40 Jahre Teko

Wie „zufällig“ ein weltweit tätiges Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitern entstand

Am 22.7.1982 wurde die TEKO Gesellschaft für Kältetechnik mbH gegründet. Ursprünglich handelte das Unternehmen mit „Technischen Komponenten“, was das Akronym TEKO eigentlich bedeutet. Die Gründung erfolgte jedoch eher aus einer gewissen Not heraus, wie Geschäftsführer Edgar Holzhäuser im folgenden Interview mit der KKA schilderte. Doch ganz so zufällig war die weitere Entwicklung des Unternehmens sicher nicht. Mit Weitblick und viel Kreativität meisterte man in den zurückliegenden 40 Jahren manche Herausforderung und begegnete vielfältigen Veränderungen im Markt. Das ist auch heute noch so.

KKA: In der Unternehmensbeschreibung auf Ihrer Homepage ist zu lesen, dass die Ursprünge von TEKO im Handel von „Technischen Komponenten“ liegen – daher auch der Name „TEKO“. Können Sie etwas mehr zu den Anfängen des Unternehmens sagen? Wer waren die Gründer?

Holzhäuser: Eigentlich erfolgte die Gründung von TEKO eher zufällig. Edgar Kirschniok und Kurt Kohr hatten mit der Prestcold GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main im Roderbergweg am Bahnhof Frankfurt-Ost seit 1974 den Deutschlandvertrieb der englischen Prestcold-Kompressoren. Nachdem jedoch Prestcold von David Abel bzw. seiner Firma Suter PLC aufgekauft und das Werk für vollhermetische Kompressoren in Glasgow geschlossen wurde, hatten sie hier eigentlich kein Produkt mehr. Allerdings suchte zu dieser Zeit Aspera eine neue Vertretung auf dem deutschen Markt. Kirschniok konnte die Italiener überzeugen, dass man mit Prestcold bereits Halbhermetiks im Programm hatte und somit Aspera das Lieferprogramm sehr gut ergänzen würde. Eine Bedingung von Aspera war jedoch, dass der Vertrieb nicht unter dem Dach von Prestcold erfolgen solle. Das war 1982 der Anlass für die Gründung von TEKO. 1985 kam dann Christoph Bänfer dazu, ich selbst 1986, zunächst als Technischer Leiter, 1996 als Gesellschafter und 2005 als Geschäftsführer.

KKA: Wie hat sich das Unternehmen danach entwickelt? Wieso hat man mit der Fertigung von Kälteaggregaten begonnen?

Holzhäuser: Nach und nach kamen andere Komponenten hinzu – Wärmeübertrager, Kältemittelkreislauf- und Regelungskomponenten, Elektronik etc. und damit 1985 auch der Regelhersteller Wurm, mit dem wir seither sehr eng und gut zusammenarbeiten. Im Übrigen hatte Prestcold immer schon eine kleine Werkstatt für die Fertigung kleinerer Anlagen. Schließlich waren Ende der 80er Jahre Verbundanlagen in aller Munde, zunächst aber eher nur bei den Anlagenbauern. So haben wir begonnen mit unseren Stammkomponenten auch fertige Anlagen anzubieten. Das wurde gut angenommen. Mit der Wende hatten die Kälteanlagenbauer kaum mehr Zeit und dieses Geschäft ist stark angewachsen. Das hatte auch mit dem Fernmeldeausbau im Osten zu tun. 1994 ist Frankfurt schließlich aus allen Nähten geplatzt und TEKO ist nach Altenstadt umgezogen. Dort haben sich im Fünfjahresrhythmus die Produktionsflächen verdoppelt.

KKA: Sie haben auch recht früh begonnen, Anlagen mit natürlichen Kältemitteln zu bauen. Welche Überlegungen haben zu dieser Entscheidung geführt?

Holzhäuser: Wir haben bereits in den 90er Jahren mit Propan und indirekten Systemen gearbeitet. Zu dieser Zeit mit dem damaligen Energiemix konnten sich diese Lösungen jedoch nicht gegen R134a durchsetzen. Allerdings hat Aldi Süd Mitte der 2000er Jahre beschlossen, nur noch CO2-Anlagen einzusetzen. Daraufhin haben wir unsere erste Musteranlage mit CO2 gebaut – natürlich auch, um diesen Kunden zu halten. Es gab zu dieser Zeit jedoch noch gar keine Komponenten, die für CO2 zugelassen waren. Insofern war das Ganze schon ein wenig visionär, da die weitere Entwicklung noch nicht so klar absehbar war. Es gehört aber auch dazu, sich auf Dinge vorzubereiten, die kommen könnten. Heute verkaufen wir zu 85% CO2-Anlagen.

