CO2-Kältespezialist aus Italien

Produktion & Vertrieb von SCM FRIGO S.p.A.

Die Firma SCM Frigo ist ein italienischer Hersteller von Kälteanlagen mit Sitz in Sant‘Angelo di Piove di Sacco in der Provinz Padua, der sich vor allem auf CO2-Anlagentechnik spezialisiert hat. Die wachsende Bedeutung natürlicher Kältemittel wie CO2 vor dem Hintergrund der F-Gas-Verordnung und das 40. Firmenjubiläum, das SCM Frigo in diesem Jahr feiert, hat die KKA-Redaktion zum Anlass genommen, die Produktion und die Vertriebsstrategie des Unternehmens vor Ort unter die Lupe zu nehmen.

Seit der Firmengründung im Jahr 1979 werden von SCM Frigo in Sant‘Angelo di Piove di Sacco Kälteanlagen gebaut. Der kleine Ort in der Nähe von Padua befindet sich mitten im sogenannten „Refrigeration Valley“ – dem Ballungszentrum italienischer Kältekompetenz. In den ersten 25 Jahren wurden von SCM Frigo – wie von den allermeisten anderen Herstellern auch – vor allem Anlagen mit fluorhaltigen Kältemitteln gefertigt. Natürliche Kältemittel kamen, mit Ausnahme von Ammoniak im industriellen Umfeld, in der Zeit kaum zum Einsatz. Es bestand weder die Bereitschaft von Kunden, natürliche Kältemittel wie Propan und CO2 einzusetzen, noch gab es in ausreichender Weise geeignete Komponenten.

Langjähriges CO2-Know-how

2004, viele Jahre vor der novellierten F-Gas-Verordnung, hatte sich an diesem Umstand eigentlich noch nicht viel geändert. Trotzdem entschloss sich Managing Director Nicola Pignatelli auf das Pferd CO2 als Kältemittel zu setzen – ein mutiger Schritt, der aber von Erfolg gekrönt wurde. Grund für die Entscheidung waren erste Aufträge in Skandinavien, wo schon viel früher als in anderen europäischen Ländern ein Markt für natürliche Kältemittel in der Entstehung war. „Am Anfang haben wir natürlich viel investiert, Zeit und Geld, bis wir das nötige Know-how aufgebaut hatten“, erinnert sich Pignatelli. „Ein bisschen Glück war auch dabei, dass sich der Kältemittelmarkt in Europa für uns so positiv in Richtung natürliche Kältemittel entwickelt hat. Wir haben viel Forschungsarbeit geleistet, auch in enger Kooperation mit der renommierten Hochschule in Padua, und gemeinsam mit Partnern aus der Industrie Komponenten wie Verdichter und Regelorgane für CO2-Anlagen entwickelt. So mancher Prototyp eines neuen CO2-Verdichters oder -Regelorgans wurde erstmalig bei uns im Haus auf Herz und Nieren geprüft. Aber die Investitionen von damals zahlen sich heute aus, denn wir können nun auf eine langjährige Erfahrung mit CO2 aufbauen, während mancher Marktbegleiter diese Kompetenz, jetzt wo sie der Markt erfordert, erst entwickeln muss.“

Der Export boomt

„Einer der wichtigsten Aufträge für uns und der Start in die industrielle Fertigung von CO2-Anlagen war übrigens 2009 ein Großauftrag für die britische Einzelhandelskette Sainsbury, die sich entschieden hatte auf CO2 zu setzen. Seitdem sind viele andere Ketten wie Tesco, Carrefour oder Norma hinzugekommen“, erinnert sich Export Area Manager Alessandro Franchin.

Gingen im Jahr 2000 noch etwa 80 % der SCM-Produkte in den italienischen Markt, so werden heute fast 90 % exportiert. 90 % des Umsatzes (2018: 41,5 Mio. Euro) werden dabei mit CO2-Anlagen erwirtschaftet. Die wichtigsten Absatzmärkte sind Frankreich (23 % Anteil am eigenen Umsatz), Großbritannien & Irland (20 %) sowie Skandinavien & die baltischen Länder (19,5 %). In Deutschland ist mit 1,5 % noch Luft nach oben. Hier gibt es einerseits starke Wettbewerber mit Produktion in Deutschland und andererseits wird der Einzelhandel, wo der Großteil der CO2-Kälteanlagen zum Einsatz kommt, von wenigen, den Markt dominierenden Ketten beherrscht.

