Ein echtes Haus der Kälte

Interview mit Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister

Das Josef-Biber-Haus in Bonn ist seit dem Jahr 2000 Sitz der Geschäftsstelle des VDKF (Verband Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe) und der ÜWG (Überwachungsgemeinschaft Kälte- und Klimatechnik). Es war ein von vielen Branchenvertretern lange gehegter Wunsch, dass auch der BIV (Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks) und der ZVKKW (Zentralverband Kälte Klima Wärmepumpen) vom nahen Siegburg nach Bonn ziehen sollen, damit dort alle Kälteverbände unter einem Dach versammelt sind. Was lange währt, wird endlich gut: Auf der Obermeistertagung im November 2016 fiel das Votum für den Umzug. Im Interview mit der KKA-Redaktion erläutert Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister die Hintergründe.

KKA: Herr Baumeister, noch auf der BIV-Mitgliederversammlung im März 2016 in Moers hieß es, dass man einen Umzug ins Josef-Biber-Haus aus Kostengründen nicht in Erwägung ziehe. Nun also doch. Stellt sich die Kostensituation für Umzug und Miete heute anders dar, als auf der BIV-Mitgliederversammlung geschildert? Oder was hat den BIV zum Umdenken gebracht?

Baumeister: Im März 2016 hätte der Umzug dem BIV jährliche Mehrkosten in fast 5-stelliger Höhe verursacht, zzgl. der Kosten des Umzugs. Dem hat ein Teil der Delegierten nicht zugestimmt. Nun ist die Situation  eine völlig andere.  Das VDKF-Präsidium hat in einem Meeting während der Chillventa in Nürnberg ein verändertes Mietangebot unterbreitet.  Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich für dieses großzügige Angebot bedanken. Es zeigt deutlich den Willen des VDKF zu einer zukünftig engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit auf, das hat auch der VDKF-Präsident dabei besonders betont. Die wirtschaftlichen Gesichtspunkte des Umzugs spielen nun keine Rolle mehr.

                                                                                                                                          

KKA: Gab es im Kreis der Obermeister noch viele Bedenken, die zerstreut werden mussten, oder waren Sie sich schnell einig?

Baumeister: Nein, es gab unter den veränderten Rahmenbedingungen schnell eine große Mehrheit, dieses Angebot anzunehmen und nun in die Zukunft zu schauen. Wie schon in den Sitzungen zuvor deutlich wurde, erwarten unsere Mitglieder  diese enge Zusammenarbeit – Zweigleisigkeit ist out.

 

KKA: Die Geschäftsstellen des ZVKKW und des BIV sind ja beide in Siegburg und werden von den gleichen Personen betreut. Wie bedeutend war es für Ihre Umzugsentscheidung, dass sich die Mitgliederversammlung des ZVKKW bereits Mitte 2016 für einen Umzug nach Bonn ausgesprochen hatte?

Baumeister: Auch die Mitglieder des ZVKKW erwarten, dass es hier kein Nebeneinander mehr gibt. Die Entscheidung, nun nach Bonn umzuziehen und eng mit dem VDKF zusammenzuarbeiten, wurde daher in ersten Kommentaren dort ebenso sehr positiv aufgenommen.

Und ich hoffe darauf, dass dieses Zeichen nun auch von anderen Organisationen wahrgenommen wird und diese zu einer Zusammenarbeit zurückfinden. Gemeinsam sind wir stark und es warten viele Herausforderungen – da nenne ich nur mal den Meisterbrief als Qualitätsmerkmal und Voraussetzung für die Selbstständigkeit, entsprechend der Anlage A der Handwerksordnung „zulassungspflichtiges Handwerk“ oder den immer stärker werdenden Fachkräfte- und Nachwuchsmangel.

 

KKA: VDKF-Präsident Wolfgang Zaremski und VDKF-Verwaltungsratssprecher Rolf Egly waren ja bei der Obermeistertagung in Lorch anwesend. Gab es dort bereits erste Überlegungen, wie die erhoffte bessere Zusammenarbeit ausgestaltet werden soll?

Baumeister: In Lorch sind bereits Punkte der Zusammenarbeit angedacht worden. Dazu gehört der gemeinsame Auftritt und die gemeinsame Stimme nach außen. Wolfgang Zaremski hat dies ja bereits die „Bonner Stimme“ genannt.  Damit wird man das Kälteanlagenbauer-Handwerk in Zukunft wahrnehmen.

Grundsätzlich wird der BIV natürlich seine Tätigkeit mit dem Schwerpunkt der berufsständischen Arbeit fortsetzen: Dies beinhaltet zum einen die Informationsstelle Technologie, die mit Peter Bachmann sehr kompetent besetzt ist, und zum anderen die bewährte Rechtsberatung mit RA Heuser, der in allen Rechtsfragen der Betriebe und der Handwerksordnung als ausgewiesener Fachmann gilt. Der VDKF wird sich schwerpunktmäßig mit den wirtschaftlichen Belangen der Betriebe beschäftigen und natürlich das LEC pflegen und weiterentwickeln. Hier haben wir ein anerkanntes Monitoring, das die Anforderungen der F-Gase-Verordnung in hervorragender Weise erfüllt. Wir werden gemeinsam daran arbeiten, das LEC weiter zu verbreiten und die Ergebnisse gemeinsam herausstellen.

 

KKA: Zeichnen Sie doch einmal Ihr Wunschbild auf, wie die Verbändelandschaft in unserer Branche in fünf Jahren aussehen könnte oder besser sollte.

