmbH tätig.