Hier als Anbieter den Fuß in die Tür zu bekommen, ist nicht ganz einfach. Doch Nicola Pignatelli ist sicher, dass dies gelingen kann und wird. Zum einen weiß er um die Qualität seiner Produkte, zum anderen hat er seit 2014 einen starken Partner an seiner Seite.

Beijer Ref als Mutter und Partner

Im Juli 2014 wurde SCM Frigo nämlich zu 100 % von der Beijer Ref-Gruppe übernommen – eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Beijer Ref konnte durch die Übernahme das Know-how im Bereich natürliche Kältemittel in der Unternehmensgruppe ausbauen. Und SCM Frigo kann mit einem starken und europaweit tätigen Konzern im Rücken ganz anders und sicherer agieren und auch investieren. Beijer Ref ist nämlich nicht einfach nur ein Mutterkonzern, sondern gleichzeitig der Vertriebspartner für die SCM-Produkte. Und mit den mittlerweile fünf Niederlassungen von Beijer Ref in Deutschland steht auch hierzulande ein Netz an Filialen zur Verfügung, von dem aus Kunden von fachkundigen Beijer Ref-Mitarbeitern – und zwar regional vor Ort – betreut werden können. Sprachprobleme bei Planung, Bestellung, Montage und Service durch die Verwendung von Produkten eines italienischen Herstellers muss also niemand befürchten. Und auch evtl. zu erwartende längere Lieferzeiten durch den Transport der Anlagen über die Alpen sind durch beachtliche, die Lieferzeit reduzierende Veränderungen in den Produktionsabläufen kein Thema. Doch dazu später mehr.   

Transkritische Anlagen im Kommen

Während CO2 im Einzelhandel als Hauptkältemittel „gesetzt“ ist, gibt es im Bereich der Industriekälteanlagen noch großes Potential. „In der Industrie wächst die Bedeutung von CO2 als Kältemittel. Und besonders in diesem Segment darf sich SCM Frigo sicher als Marktführer bezeichnen“, beschreibt Alessandro Franchin die Situation. Im SCM-Werk werden CO2-Kälteanlagen bis zu einer Leistung von 700 kW hergestellt. Das größte bislang realisierte Projekt umfasst 2,4 MW Leistung (mit mehreren Modulen). Die CO2-Produktpalette beginnt aber schon bei nur 600 Watt Leistung, beim kleinsten Modell der „Cubo2 Smart“-Reihe. „Erfahrung mit CO2-Technik ist sowohl im Einzelhandel als auch im Indus­triesektor unser großer Vorteil“, ergänzt Nicola Pignatelli. „Mit subkritischen Anlagen haben wir unsere ersten Erfahrungen gesammelt und fertigen diese nach wie vor. Aber auch rund 4000 transkritische CO2-Anlagen aus unserem Hause sind in der EU bereits im Einsatz. Und der Markt wächst immer weiter – ich prognostiziere bis 2030 einen Zuwachs um 60.000 weitere transkritische Anlagen, von denen sicher ein ordentlicher Anteil von SCM Frigo kommen wird.“

Die deutlich steigende Nachfrage im Bereich CO2 war aber auch schon in den vergangenen zwei Jahren zu spüren, wie Mirko Berna­bel, technischer Direktor bei SCM Frigo, erläutert: „In den letzten 15 Monaten hatten wir so viele Aufträge – ein Umsatzwachstum von 30 % –, dass wir hier im Werk die Belegschaft verdoppeln und in neu eingeführten Doppelschichten fertigen mussten. Das war eine enorme Herausforderung für alle Mitarbeiter, die wir aber sehr gut gemeistert haben. Mit den bestehenden Produktionskapazitäten stoßen wir aber trotzdem so langsam an unsere Grenzen, sodass wir hier innerhalb des nächsten Jahres einen Ausbau vornehmen werden.“

