Bine-Interview zum 11. Internationalen Anwenderforum Oberflächennahe Geothermie
Das Internationale Anwenderforum Oberflächennahe Geothermie fokussiert auf geothermischen Quellensystemen sowie Grundwasserbrunnen, Erdwärmesonden, Erdwärmekollektoren und verwandten Technologien. Ein Themenschwerpunkt ist auch die unterirdische Speicherung von Wärme oder Kälte. Im BINE-Interview gibt Professor Roland Koenigsdorff als Tagungsbeirat eine Vorschau auf die Veranstaltung am 27. und 28. September 2011 in Regensburg.
Die Tagung wendet sich gezielt an Anwender.
Warum sollte ein Architekt die Technologie in Betracht ziehen? Gut ausgeführte und sachgerecht betriebene Anlagen mit oberflächennaher Geothermie bieten eine sehr gute Ausnutzung der eingesetzten Energieträger. Dies gilt für die Standard-Anwendung Wärmepumpen, noch stärker jedoch für die direkte geothermische Gebäudekühlung ohne Einsatz von Kältemaschinen.
Gerade, wenn künftig ein immer größerer Anteil der eingesetzten Primärenergie aus erneuerbaren Quellen stammt, ist es nach wie vor entscheidend, Energie möglichst effizient zu nutzen, denn auch die Bereitstellung erneuerbarer Energie ist mit erheblichen Investitionen verbunden. Trotz des nicht unerheblichen Strombedarfs für den Antrieb von Wärmepumpen sind diese in einer energetischen Gesamtbetrachtung eine effiziente Lösung. Dies setzt natürlich voraus, dass die geplanten Jahresarbeitszahlen auch erreicht werden. Hierbei ist jedoch grundsätzlich eine positive Entwicklung zu beobachten. Und wie sieht es mit den Kosten aus? Die Wirtschaftlichkeit dieser Systeme hängt sehr stark vom Anwendungsfall und den technischen, finanziellen und sonstigen Randbedingungen ab. In der Regel stehen höhere Investitionen reduzierten Energiekosten gegenüber. Ein allgemeingültiges Urteil ist meines Erachtens nicht möglich, die Wirtschaftlichkeit sollte deshalb im Einzelfall geprüft werden. Wichtig sind aber häufig auch andere Aspekte, wie die Robustheit eines Konzeptes gegenüber künftigen Energiepreissteigerungen. Ein großer Themenschwerpunkt ist die Qualitätssicherung. Gibt es hier Nachholbedarf? In der Folge des Booms bei Erdwärmesonden-Anlagen in den vergangenen Jahren kam es bedauerlicherweise zu einzelnen Schadensfällen, die bundesweit Aufsehen erregten; Staufen ist hier der nach wie vor der gravierendste Fall. Es gibt eben leider keine Energienutzung, die gänzlich ohne jedes Risiko wäre, und mit der Zahl der Anlagen steigt schon rein statistisch die Häufigkeit von Schadensfällen. Behörden, Verbände, Forschung, Planer und ausführende Firmen reagieren hierauf mit der Weiterentwicklung der Maßnahmen zur Qualitätssicherung. Neben aktuellen gesetzlichen bzw. verordnungsrechtlichen Entwicklungen sind vor allem Forschungsergebnisse zur Qualitätssicherung bei Erdwärmesonden – beim Thermal Response Test sowie bei der Verfüllung und Abdichtung der Bohrlöcher – ein wichtiger Schwerpunkt des diesjährigen Anwenderforums Oberflächennahe Geothermie. Dies ist bereits das 11. Anwenderforum. Wenn Sie zurückblicken, wie haben sich die Schwerpunkte im Laufe der Zeit verändert? Ich selbst bin seit 2003, also seit neun Jahren, bei der Tagung dabei. Wenn ich zurückblicke, zeigen die „Überschriften“ der Themen über die Jahre eine hohe Kontinuität. Veränderungen und Entwicklungen spiegeln sich vor allem innerhalb der Themenbereiche wider. In den letzten Jahren sind auch neue Aspekte hinzugekommen: Neben der klassischen Lösung – erdgekoppelte Wärmepumpe – tritt zunehmend die integrierte Nutzung von Wärme und Kälte in den Vordergrund. Weitere Schwerpunkte sind die Integration von Erdwärmesonden oder Wärmepumpen in Nahwärmesystemen, die Kombination von Geothermie und Solarenergie und auch die Erschließung weiterer Wärmequellen, wie z. B. die Abwasserwärme. 11. Internationales Anwenderforum Oberflächennahe Geothermie
27.09.11 bis 28.09.11 in Regensburg Das Internationale Anwenderforum Oberflächennahe Geothermie findet seit 2001 jährlich statt. Es wird von Dipl.-Phys. Manfred Reuß vom Zentrum für Angewandte Energieforschung Bayern (ZAE), Garching geleitet.