Boomender indischer Markt

Die ACREX India 2011

Vom 24. bis 26. Februar 2011 fanden auf dem Messegelände Pragati Maidan in Delhi/Indien zeitgleich zwei Fachmessen statt, die Kälte-Klima-Fachmesse ACREX India 2011 und die Premiere der fensterbau/frontale india. Die beiden Veranstaltungen liefen bewusst parallel, sprachen doch die Branchenplattformen mit sich ergänzenden Fachthemen Architekten, Planer und Baufachleute gleichermaßen an. Mehr als 40 000 hochqualifizierte Fachbesucher aus dem indisch-asiatischen Raum sorgten für Zufriedenheit und etliche konkrete Aufträge bei den knapp 400 Ausstellern der ACREX India. Und auch zahlreiche deutsche Aussteller lockte es nach Delhi.

Indien zählt mit 1,2 Mrd. Einwohnern zu den größten Volkswirtschaften der Welt. Die Wirtschaft wächst rasant, fast ein Zehntel des Bruttoinlandsprodukts steuert alleine der Bausektor bei. Wer rund um Delhi unterwegs ist, sieht allerorten neue Quartiere, Wohnviertel und Industriegebiete wie Pilze aus dem Boden schießen. Auch das Thema Nachhaltigkeit ist auf dem Subkontinent angekommen, ein Green Building Council existiert bereits seit 2001 – wenngleich prozentual nur die wenigsten der neuen Gebäude echte „green buildings“ ist – in absoluten Zahlen entstehen jedoch mehr „grüne Gebäude“ als in Deutschland. An dieser Stelle setzen sowohl die ACREX als auch die fensterbau/frontale india an. Die Indian Society of Heating, Refrigeration and Air Conditioning Engineers (ISHRAE), umtriebiger Kälte-Klima-Verband und Veranstalter der zwölften ACREX, war sehr an der Verzahnung beider Messethemen gelegen – wer Gebäudetechnik und Kühlung im Blick hat, darf Gebäudehülle und Fassaden nicht außer Acht lassen. Da lag der Messeverbund nahe, wie Ashish Rakheja als Chairman der ACREX India 2011 unterstreicht: „Hier handelt es sich schließlich um eine exzellente Gelegenheit, Besuchern die gesamte Bandbreite an Produkten rund um den Bau an einem Ort darzubieten.“


Energieeffizientes Bauen im Fokus

Mit dem ständigen Zustrom in die Megastädte wird der Bauboom noch wachsen. Das generelle Wirtschaftswachstum beträgt in Indien 10 %. Probleme mit der  Wasserversorgung und der Energieerzeugung sind die treibenden Kräfte für den Einsatz moderner Produkte und Komponenten im Baubereich. Ansätze wie das auf der ACREX präsentierte Nullenergiehaus in Containerbauweise dürften daher rasch Früchte tragen. Wer vergleichbare Vorzeige-Gebäude in Deutschland wie das beim „Solar Decathlon“ prämierte Wohngebäude der TU Darmstadt kennt, mag über die in Indien gezeigte Immobilie womöglich schmunzeln, doch es werden auch unterschiedliche Ansätze zugrunde gelegt. Das von der TU Darmstadt entwickelte Haus ist ein Hightech-Gebäude, das die Speerspitze der Forschung darstellt. Bei dem von der „The 3C Company“ entwickelten Containerhaus stand ein pragmatischer Lösungsansatz im Vordergrund, dessen Endprodukt auch für schmale Geldbeutel finanzierbar ist – für Länder wie Indien ein erfolgversprechender Weg. Das Gebäude ist komplett aus recy­celten Materialien entstanden, besitzt eine Photovoltaikanlage, die eine Batterie speist, so dass kein Stromanschluss benötigt wird – in einem Land wie Indien, wo in manchen Regionen täglich stundenlang kein Strom zur Verfügung steht, ist dies eine wertvolle Entwicklung.

Ein ISHRAE-Sprecher resümiert: „Es mangelt in Indien an Energie und an Wasser – mit derartigem Druck auf Infrastruktur-Projekte haben Bauherren größtes Interesse an Energieeffizienz. Wir schauen dabei aber nicht so sehr auf Impulse seitens der Regierung, sondern machen das aus eigenem Antrieb heraus. Und bei dem rasanten Wachstum und den damit verbundenen enormen Bauaktivitäten, die noch Jahre anhalten werden, müssen wir heute dafür sorgen, dass Gebäude energieeffizient gebaut werden – sonst bekommt Indien und die ganze Welt ein Problem.“ Um die Energieeffizienz drehte sich entsprechend Vieles in den Messehallen, in den Workshops und Vorträgen.


Internationale Aussteller vor Ort

Konkretes Interesse manifestierte sich denn auch bei den internationalen Ausstellern. Aus Deutschland waren u.a. die Firmen Armacell, Bock, ebm-papst, GEA Ecoflex, Gebhardt, K-Flex, Oventrop, Rosenberg, Siemens, Stulz, Testo, Thermofin, Trox und Wolter vertreten. Diese Firmen sind zum Teil mit eigenen Tochtergesellschaften – manche auch mit eigenen Fertigungen – oder in Form von Joint Ventures mit indischen Unternehmen in Indien präsent. Die Produkte der genannten Unternehmen liegen eher im hochwertigen Segment, aber man will auch keinen Wettbewerb mit Billiganbietern aus Indien oder China eingehen. Da aber in Indien das Thema Energieeffizienz immer wichtiger werde, sei dies eine gute Basis für Geschäfte, war z.B. auf dem ebm-papst-Messestand zu hören.

Wer als europäischer Aussteller die ACREX zum ersten Mal besucht, muss sich aber sicher an eine etwas andere Mentalität in Indien gewöhnen. Eine ACREX ist in diesem Zusammenhang nicht mit einer Chillventa vergleichbar. Es wird viel improvisiert und gestückelt, aber letztendlich „funktioniert“ eine Messe ja im Fachgespräch auf dem Messestand zwischen Aussteller und Kunde – da mag man über Gruppen von Tagelöhnern vor den Messehallen, die auf Aufträge warten, bettelnde Kinder, am Tag zuvor frisch gestrichene Wände in den Messehallen oder auf dem roten Teppich schlafende Hunde hinwegsehen. Was nämlich überall zu spüren war, war die Begeisterung aller Verantwortlichen, der Stolz, eine bedeutende Messe in Indien zu haben, und eine positive Grundstimmung bei allen Beteiligten. Aber da wohl der indische Markt in ähnlicher Weise „tickt“, kann man sich ja auf einer Messe schon einmal auf künftige Gepflogenheiten bei der Geschäftsabwicklung einstellen.


Folgeveranstaltung 2012

Ein positives Fazit zogen auch der Veranstalter ISHRAE und die mit dem internationalen Marketing betraute NürnbergMesse Group, nebst allen unterstützenden Organisationen. Das Messeduo geht 2012 erneut gemeinsam an den Start – vom 23.-25. Februar 2012 gastieren ACREX India und die fensterbau/frontale india in Bangalore. Weitere Infos: www.acrex.org.in


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