Lean Production

Die erwähnten Doppelschichten und der Personalaufbau alleine hätten aber nicht gereicht, um die hohe Nachfrage bei SCM Frigo zu decken. Dies war nur durch die im vergangenen Jahr getätigten Maßnahmen mit der Einführung der sogenannten Lean Production – also einer „schlanken Produktion“ – möglich, für die Riccardo Ricci maßgeblich verantwortlich ist. „Sämtliche Produktionsschritte haben wir auf den Prüfstand gestellt und optimiert. Ein einfaches, anschauliches Beispiel: Montagematerial muss nicht mehr vom Mitarbeiter geholt werden; es wird ihm gebracht, bzw. steht direkt in der Produktionsinsel zur Verfügung, so dass keine zeitaufwändigen und unnötigen Laufwege von qualifiziertem Personal anfallen. Der Optimierungsprozess wird dabei übrigens nie abgeschlossen sein. Ständig entdecken wir noch weitere Stellschrauben, um die Kapazität zu erhöhen“, erklärt Ricci. „Hinter Lean Production verbirgt sich aber deutlich mehr als nur eine Steigerung der Produktivität. Die Qualitätsverbesserung der Produkte, eine Reduzierung von Mängeln, die Einhaltung von versprochenen Lieferzeiten, die Vermeidung von unnötigen Abfällen, Staub, Schmutz und Lärm, eine erhöhte Transparenz aller Abläufe, ein durchdachtes Vorschlagswesen, bessere Kommunikation und Dokumentationen gehören genauso zum Konzept. Letztendlich profitieren alle von den Maßnahmen – das Unternehmen, unsere Kunden und nicht zuletzt unsere Mitarbeiter.“ Eindrucksvoller Beweis für den Erfolg der Lean Production bei SCM Frigo: Innerhalb nur eines Jahres konnte die durchschnittliche Produktionszeit einer großen CO2-Kälteanlage von ursprünglich 17 Tagen auf aktuell 11 Tage reduziert werden.

CO2-Wissen im Anlagenbau

Das vorhandene Know-how in Bezug auf CO2-Kälteanlagen bei SCM Frigo ist eine Sache, eine andere ist der Kenntnisstand bei Fachbetrieben, die die Anlagen planen und installieren müssen. Regeltechnik, Digitalisierung, Auslegung und Planung, der Umgang mit einem Hochdruck-Kältemittel – all diese Aspekte muss ein Anlagenbauer auf dem Schirm haben. „Wer heute an einer CO2-Anlage arbeitet, muss gut ausgebildet sein“, weiß Mirco Bernabei, der bei SCM Frigo u.a. für Schulungen zuständig ist. „Eine CO2-Anlage schüttelt kein Fachbetrieb so einfach aus dem Ärmel. Die Komplexität hat zudem in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Elektronik, Digitalisierung und Regeltechnik haben die Technik zwar effizienter, aber eben auch anspruchsvoller gemacht. Wir als Hersteller stehen daher vor der Herausforderung, die komplexer gewordene Technik trotzdem für Kunden beherrschbar zu machen.“

Ganz ohne Schulungen kommt man daher als Kältefachbetrieb nicht aus. SCM Frigo hat zu diesem Zweck die „Beijer Ref Academy“ eingerichtet – ein mit CO2-Technik ausgestattetes Trainingszentrum am Firmensitz in Italien. Dort erlernen Installateure und Techniker in zweitägigen Schulungen in Theorie und Praxis, wie CO2-Anlagen in unterschiedlichsten Konfigurationen funktionieren – vom kleinen Verflüssigungssatz bis zur Großanlage mit Parallel-Verdichtern und Ejektoren. Wer Interesse an einer solchen Schulung hat, kann sich an seine Beijer Ref-Niederlassung in Deutschland wenden (Kontaktdaten finden Sie auf der Webseite www.beijerref.de). Zudem stehen die Beijer Ref-Mitarbeiter in Deutschland auch Kunden ohne CO2-Know-how mit Rat und Tat zur Seite, wenn sie aktuell vor der Herausforderung stehen, eine entsprechende Anlage für einen Kunden anbieten und errichten zu müssen.

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