Baumeister: Mein Wunsch, das habe ich immer so betont, ist es, im Kälteanlagenbauer-Handwerk in einigen Jahren nur noch einen Verband als Vertreter gegenüber Politik und Verwaltung zu haben. Da bleibt noch viel zu tun, denn hier treffen z.B. sehr unterschiedliche Organisationsformen aufeinander, die kann man nicht so einfach über den Haufen werfen. Der Umzug und die gemeinsame Arbeit mit dem VDKF ist aber schon mal ein großer Schritt in diese Richtung. Wenn wir dann zusammen unter einem Dach miteinander arbeiten, wird die Zeit kommen, über die nächsten Schritte zu diskutieren.

 

KKA: Wie geht es nun ganz praktisch weiter? In welche Räumlichkeiten werden BIV und ZVKKW einziehen, wann rücken die Möbelpacker an und wie haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Siegburg (und Bonn) reagiert?

Baumeister: Der BIV wird in Zukunft auf der gleichen Etage, nämlich im Erdgeschoss im neuen „Haus der Kälte“, Tür an Tür mit dem VDKF, beheimatet sein und die gleiche Teeküche nutzen, was die Zusammenarbeit auf der Arbeitsebene sicher fördern wird. Wir werden dort miteinander arbeiten, vielleicht auch personelle Vertretungen bei Urlaub oder Krankheit sicherstellen und einige Projekte gemeinsam bearbeiten. Ich bin mir sicher, dass nach einigen Monaten kein Unterschied mehr zu erkennen ist, wer BIV-Mitarbeiter ist und wer zum VDKF gehört. Die Arbeit wird gemacht, neue Projekte angestoßen und das mit einer schlagkräftigen, kompetenten Mannschaft.

Der faktische Umzug wird erst im Frühjahr 2017 stattfinden, die Renovierungsarbeiten im Josef-Biber-Haus sollen innen und außen weitestgehend abgeschlossen sein, bevor wir mit neuen Umzugskartons anrücken. Da wollen wir uns keinem Zeitdruck aussetzen, die Räume in Siegburg stehen uns bis zum Herbst zur Verfügung. Außerdem werden wir noch formell die Zustimmung der BIV-Delegiertenversammlung einholen. Die Mitarbeiter aus Siegburg müssen teilweise einen etwas höheren Aufwand betreiben, um ihren neuen Arbeitsplatz in Bonn auf der anderen Rheinseite zu erreichen, das ist uns klar. Dieser höhere Aufwand liegt aber im Bereich des Machbaren. Zudem hat sich bei einer gemeinsamen Weihnachtsfeier, zu der man sich schon 2016 zusammengefunden hatte, schnell gezeigt, dass es unter den Mitarbeitern sicher keine Probleme geben wird.

 

KKA: In der KKA haben wir ja eine engere Zusammenarbeit der Verbände schon seit vielen Jahren gefordert. Daher freuen wir uns sehr, dass wir beim nächsten Besuch Brot und Salz als Geschenk zum Einzug ins Josef-Biber-Haus mitbringen können. Gratulation zu Ihrer Entscheidung!

Statement von VDKF-Präsident Wolfgang Zaremski

Das Präsidium und die Mitglieder des VDKF-Verwaltungsrats freuen sich natürlich sehr über die auf der BIV-Obermeistertagung in Lorch getroffene Umzugsentscheidung von Siegburg nach Bonn. Durch den BIV-Umzug in das „Josef-Biber-Haus“ wird die Zusammenarbeit der führenden deutschen Kälte-Klima-Fachverbände enorm verbessert werden. Gemeinsam können die Branchenthemen mit einer starken „Bonner Stimme“ artikuliert und entschieden gegenüber den politischen Gremien vertreten werden. Auf einem schnellen und kurzen kleinen Dienstweg können in Zukunft Erkenntnisse über z. B. im Markt auftretende technische Probleme ausgetauscht und analysiert werden. In diesen Fällen steht der Kälte-Klima-Fachbetrieb mit seinem vermeintlichen „Einzelfall“ dann nicht mehr allein da. Über die gemeinsame „Bonner Stimme“ können die Verbände dann sicherlich bei der Lösung derartiger Probleme bedeutend mehr für die einzelnen Mitgliedsbetriebe erreichen. Gleiches gilt für nicht realisierbare politische Vorgaben in technischen Fragen, wie den zu schnellen Umstieg auf Low-GWP-Kältemittel, aber natürlich auch in verwaltungstechnischen Vorgaben. Als Beispiel sei das angedachte Fahrverbot von Diesel-Fahrzeugen in innerstädtischen Bereichen genannt. Eine Katastrophe für die Handwerksbetriebe.

Der VDKF schaut daher voller Zuversicht für die gemeinsame Arbeit der Verbände in die Zukunft. Wir werden die Branchenthemen aktuell definieren und dann pragmatisch unsere jeweiligen Ressourcen in die Bearbeitung einbringen. Zielsetzung der Verbände kann für den BIV und den VDKF nur sein, Doppelarbeit zu vermeiden und im Interesse der Mitglieder gemeinsam aktiv zu sein. Alles Weitere wird sich dann durch die Zusammenarbeit in der Zukunft ergeben. Möglichkeiten gibt es genügend.
Der VDKF freut sich auf den baldigen BIV-Einzug in das renovierte Bonner „Josef-Biber-Haus“.

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