Die Katze ist aus dem Sack
Nun ist sie endlich da (zumindest fast*), die überarbeitete F-Gase-
Verordnung. Genau genommen gibt es seit Anfang Oktober nach dem vierten und abschließenden Trilog (Verhandlungen zwischen EU-Parlament, Rat und Kommission) einen Kompromissvorschlag. Dieser muss freilich noch formell von Rat und Parlament angenommen werden. Aber man weiß zumindest schon mal, was drinstehen wird – auch wenn noch ein paar Fragen zum endgültigen Text zu klären sind.
Die Branchenverbände begrüßen zwar, dass man seitens der EU-Gremien endlich zu einem Kompromiss gefunden hat, wirkliche Begeisterung sieht aber anders aus – zumindest in unserer Branche. Man befürchtet Engpässe vor allem bei Service und Wartung von Bestandsanlagen und erwartet zudem eine Zunahme des illegalen Kältemittelhandels. „Mit der nun vorliegenden Vereinbarung können und müssen Betreiber und das Kälteanlagenbauerhandwerk für eine Zukunft nahezu ohne fluorierte Kältemittel planen“, so der Präsident des VDKF, Karl-Heinz Thielmann.
Was Service und Wartung angeht, sind die konkreten Verbote im ausgehandelten Kompromiss nun zwar nicht ganz so dramatisch ausgefallen, wie noch vor einiger Zeit befürchtet, es bleibt aber dennoch die Frage, ob letztlich genug recyceltes oder wiederaufbereitetes Kältemittel zur Verfügung stehen wird – zumal die Quoten insgesamt weiter reduziert und medizinische Anwendungen (z.B. in Dosiersprays) nun ebenfalls auf die Quote angerechnet werden. Bedenkt man die übliche Lebensdauer von Kälteanlagen, haben tausende von Anlagen auch in ein paar Jahren eigentlich noch lange nicht ihr Lebendende erreicht. Verwunderlich ist an diesem Punkt nur, dass man seitens der EU einerseits Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit diskutiert, andererseits aber Regulierungen geschaffen werden, die diesem Gedanken deutlich widersprechen.
Die ambitionierte Zeitschiene ist jedoch nicht nur hinsichtlich der Lebensdauer von Anlagen kritisch zu sehen. Die klare Tendenz hin zu natürlichen Kältemitteln, die entweder brennbar oder toxisch sind oder sehr hohe Anlagendrücke zur Folge haben, zieht einen großen Schulungsbedarf für einen sicheren Umgang mit diesen Stoffen nach sich. Auch wenn diese Kältemittel heutzutage freilich auf den Lehrplänen stehen, gibt es dennoch sehr viele Techniker und Monteure, die Ihre Ausbildung vor vielen, vielen Jahren abgeschlossen und seither nur mit synthetischen Kältemitteln gearbeitet haben. Die Schulungskapazitäten in der Branche sind nun einmal endlich.
Obwohl die Branche nochmal mit einem blauen Auge davongekommen ist, kann ich nur empfehlen: Informieren Sie sich frühzeitig!
Ihr KKA-Chefredakteur
Matthias Schmitt
