Basisdemokratie beim VDKF
Begeben Sie sich doch gedanklich mit mir einmal auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Stellen Sie sich eine VDKF-Mitgliederversammlung vor, bei der Rudolf Pütz als Geschäftsführer und Christian Scholz noch als Präsident agieren. Und stellen Sie sich dann eine Frage aus dem Kreis der VDKF-Mitglieder vor, bei der es um die Einnahmen aus der Messe IKK, die Finanzlage der IKK GmbH (100-%ige Tochter des VDKF e.V.) oder um die VDKF-Immobilie, das Josef Biber-Haus, geht. Derartige Fragen wurden früher nach dem immer gleichen Schema behandelt – oder besser gesagt abgebügelt. Themen, die die IKK GmbH beträfen – und die Messe IKK und das Josef Biber-Haus waren bzw. sind Eigentum der IKK GmbH – müssten nicht im Rahmen einer VDKF-Mitgliederversammlung diskutiert werden; wer dem Aufsichtsrat der IKK GmbH nicht traue, solle halt andere Vertreter in das Gremium wählen, hieß es sinngemäß. Thema beendet.
Wer im April 2013 zur VDKF-Versammlung nach Bremen gekommen war, konnte sich beim Vergleich zu früheren Versammlungen verwundert die Augen reiben. Wolfgang Zaremski als Präsident und Norbert Hengstermann als Geschäftsführer haben die VDKF-Mitgliederversammlung in bemerkenswerter Weise aufgewertet. Die Mitglieder wurden nicht mehr einfach nur informiert, was sich Präsidium und Verwaltungsrat ausgedacht haben, sondern sie wurden in Entscheidungsprozesse eingebunden und ihre Stimme hat Gewicht. Deutlich wurde dies vor allem bei der intensiven und emotional geführten Diskussion über die Zukunft des Josef Biber-Hauses (Lesen Sie hierzu auch den ausführlichen Bericht zur VDKF-Versammlung in dieser Ausgabe.). Der VDKF-Verwaltungsrat und der Aufsichtsrat der IKK GmbH hatten im Vorfeld der Versammlung bereits beschlossen, dass das Josef Biber-Haus verkauft werden solle. Dieser Beschluss wurde dann aber von den Mitgliedern heftig kritisiert und mit deutlicher Mehrheit wurde ein Votum für den Erhalt des Hauses abgegeben. Merke: Formaljuristisch hätten die VDKF-Mitglieder einen Verkauf nicht verhindern können. Das Meinungsbild der Mitglieder pro Josef Biber-Haus war aber so eindeutig, dass Wolfgang Zaremski und Norbert Hengstermann dies als Auftrag mitnahmen, ein Konzept für den Verbleib des Hauses in VDKF-Besitz zu erarbeiten. Lobenswerte Basisdemokratie!
Einen kleinen Wermutstropfen gab es jedoch: In Bremen waren nur etwa 5 % der Mitglieder erschienen. Die spannenden Themen der Versammlung hätten sicher mehr Beteiligung verdient gehabt. Aber wer weiß, vielleicht lassen sich ja künftig mehr Mitglieder davon überzeugen zu kommen, wenn sie wissen, welches Gewicht ihre Stimme mittlerweile hat.
Ihr Christoph Brauneis