Historikertagung 2023 in Kulmbach
Gemeinschaftsveranstaltung des HKK zusammen mit den DKV-Senioren und dem Ü60-Kreis des VDKF
Beginnend mit der Mitgliederversammlung des Vereins „Historische Kälte- und Klimatechnik e.V.“ (HKK) fand vom 15. bis 17 Juni 2023 die Historikertagung in Kulmbach statt. Mit von der Partie waren bei der gemeinsamen Veranstaltung auch einige Senioren des DKV und des VDKF-Ü60-Kreises. Das hervorragend organisierte Programm bot neben Fachvorträgen und Besichtigungen beim Wärmepumpenherstellen ait in Kasendorf sowie einem Vortrag über die Geschichte der Kältetechnik im Brauwesen direkt im Museum der Mönchshof Brauerei in Kulmbach auch ein umfangreiches kulturelles Begleitprogramm – und viele interessante Geschichten um historische Zeugnisse unserer Branche.
„Der Verein ‚Historische Kälte- und Klimatechnik e.V.‘ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der Kälte- und Klimatechnik zu dokumentieren und sie allen Interessierten zugänglich zu machen.“ Die Initiative betrachtet es als ihre Aufgabe, „den Entwicklungsstand von den Anfängen bis heute zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“ So ist es auf der Internetseite des HKK zu lesen und unter diesem Motto fand – neben vereinsrechtlichen Formalien – auch die Mitgliederversammlung am 15. Juni statt.
Zunächst begrüßte Roland Handschuh als Vorsitzender des HKK die Teilnehmer an der Mitgliederversammlung, die mit 22 Teilnehmern fast so gut besucht war wie die Veranstaltungen in Weimar 2018 oder Wien 2019, Lokalitäten also, die schon allein durch ihr Ambiente sehr verlockend sind. Im Übrigen waren an der gesamten Tagung inklusive der mitgereisten Partnern 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zugegen. Handschuh sah die gute Resonanz auch als Indiz dafür, dass eine persönliche Ansprache von Kollegen und Kunden durchaus effektiv ist.
In seinem Jahresbericht ging er zunächst auf den Messeauftritt bei der Chillventa als Highlight des letzten Jahres ein. Dank der Firma Teko wurden die Messeexponate hergerichtet und nach Nürnberg transportiert. Der historische Kühlschrank funktionierte hervorragend und war stets mit Flensburger Bier gefüllt. Das andere Exponat, das im Übrigen von Kurt Goetz aus der Schweiz beigesteuert wurde, war eine Kälteanlage, die rund 60 Jahre in Betrieb war! Ein besonderer Dank ging an dieser Stelle auch an die NürnbergMesse, die dem HKK den Messestand und die Grundausstattung zur Verfügung gestellt hatte.
Weiter berichtete Handschuh, dass das Archiv im Museum „Frigotheum“ in Maintal teilweise bereits digitalisiert ist und noch weiter digitalisiert werden soll. Ferner wurde eine Animation der Ur-Linde-Maschine erstellt, die nach dem letzten Schliff die Funktionsweise auf anschauliche Weise vermittelt. Fast sechs Tonnen bringt die Original Linde-Kältemaschine auf die Waage. Mit 2,40 m Höhe, 5,30 m Breite und 2,10 m Tiefe ist das Exponat auch eines der größten im Haus der bayerischen Geschichte in Regensburg. Ursprünglich stand die Maschine in einer Brauerei in Triest und kam in den 20er Jahren nach Wien, um im Archiv des Technikmuseums zu landen. Von dort wurde sie 2019 als Dauerleihgabe nach Regensburg gebracht.
Handschuh bedankte sich abschießend bei den aktiven Mitgliedern und bei Harald Erös, der inzwischen einen LinkedIn-Auftritt für den HKK erstellt hat. Der Verein hat aktuell 101 Mitglieder, so HKK-Geschäftsführerin Carmen Stadtländer in ihrem Bericht. Ferner erreichen die Geschäftsstelle regelmäßige Anfragen zu historischen Objekten.
Adalbert Stenzel berichtete über die Öffentlichkeitsarbeit und die Website, die ein wichtiges Aushängeschild für den HKK ist: „Wir berichten nach wie vor alle zwei Monate über unsere Aktivitäten und neuen Erkenntnisse zur Geschichte der Kälte- und Klimatechnik und es gibt immer noch interessante, rätselhafte Dinge zu erforschen – siehe „Aktuelles aus dem Verein“ vom Juni. All dies kündigen wir in der Rundmail am Monatsende an und veröffentlichen es auf der Website. Das Interesse an den Inhalten der Website ist weiterhin groß.“ Technisch müsse der Internetauftritt jedoch überarbeitet werden, so Stenzel.
