Hitzige Diskussion um
Josef Biber-Haus
VDKF-Mitgliederversammlung in Bremen
Josef Biber-Haus
Am 19. April 2013 trafen sich die Mitglieder des VDKF (Verband Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe e.V.) zur jährlichen Mitgliederversammlung in Bremen. Wichtige Themen waren die Zusammenarbeit der Verbände, die Neuwahlen der VDKF-Vizepräsidenten, die noch intensivere Nutzung der LEC-Software und die Zukunft der VDKF-Immobilie in Bonn. Das sogenannte Josef Biber-Haus, bei dem umfangreiche Sanierungsmaßnahmen anstehen, sollte laut Beschluss des VDKF-Verwaltungsrats und des Aufsichtsrats der IKK GmbH verkauft werden. Das sahen die VDKF-Mitglieder jedoch anders.
Die VDKF-Versammlung in Bremen am 19. April 2013 hatte einiges zu bieten: Wichtige Branchenthemen, intensive Diskussionen, Emotionen und nicht zuletzt ein ansprechendes Rahmenprogramm. Einziges Manko: Die Versammlung hätte deutlich mehr Besucher verdient gehabt. Hier hat der VDKF schon seit Jahren mit dem gleichen Problem zu kämpfen, dass die Mitglieder die jährliche Versammlung ihres Verbandes nicht bzw. nur in begrenzter Zahl nutzen, um sich zu informieren und untereinander auszutauschen. Nur 42 stimmberechtigte Mitglieder waren nach Bremen gekommen – doch diese dürften ihre Anreise sicher nicht bereut haben.
Josef Biber-Haus bleibt in VDKF-Besitz
Das Josef Biber-Haus in Bonn ist der Verbandssitz des VDKF. Die stattliche Immobilie – die ehemalige belgische Botschaft – sollte zum „Haus der Kälte“ werden, in dem alle Kälteverbände (VDKF, BIV und ÜWG) ihren Platz finden. Eine Zeitlang hatte es diesen Zustand auch gegeben, doch die Eiszeit zwischen BIV und VDKF während der IKK/Chillventa-Querelen hatte dazu geführt, dass der BIV ins nahe gelegene Siegburg umgezogen ist. Nun sitzen VDKF und ÜWG in einer Immobilie, die der IKK GmbH (eine 100-%ige Tochter des VDKF e.V.) als Eigentümerin des Hauses Jahr für Jahr ein finanzielles Loch in die Tasche reißt. Die IKK GmbH erzielt zwar Einnahmen durch Vermietung; denen stehen aber Ausgaben für laufende Kosten gegenüber. Das größere finanzielle Problem bereiten aber die Zinsen und Tilgung, denn das Josef Biber-Haus ist noch lange nicht abbezahlt. So entsteht Jahr für Jahr eine Unterdeckung in Höhe von ca. 20 000 Euro. Die Situation wird noch dadurch erschwert, dass das Haus in die Jahre gekommen ist und Reparaturen und Modernisierungsmaßnahmen anstehen, die laut einer ersten Schätzung die Größenordnung von 500 000 bis 600 000 Euro haben. 2012 mussten bereits 40 000 Euro für nicht aufschiebbare Reparaturen ausgegeben werden. Da nicht wie früher fette Einnahmen aus einer Messe IKK in die Kasse kommen, musste reagiert werden. Und so hatten VDKF-Verwaltungsrat und der Aufsichtsrat der IKK GmbH im Vorfeld der Mitgliederversammlung entschieden, dass die Immobilie verkauft werden soll, wobei sich die Mitglieder der beiden Gremien die Entscheidung für den Verkauf nicht leicht gemacht hätten, wie Aufsichtsratmitglied Steffen Klein, Fa. Combitherm, deutlich machte.
