Albert Einstein entwickelte einen Kühlschrank

Ein offenes System ohne Stromversorgung und ohne bewegte Teile

Albert Einstein war als junger Wissenschaftler bei AEG in Berlin angestellt. Er beschäftigte sich unter anderem mit der Entwicklung eines Kühlschranks. Auslöser war vermutlich eine Zeitungsmeldung über einen tragischen Unfall in Berlin, bei dem ein defekter Kühlschrank eine ganze Familie das Leben gekostet hatte: Durch ein Leck im Kühlsystem war giftiges Schwefeldioxid ausgetreten und hatte die Familie im Schlaf erstickt.

Einstein nahm – so wird vermutet – das Ereignis zum Anlass, zusammen mit seinem Kollegen Leonard Szilard einen Kühlschrank zu entwickeln, der aus Sicherheitsgründen ohne die damals üblichen toxischen Kühlmittel und ohne Elektrizitätsversorgung auskommt, keine bewegten Teile enthält und nicht mit einem geschlossenen Kühlmittelkreislauf arbeitet. Die giftige Kühlflüssigkeit sollte vielmehr fortwährend unschädlich für die Bewohner, aus dem Wohnbereich entfernt werden. Gewählt wurde ein Kältekreislauf nach dem Absorptionsprinzip mit Wasserstrahlpumpe und Alkohol als Kühlflüssigkeit. Einsteins Kühlschrank hatte somit keinen geschlossenen Kreislauf – laut Patentschrift verbrauchte das Gerät pro Tag einen Liter reinen Alkohol und ein Viel­faches an Wasser.

Probleme bereitete der unterschiedliche Wasserdruck in einem Haus (1. bis X. Stock) und natürlich der penetrante Alkoholgeruch im Raum, ganz zu schweigen von der Gefahr, dass es bis zu einem zündfähigen Gemisch hätte kommen können – die Fenster waren damals sicher nicht so dicht.

Ein Prototyp des „Automatischen Beton-Volks-Kühlschranks“ wurde von der Firma Citogel (Hamburg) bis zu Fertigungsmustern vorangetrieben, die auf der Leipziger Messe 1928 und 1929 ausgestellt wurden. Das System wurde 1926 patentiert und die Patente an AEG und Elektrolux verkauft. Auch in den Vereinigten Staaten erhielt Einstein für den Kühlschrank das US-Patent Nummer 1.781.541 zugebilligt.

In Serie ging der „Einstein-Kühlschrank“ allerdings nie, weil in dieser Zeit die chlorierten Fluor­Kohlenwasserstoffe (FCKW) als ungiftige Kühlmittel auf den Markt kamen, die von da an den Bau von hermetischen Systemen ermöglichten.

Wissenschaftler der Universität Oldenburg haben den Kühlschrank von Einstein nachgebaut: Bei diesem Nachbau „erzeugt eine Wasserstrahlpumpe einen Unterdruck im Verdampfer, der eine Absenkung des Siede­punkts der Kühlflüssigkeit bewirkt. Dieser kann bei Verwendung von Aceton – je nach Wirksamkeit der Pumpe – bei bis zu -20 °C liegen. Durch Verdunstung sinkt die Temperatur so lange, bis der Dampfdruck der Flüssigkeit sich mit dem Umgebungsdruck im Gleichgewicht befindet. Zur Erhöhung der Pumpleistung ist im Gehäuse der Pumpe ein Absorber untergebracht, in dessen Inneren ein feiner Wassernebel das Kühlmittel aus dem Dampf auswäscht, das dann in gelöster Form mit dem Wasser abgeführt wird“, so die Funktionsbeschreibung auf der Internetseite der Uni Oldenburg. Weitere Informationen dazu finden Sie unter https://t1p.de/KKA1-24Einstein.

Knapp 50.000 Euro kostete die Entwicklung eines funktionstüchtigen Musters. Geldgeber war das Max-Plack-Institut für Wissenschaftsgeschichte (MWI) in Berlin – das MWI vergab den Auftrag im Rahmen des Einstein-Jahres 2005 nach Oldenburg. Das Gerät wurde in einer Einstein-Ausstellung im Kronprinzenpalais gezeigt. Interessant ist, dass auch Wissenschaftler der Universität Oxford unter der Leitung des Elektroingenieurs Malcolm McCulloch, diese Erfindung nachgebaut haben, um das System genauer zu verstehen, berichtete die Zeitung
The Guardian 2008.

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