KKA: Wenn ich mich recht erinnere, wurde TEKO 2005 von den Herren Millbrodt gekauft*) und in Reiss integriert, was man anfangs jedoch gar nicht so sehr publik gemacht hat. Erst 2009 ging man mit einer Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Zwei starke Partner garantieren Qualität“ in die Offensive. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

*) Genau genommen wurde die Majorität der TEKO-Inhaber Edgar Kirschniok und Kurt Kohr an die KKVB Kälte-Klima-Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH (Holding u.a. von Reiss) verkauft.

Holzhäuser: Im Grunde ging es auf Seiten von TEKO um die Nachfolge von Edgar Kirschniok und Kurt Kohr – zudem ist es ein weiterer Vertriebsweg. Aus Sicht von Reiss war TEKO eine Ergänzung zum klassischen Großhandelsmodell, da andere Marktbegleiter bereits eine eigene Produktion hatten – davor hatte Reiss einen Verbundbau in Frankreich, der dann bei TEKO integriert wurde. Reiss hat das nie proaktiv propagiert, da es in der Außendarstellung auch keinen Sinn macht. Für den Kälteanlagenbauer bei Reiss an der Theke macht es keinen Unterschied und TEKO hat weiterhin seinen Schwerpunkt im Supermarktbereich.

KKA: Welche besonderen Meilensteine sehen Sie noch in der Geschichte von TEKO und welche Namen sind damit verbunden?

Holzhäuser: Wichtig ist vor allem die Zusammenarbeit mit Wurm. Wir sind miteinander gewachsen, da sich Wurm über TEKO auch einen Vertriebsweg zu den Anlagenbauern eröffnet hat. Intern waren es die immer wieder wachsenden Flächen und der Wechsel auf die KKVB (Reiss). Seit dem sind wir auch bei anderen Herstellern salonfähig geworden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir pro Kernbereich des Kältekreises nur ein Produkt und waren damit auch Wettbewerb zu größeren Herstellern. Mit Reiss hat sich das grundlegend geändert.

KKA: Was würden Sie rückblickend anders machen?

Holzhäuser: Die Investition in Russland hätten wir lieber sein lassen sollen. Das hat nichts mit dem Krieg in der Ukraine zu tun. Leider haben wir auf einen falschen Partner gesetzt und nach einem Brand war alles verloren. Natürlich sind auch unsere aktuellen Projekte, z.B. in Thailand oder Kolumbien, mit einem gewissen Risiko und Vertrauen in unsere lokalen Partner verbunden, aber deswegen unternimmt man was – auch mit dem Risiko zu scheitern. Wir sind Mittelständler, also durchaus flexibel und schnell. Es ist auch eine Frage der Fehlerkultur. Man darf Fehler machen, aber man muss darüber reden. Letztlich gehört der Fehler dem Unternehmen und man kann durchaus einen Mehrwert da­raus ziehen.

KKA: Ein Blick in die Zukunft: Wie reagieren Sie auf die aktuellen Entwicklungen (Lieferengpässe, Materialpreise)?

Holzhäuser: Mit viel Kreativität, sowohl bei der eigenen Mannschaft als auch bei den Partnern wie Wurm. So kann man eine Kälteanlage auch mal ohne schickes Display laufen lassen und das Display eben nachliefern, wenn es da ist – Hauptsache die Kälte läuft. Und wenn die Kupferrohre nach der einen Norm nicht lieferbar sind, müssen halt andere nach einer anderen Norm verarbeitet werden. Das bedeutet ohne Zweifel einen großen Aufwand in der Produktion und drückt die Effizienz.

Lieferketten sind gut, wenn sie funktionieren. Es zeigt sich nun, dass eine Produktion in China vielleicht doch nicht so eine gute Idee war. Aktuell haben wir als Spitzenreiter eine Lieferzeit von 126 Wochen für einen Ventilatormotor.

Wir haben aber dank der angesprochenen kreativen Lösungen noch keinen Auftrag verloren. Es liegt nun mehr Geld im Lager, weil wir die Bestände deutlich nach oben gefahren haben, und wir stützen uns auf mehr Lieferanten, vier statt zwei, was jedoch ebenfalls höhere Kosten nach sich zieht, da Anschlüsse, Dokumentation usw. immer unterschiedlich sind.

Allerdings tangieren uns die Kältemittelpreise weniger, da unser Schwerpunkt seit langem schon auf natürlichen Kältemitteln liegt. Damit sind wir insgesamt gut vorbereitet.

KKA: Besten Dank für das Gespräch

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