Im Gegensatz zu früheren Zeiten mit Rudolf Pütz als Geschäftsführer wurde die Entscheidung den Mitgliedern aber nicht nach dem Motto „friss oder stirb“ vorgeworfen, sondern die VDKF-Führung hatte auch entschieden, dass die Mitglieder eingebunden und ihr Votum eingeholt werden sollte. Und dieses Votum fiel in Bremen ganz eindeutig für den Erhalt des Josef Biber-Hauses als Verbandssitz aus. Einige Äußerungen aus der Diskussion verdeutlichen die Stimmungslage: Dieter Rochhausen, Rochhausen Kältesysteme GmbH, betonte, dass es das Ziel aller sein müsse, im Josef Biber-Haus wieder alle Kälteverbände zusammenzuführen. Ein solches Zentrum dürfe man nicht so einfach aus der Hand geben. Der ehemalige VDKF-Präsident Werner Häcker bezeichnete das Josef Biber-Haus als „emotionalen Kern“ des VDKF, den jeder Verband benötige. Früher sei dies die Messe IKK gewesen, jetzt könne sich das Josef Biber-Haus dazu entwickeln. Es müsse sich aber zum tatsächlichen „Haus der Kälte“ verändern, in das auch BIV und ZVKKW einziehen. Diese Aussagen stießen auf breite Zustimmung bei den Anwesenden.
Die Zeichen, dass auch BIV und VDKF nach Bonn umziehen könnten, scheinen übrigens nicht schlecht zu stehen. BIV-Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister hatte dies im Interview mit der KKA (KKA 2/2013) schon deutlich gemacht und betonte auch in Bremen noch einmal seine Bereitschaft, sich im eigenen Verband für einen Umzug einzusetzen.
VDKF-Präsident Wolfgang Zaremski machte den Mitgliedern noch einmal unmissverständlich klar, dass eine Entscheidung pro Josef Biber-Haus ein Entschluss mit langfristiger Wirkung sei. Den könne man dann nicht mittelfristig wieder kippen. Es müsse auch allen klar sein, dass einiges an Arbeitskraft der VDKF-Mitarbeiter für den Betrieb der Immobilie und in noch stärkerem Maße für den Fall der anstehenden Modernisierungsmaßnahmen gebunden werde. „Soll sich ein Verband mit Immobilienfragen befassen? Wir haben wichtigere Aufgaben zu bewältigen“, fragte er in die Runde. Zudem müsse man sich auch noch intensiv mit der Frage der Finanzierung der Baumaßnahmen befassen.
Werner Häcker schlug daraufhin vor, dass VDKF-Mitglieder einen symbolischen Baustein für 1000 € erwerben könnten, um einen Teil der Baumaßnahmen zu finanzieren. Dies würde auch die Identifikation mit dem VDKF stärken. Wolfgang Zaremski gab diesen Vorschlag als Frage in die Runde in Bremen, wer denn dazu bereit sei, und war wohl selbst erstaunt über die große Zahl der Hände, die in die Höhe gingen. Hochrechnen auf die Gesamtzahl der VDKF-Mitglieder darf man dies aber nicht, denn in Bremen waren schließlich vor allem die persönlich erschienen, denen der VDKF besonders am Herzen liegt. Ein besseres Ambiente für diese Diskussion hätte es im Übrigen nicht geben können, denn für den Kauf des Gebäudes der Handwerkskammer Bremen (die älteste Handwerkskammer Deutschlands und wohl auch weltweit), in dem die VDKF-Versammlung stattfand, bürgten 1861 viele Handwerker und Gewerbetreibende der Stadt Bremen mit ihrem persönlichen Vermögen – ein Zeichen der Solidarität, das noch über 150 Jahre später die VDKF-Mitglieder zu inspirieren schien.
Interessant, dass die VDKF-Mitglieder beim Josef Biber-Haus so emotional reagiert haben. Ein kleiner Blick in die Vergangenheit: 2008 hatten sich die Mitglieder noch für einen Verkauf der Immobilie und einen Umzug der Geschäftsstelle nach Berlin stark gemacht. Dass dieser Entschluss dann noch vom Präsidium unter dem damaligen Präsidenten Werner Häcker aus Kostengründen gekippt wurde, hatte 2008 zu einem heftigen Streit und dem fast vollständigen Rücktritt des Verwaltungsrats geführt. Damals war man bereit, das Josef Biber-Haus zu verkaufen, nun also ein klares Votum für das Haus der Kälte.
