Norddeutsche Kälte-Fachtage in Springe

Komprimiertes Fachwissen zu wichtigen Branchenthemen

Am 12. und 13. April 2013 fanden an der Norddeutschen Kälte-Fachschule in Springe (NKF) wieder einmal die Norddeutschen Kälte-Fachtage statt. Die Fachtage boten die Möglichkeit, sich in komprimierter Form an zwei Tagen einen Überblick über die Themen zu verschaffen, die unsere Branche derzeit beschäftigen. Aber auch der Wissensaustausch mit Dozenten und Kollegen wurde intensiv genutzt.

Elektrofachkraft – wer darf was?

Die Norddeutschen Kälte-Fachtage in Springe boten im April 2013 an zwei Tagen ein umfangreiches und abwechslungsreiches Programm. Den Auftakt der Vorträge machte Jürgen Heile von der NKF. Das Thema seines Vortrags lautete „Elek­trofachkraft für festgelegte Tätigkeiten“. In der Kältetechnik sind elektrotechnische Arbeiten zwangsläufig notwendig, doch nicht jedem Mitarbeiter sind alle Tätigkeiten erlaubt. Hierzu sind gewisse Qualifikationen erforderlich. Sorgsam unterscheiden muss man dabei zwischen einer verantwortlichen Elektrofachkraft, einer Elektrofachkraft mit festgelegten Tätigkeiten und einer elektrotechnisch unterwiesenen Person. Als Elektrofachkraft gilt, wer auf Grund seiner fachlichen Ausbildung, Kenntnisse und Erfahrung sowie Kenntnis der einschlägigen Bestimmungen die ihm übertragenen Arbeiten beurteilen und mögliche Gefahren erkennen kann. Die Elektrofachkraft ist also kein erworbener Titel, sondern vielmehr ein Zustand, der eine regelmäßige Schulung und Fortbildung erfordert, was durch entsprechende Nachweise und Zertifikate dokumentiert werden muss.

Die Beurteilung des Ist-Zustandes einer Elektrofachkraft und die Festlegung, welche Tätigkeiten ausgeübt werden dürfen, erfolgt durch die verantwortliche Elektrofachkraft in einem Betrieb. In der Regel ist dies der Inhaber als Handwerksmeister selber oder – falls er z.B. als reiner Kaufmann nicht die erforderliche Sachkenntnis mitbringt – eine vom Unternehmer schriftlich bestellte Person (Die genauen Details liefert die VDE 1000.). Die Bestellung zur verantwortlichen und auch zur „normalen“ Elektrofachkraft sollte aus Gründen der Rechtssicherheit schriftlich erfolgen. Im Kältehandwerk gibt es durch eine Verbändevereinbarung zwischen BIV und ZVEH die besondere Situation, dass Gesellen mit dem Abschluss der Ausbildung auch automatisch die nötigen Qualifikationen mitbringen, um als Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten zu arbeiten. Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass die Ausübungsberechtigung nur auf wesentliche Tätigkeiten bei der Errichtung, Inbetriebnahme und Instandhaltung von Geräten in der Kälte- und Klimatechnik beschränkt ist. Diese Geräte dürfen an eine bereitgestellte Verteilung angeschlossen, geprüft und in Betrieb genommen werden. Verantwortliche Elektrofachkraft sind laut Verbändevereinbarung automatisch Kälteanlagenbauermeister mit bestandener Prüfung.

Effiziente Ventilatorentechnik

Wolf-Jürgen Weber, ebm-papst, informierte über energie- und geräuschoptimierte Ventilatoren für die Kälte- und Klimatechnik. Nach einer kurzen Vorstellung der Firma ebm-papst ging er u.a. auf die Themen EC-Motorentechnik, „AxiCool“-Ventilatoren für Verdampfer und die „AxiTop“-Lösung für Kondensatoren/Rückkühler ein.

Zuerst beschrieb er die technischen Hintergründe der EC-Technik. Bei einem klassischen Drehstrommotor wird in der Wicklung des Stators durch das Drehstromnetz ein magnetisches Feld erzeugt. Dieses induziert im Rotor ein Magnetfeld, was zu einer Rotation führt. Bei einem EC-Motor (EC = Electronical Commutation) handelt es sich vereinfach ausgedrückt um einen bürstenlosen Gleichstrommotor, wobei die Kommutierung elektronisch vorgenommen wird; der Anschluss erfolgt direkt an das Wechselstromnetz und die Drehzahl ist beliebig einstellbar. Der EC-Motor hat mehrere Effizienzvorteile. Zum einen hat er im Gegensatz zum AC-Motor keine Verluste im sogenannten Kurzschlusskäfig, was zu einer reduzierten Aufnahmeleistung führt. Sie sind stufenlos regelbar und damit optimal auf die jeweiligen Betriebsbedingungen einstellbar. Weiterhin haben sie eine größere Laufruhe, sie sind nahezu verschleißfrei und geräuschärmer als AC-Ventilatoren. Die Elektronik ist zusammen mit EMV, Motorschutz und Netzfilter im Motor integriert, was den Verdrahtungsaufwand minimiert. Zudem ist die Anbindung an die Gebäudeleittechnik einfacher.

Bei den „AxiCool“-Ventilatoren, die von Wolf-Jürgen Weber ebenfalls vorgestellt wurden, handelt es sich um eine Anwendungslösung für Kühlgeräte und Verdampfer. Sie haben eine sehr glatte Oberfläche, was für geringe Verschmutzung sorgt, ein stabiles Metallschutzgitter und erfüllen die Schutzart IP54. Mit dem optionalen Strömungsgleichrichter kann eine hohe Reichweite bei gleichzeitig kompaktem Design erreicht werden (nahezu Verdopplung der Wurfweite bei vergleichbarem Volumenstrom). Es gibt sie auch in einer Klappfunktion, die eine besonders einfache Reinigung des Tauscherblocks ermöglicht. Weitere praktische Details sind ein vom Kunden integrierbares Heizband im Kunststoffwandring (kürzere Enteisung) und integrierte Rinnen, die das Wasser besser abfließen lassen.