Ein wichtiger Tagesordnungspunkt war die „Straße der Kälte“. Der HKK hatte es sich von Anfang an zur Aufgabe gemacht, historisch interessante Zeugnisse der Kälte- und Klimatechnik aufzuspüren, diese in der „Straße der Kälte“ zu dokumentieren und sie nach Möglichkeit Interessierten zugänglich zu machen. Damit soll auch das Interesse der Betreiber und Träger, sowie der Öffentlichkeit geweckt werden, diese Objekte und Anlagen zu erhalten. Nun sind jedoch seit der Gründung 23 Jahre vergangen. Daher hatten sich Dr. Wolfgang Lange, Harald Erös, Roman Brüderl und Gerhard Gregor die Regionen aufgeteilt, um zu überprüfen, ob die Objekte noch existieren und ob die Ansprechpartner noch stimmen. Bei den Recherchen ist man übrigens auf weitere Objekte gestoßen. Insgesamt sind – von wenigen Ausnahmen abgesehen – die meisten Objekte noch vorhanden. Vor-Ort-Besuche finden jedoch relativ selten statt, die meisten Stationen werden online über die Internetseite des HKK „betrachtet“. Die Objekte, die sich in einem Museum befinden oder deren Standort einen Event-Charakter hat, sind in der Regel sehr gut erhalten. Mancherorts befindet sich das Ausstellungsstück jedoch im Freien (z.B. auf einem Firmengelände) und wird eher stiefmütterlich behandelt.
Interessantes Detail aus den Ausführungen von Roman Brüderl: Die Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) kannte man schon vor 130 Jahren! In den sogenannten Dampfbrauereien wurde der Dampf, der zum Beheizen der Sudkessel diente, vorher über eine Dampfmaschine entspannt, welche zum Antrieb der Kältemaschine und eines Generators genutzt wurde. Ein nicht ganz so altes Beispiel war am folgenden Tag im Museum der Mönchshof Brauerei zu besichtigen. So kamen noch zu manchen Objekten, die überprüft wurden, interessante Geschichten und Werdegänge zutage, sodass sich die KKA entschlossen hat, gemeinsam mit dem HKK regelmäßig einzelne Objekte und deren Besonderheiten im Heft kurz vorzuzustellen.
Zum Ende der Mitgliederversammlung übergaben Harald Erös und Alfred Binder vom ÖGKT Roland Handschuh ein druckfrisches Buch über Gemeinschaftskühlräume in der der Steiermark („Frostige Spurensuche“) für die Bibliothek des HKK.
Am folgenden Tag stand zunächst ein Besuch bei ait in Kasendorf an. Nach der Begrüßung durch Edgar Timm, Director R&D ait-group, und hoch interessanten Vorträgen zum Unternehmen, zu Simulationsrechnungen und Akustikmessungen konnten die Teilnehmer im Rahmen einer Führung die Produktion und das Prüflabor besichtigen. Nachmittags führte Roman Brüderl durch das Museum der Mönchshof Brauerei in Kulmbach und erläuterte direkt an den Ausstellungsstücken die Geschichte der Kältetechnik im Brauwesen.
Insgesamt – auch mit den weiteren kulturellen Programmpunkten – war dies eine sehr interessante und angenehme Veranstaltung. Man kann nur jedem, der sich ein klein wenig für die Entwicklung unserer Branche interessiert, empfehlen, an einer der nächsten Tagungen teilzunehmen. 2024 wird die Tagung vom 6.-9. Juni in Aachen stattfinden.
Der Verein „Historische Kälte- und Klimatechnik e.V.“ (HKK) …
…wurde am 25. Mai 2000 auf Initiative verschiedener Organisationen der Deutschen Kälte- und Klimatechnik gegründet. Ziel ist es, den Entwicklungsstand der Kälte- und Klimatechnik von den Anfängen bis heute zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ausgangspunkt der Gründung war die Sammlung von Heinz Bacher, welche am 5.2.2000 in Maintal eintraf. Bacher hatte praktisch während seines ganzes Berufslebens Geräte, Bauteile und Unterlagen von alten Kälte- und Klimaanlagen gesammelt, weil er überzeugt war, dass solche Dinge wie auch die damit verbundene geistige Leistung unserer Vorgänger, zum allgemeinen Nutzen erhalten werden sollten.
Als wesentliche Aufgabe sieht der Verein daher, die Bedeutung der Kälte- und Klimatechnik für das tägliche Leben und für die Volkswirtschaft aufzuzeigen. Sie hat ihren heutigen hohen Standard nur dadurch erreicht, dass sie auf die Erfahrungen von gestern zurückgreifen konnte. Ohne diese Vorarbeit unserer Vorgänger, von Vor- und Querdenkern, von Tüftlern und „Besessenen“ wäre dies nicht möglich gewesen. Diese Erkenntnisse und Erfahrungen der früheren Jahre geraten immer mehr in Vergessenheit. Oft genug kann man feststellen, dass etwas als neu „verkauft“ wird, was in Wirklichkeit schon längst vorhanden war; es ist eben nur in Vergessenheit geraten.
Mit der Darstellung der Kälte- und Klimatechnik sollen darüber hinaus auch zukunftsweisende Entwicklungen aufgezeigt werden. Der HKK betreibt eine hoch interessante Internetseite (www.vhkk.org), über die unzählige Dokumente (Firmenschriften, Gutachtenarchiv, Unternehmensgeschichten, Fachvorträge, Biografien und Geschichten, Veröffentlichungen und Ausarbeitungen) zugänglich sind. Ferner unterhält der Verein eine Fachbibliothek sowie ein Museum mit historisch bedeutsamen Exponaten aus der Kälte- und Klimatechnik und erfasst externe Objekte und Industriedenkmäler in der „Straße der Kälte“.