LEC-Software für alle
Der Vorsitzende des VDKF-Landesverbands Nord-West, Martin Specht, hatte für die VDKF-Versammlung den Antrag eingereicht, dass der Kauf der LEC-Software nicht mehr wie bisher für alle Mitglieder verpflichtend sein, sondern stattdessen auf freiwilliger Basis erfolgen solle. Die LEC-Software ist ein praxisgerechtes Werkzeug für das Monitoring von Kälte- und Klimaanlagen, dessen Bedeutung im Zuge der Novellierung der F-Gase-Verordnung noch deutlich wachsen dürfte. In der Zwischenzeit ist die LEC-Software als die Branchenlösung zur Erfassung und Dokumentation der Leckageraten von Kälte-, Klima-, und Wärmepumpenanlagen anerkannt. Der Forderung von Martin Specht stellten sich Wolfgang Zaremski und Geschäftsführer Norbert Hengstermann vehement entgegen. LEC sei auf dem besten Wege sich zu einer echten Branchenlösung zu entwickeln – vor allem nachdem auch der BIV, die Innung Hessen/Thüringen/Baden-Württemberg und auch der FGK (Fachverband Gebäude-Klima) mit an Bord seien. 400 000 Kälteanlagen seien seit Einführung bereits über das System erfasst und über 85 % der VDKF-Mitglieder würden die Software nutzen. Man müsse damit rechnen, dass die EU ein System auf nationaler Ebene fordern werde, um die Kältemittelmengen im Markt exakt zu erfassen. Hier habe man mit der LEC die besten Karten in der Hand, der Politik ein schon eingeführtes System präsentieren zu können, das den von der EU gestellten Anforderungen gerecht werde. Norbert Hengstermann nannte es völlig unverständlich, dass für ein Gebäude als emotionalen Kern und Aushängeschild eines Verbands votiert werde und man bereit sei 1000 € für einen Baustein zu spenden, um dann wenige Minuten später bei der LEC als einem echten Aushängeschild des VDKF darüber nachzudenken, die durch die Selbstverpflichtung zum Kauf der Software geschaffene Branchenlösung zu schwächen. Der Antrag von Martin Specht wurde mit großer Mehrheit angelehnt.
Zahlen, Wahlen, Rahmenabkommen
Zu einer Mitgliederversammlung gehören natürlich auch gewisse Formalitäten und Tagesordnungspunkte, die in der Regel weniger Zündstoff liefern. Zu diesen Punkten die Infos in aller Kürze: Die vorliegenden Zahlenwerke zum Haushalt wurden abgesegnet und das Präsidium entlastet. Bei der Mitgliederentwicklung konnte ein Zuwachs verzeichnet werden – seit 2009 sind 60 Betriebe hinzugekommen; derzeit sind es insgesamt knapp unter 900. Wolfgang Zaremski hat sich aber zum Ziel gesetzt, bis 2020 die Zahl von 1000 VDKF-Mitgliedern zu erreichen. Turnusmäßig stand die Wahl der Vize-Präsidenten an. Die bisherigen Vizepräsidenten, Reinhard Jeschkeit und Kai-Michael Kuder, bewarben sich erneut um die Ämter und wurden mit großer Mehrheit in geheimer Wahl wiedergewählt. Andere Kandidaten hatten sich nicht zur Wahl gestellt. Der VDKF hat Rahmenabkommen mit mehreren Herstellern und Dienstleistern unterzeichnet, die den Mitgliedern günstigere Konditionen ermöglichen. Hierzu zählen Abkommen mit Sixt, Telekom, Otto Office, VW Nutzfahrzeuge und andere (Details finden sich auf der VDKF-Homepage www.vdkf.de unter dem Punkt „Partnernetzwerk“). Neu hinzukommen ist ein Abkommen mit den Firmen Delta-Service und ICG, die die Zertifizierung nach ISO 9001 gemeinsam mit Betrieben vorbereiten, begleiten und durchführen.
Die nächste Mitgliederversammlung soll im Rahmen der Fachmesse WTT Expo in Karlsruhe im April 2014 stattfinden. Bei dieser Messe ist der VDKF als Partner mit an Bord.