Mit dem „AxiTop“-Diffusor für Axialventilatoren hat ebm-papst eine neue, passive Komponente entwickelt, die für eine deutliche Verbesserung von Wirkungsgrad und Geräusch sorgt. Seine drucksteigernde Wirkung minimiert die Austrittsverluste und erlaubt eine bessere Anpassung des Ventilators an marktübliche Wärmetauscher. Ein besonderer Vorteil stellt die Reduzierung der Verluste nach dem Laufradaustritt dar. Die Diffusoren lassen sich in Neuanlagen einsetzen, aber auch der nachträgliche Einbau ist möglich.

Verschärfte F-Gas-Verordnung

NKF-Schulleiter Stephan Hofmann gab aus aktuellem Anlass einen Einblick in die (zu erwartenden) verschärften Anforderungen der F-Gase-Verordnung. Die Novellierung der Verordnung ist derzeit in der Verhandlungsphase in Brüssel (die KKA berichtete), aber Stephan Hofmann wagte schon einmal einen Blick in die Glaskugel, bzw. er beschrieb das Damo­klesschwert über dem Haupt unserer Branche. Wie scharf das Schwert letztendlich sein wird, ist noch nicht sicher. Aber es ist davon auszugehen, dass wir uns auf deutliche Veränderungen in der Kältemittellandschaft einstellen müssen. Z.B. werden die Anforderungen an die Häufigkeit von Dichtheitskontrollen künftig nicht von der Kältemittelfüllmenge in Kilogramm abhängen, sondern man muss in Tonnen CO2 umrechnen. Ein Beispiel: Einrichtungen, die fluorierte Treibhausgase mit einem Treibhauspotential (GWP) enthalten, das zwischen 5 und 50 t CO2 entspricht, müssen einmal jährlich auf Dichtheit kontrolliert werden. Eine Kälteanlage mit 3 kg R134a (= 4290 t CO2) musste bislang überprüft werden, nach der neuen Regelung nicht mehr; eine Anlage mit 1,3 kg R404A (= 5099 t CO2) war bislang von der Prüfung ausgenommen, künftig wird eine Dichtheitskontrolle fällig – wobei die Zukunft des R404A generell nicht rosig aussieht. Zahlreiche weitere Verschärfungen wurden von Herrn Hofmann vorgestellt. Doch da sie noch nicht endgültig entschieden sind, sollte man die Vorschläge im Verordnungsentwurf mit Vorsicht genießen. Man kann sich aber jetzt schon darauf einstellen, dass es in verschiedenen Anwendungen verboten sein wird F-Gase einzusetzen – Grenzwerte und Ausstiegsszenarien sind aber noch in der Diskussion. Die KKA wird sie über konkrete Entscheidungen aus Brüssel rechtzeitig informieren.

Weitere Fachvorträge

Alle Vorträge der Fachtagung ausführlich vorzustellen, würde den Rahmen dieses Nachberichts sprengen – daher an dieser Stelle nur in aller Kürze die Themen bzw. Kernaussagen der weiteren Referate:

Dirk Willenbokel, NKF, berichtete über Änderungen in der DIN EN 378 in ihrer Fassung von 2012. Hier müssen Anwender vor allem einige Änderungen bei den normativen Verweisungen beachten.

Peter Bachmann vom Bundesinnungsverband (BIV) stellte den Anwesenden die große Nachwuchskampagne des BIV vor (www.der-coolste-job-der-welt.de), die aufgrund der gestiegenen Anzahl an Ausbildungsverträgen im Kältehandwerk als voller Erfolg zu bezeichnen ist. Um dem aber nach wie vor bestehenden Nachwuchsmangel zu begegnen, sind weitere Aktivitäten erforderlich. Peter Bachmann präsentierte in Springe die Fülle an unterstützenden Werbematerialien und warb dafür, diese an Schulen und bei Veranstaltungen im eigenen Umfeld der Handwerksbetriebe intensiv einzusetzen.

Andreas Klotz, TÜV Süd, informierte über die sicherheitstechnischen Anforderungen an begehbare Kühlräume.

Brad Bray, advanced engineering, stellte die Vorteile für Betreiber heraus, wenn Wärmetauscher regelmäßig gewartet und gereinigt werden. In abschreckenden Bildern zeigte er einige verschmutzte Wärmetauscher und die hieraus resultierenden Folgen in Bezug auf Energieverbrauch, Raumluftqualität und Lebensdauer der Anlagen. Sein Unternehmen bietet zahlreiche Reinigungsmittel an, die zum Reinigen und Desinfizieren von Kälte- und Klimaanlagen eingesetzt werden können.

Vilim Mergl, CoolTool Technology GmbH, legte den Schwerpunkt seines Vortrags auf die Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen im Vergleich zu anderen regenerativen Heizsystemen. In einem zweiten Vortrag von Vilim Mergl standen die Themen Energiemonitoring und Systemoptimierung im Mittelpunkt.

Cord Steinhauer, Daikin, berichtete über das Kältemittel R32, das Daikin als eines der Kältemittel der Zukunft betrachtet.

Harald Conrad, Westfalen AG, ging ebenfalls auf die Kältemittelsituation ein. Er legte den Fokus auf die neuen HFO-Kältemittel (wie z.B. R1234yf) und ihre Einsatzmöglichkeiten in der stationären und Fahrzeugkühlung.

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