Coole Prüfung für Supermärkte

VDMA-Effizienz-Quickcheck

Verkaufsmärkte verbrauchen viel Energie für ihre Kälteanlagen. Um ihre Energieeffizienz zu beurteilen und zu verbessern, haben Hersteller und Betreiber von Kälteanlagen zusammen mit dem VDMA einen Effizienz-Quickcheck entwickelt – eine Bestandsaufnahme.

Ring frei zur zweiten Runde, heißt es beim Arbeitskreis Effizienz-Quickcheck 2.0 des VDMA (www.vdma-effizienz-quickcheck.org). Den Stellenwert zeigt schon ein Blick auf die Mitgliederliste: An dieser VDMA-Initiative beteiligen sich das Umweltbundesamt, sechs namhafte Handelsunternehmen, drei Hersteller von Kältetechnik und ein Ingenieurbüro. „Der Handel zeigt mit seinem Engagement in dieser Initiative seine große Verantwortung bei der energieeffizienten Bereitstellung und Nutzung von Kälte“, berichtet Bernd Heinbokel, Arbeitskreis-Vorsitzender und interner Energieberater der Carrier Kältetechnik Deutschland GmbH aus Köln. „Wir führen den Effizienz-Quickcheck online durch, um Daten für die statistische Auswertung zu erhalten, die messbar nachweisen, dass die Branche aktiv ist.“

Signal an den Gesetzgeber

Der Marktbetreiber muss im einfachsten Fall nur die Laufmeter je Kühlmöbeltyp oder -familie und den Jahresenergieverbrauch der Kälteanlage eingeben. Wenn er weitere detaillierte Angaben (etwa zu Klimaregion, Öffnungszeiten oder Wärmerückgewinnung) macht, erhält er präzisere Aussagen. Die eingegebenen Daten werden automatisch erfasst und anonym in einer Statistik ausgewertet.

Der Quickcheck löst die je nach Handelsunternehmen variierenden Berechnungsverfahren ab, die zwar innerhalb einer Handelskette gute Vergleichswerte bieten, aber beim Vergleich über Unternehmensgrenzen hinweg zu Fehlern führen. Der Quickcheck ergibt eine Energieeffizienz-Kennzahl, die den prozentualen Mehr- oder Minderenergiebedarf im Vergleich zum Standard aller im Jahr 2009 betriebenen Märkte angibt.

„Mit dem Quickcheck erkennen Supermarktbetreiber, wie sie in Sachen Energieeffizienz abschneiden, und wo es Verbesserungspotenzial gibt“, berichtet Bernd Heinbokel. Die 2010 gestarteten Messungen belegen den Trend hin zu energieeffizienteren Kälteanlagen: Pro Jahr senkten die beteiligten Handelsunternehmen den Verbrauch ihrer eingegebenen Kälteanlagen um durchschnittlich sechs Prozent. Im Quickcheck werden pro Arbeitstag durchschnittlich mehr als zwei Berechnungen für eine Supermarktkälteanlage eingegeben, sodass heute bereits mehr als 2000 Berechnungen in der Datenbank gespeichert sind. Nach der Plausibilitätsprüfung wurden mehr als 700 Kälteanlagen für die Auswertung in der Statistik freigegeben.

„Wir nutzen den Quickcheck als Hersteller, um die Förderfähigkeit der Anlagen zu belegen“, sagt Heinbokel. „Mit Hilfe des Tools können wir Alt- und Neuanlagen miteinander vergleichen und so die Energieeinsparung nachweisen.“ Hersteller setzen den Quickcheck auch ein, um die Energieeffizienz von unterschiedlichen Anlagenkonzepten aus eigener Produktion zu messen und die Werte standardisiert gegenüberzustellen. Für die Methode spreche Heinbokels Ansicht nach, dass es sich um ein einfaches und standardisiertes Verfahren handelt, das den Energieeffizienz-Vergleich selbst von Anlagen mit unterschiedlichen Kältekonzepten und Größen erlaubt.

Qualitätskriterium für „Blauen Engel“

Bewährt habe sich der Quickcheck auch bei der Kontrolle und Optimierung der Anlage. Außerdem sei die standardisierte Messung ein gutes Verkaufsargument, weil sie aufzeigt, wie gut – neutral nachvollziehbar und kontrollierbar – eine neue Anlage in Sachen Energieeffizienz dasteht. Die Wünsche der Handelsketten – also der Betreiber der Kälteanlagen – stehen seit Oktober 2013 im VDMA-Arbeitskreis Quickcheck 2.0 im Mittelpunkt. Hier erarbeiten Handelsunternehmen, Hersteller und Planungsbüros nun gemeinsam weitere Inhalte. Ein wichtiger Punkt wurde jetzt schon erreicht: Wie gut ein Markt in Sachen Energieeffizienz dasteht, kann nämlich nun auch nach außen dokumentiert werden. Heinbokel: „Das Umweltzeichen Blauer Engel verwendet den Quickcheck, um die Energieeffizienz von Supermärkten zu überprüfen, für die ein Umweltzeichen beantragt wurde.“

Der VDMA beteiligte sich auch an der Erarbeitung der Vergabegrundlage für das Umweltzeichen „Der Blaue Engel – Klimafreundliche Verkaufsmärkte des Lebensmitteleinzelhandels“ (RAL-UZ 179). Die fachliche Vorbereitung und die Kriterien für diese Vergabegrundlage stammen vom Umweltbundesamt (UBA) aus Dessau-Roßlau. Für die Prüfung der Einzelanträge und die Zeichenvergabe ist das Deutsche Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V. (RAL gGmbH) in St. Augustin zuständig.

„Wir suchten für die Kälteanlagen in den Verkaufsmärkten nach einheitlichen Bewertungskriterien der Energieeffizienz“, sagt Kerstin Martens, Chemikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im UBA-Fachgebiet Stoffbezogene Produktfragen. „Das UBA entschied sich schließlich für den kostenfreien Quickcheck vom VDMA, weil er sich für alle Marktformate anwenden lässt und weil der Anwender sofort gute Vergleichswerte erhält.“ Für den Quickcheck sprach – so Martens – die einfache Handhabung des Tools. Es diene auch den RAL-Mitarbeitern als Werkzeug, um die angegebenen Werte nachzuvollziehen und zu überprüfen, ob sie richtig berechnet wurden.

Gutes Feedback vom Einzelhandel

Im Juni 2015 wurde das Umweltzeichen „Der Blaue Engel – Klimafreundliche Verkaufsmärkte des Lebensmitteleinzelhandels“ zum ersten Mal vergeben. Baustaatssekretär Gunther Adler vom Bundesumweltministerium überreichte es der tegut… gute Lebensmittel GmbH & Co. KG für ihren Supermarkt in Marburg-Cappel. „Es gab mit dem Quickcheck nie Probleme“, berichtet die Wissenschaftlerin. „Wir erhielten auch von anderen Teilnehmern bei der Anhörung zu der Vergabegrundlage ein gutes Feedback.“ Außer der einfachen Bedienbarkeit kam beim Einzelhandel gut an, dass sie ihre Daten anonymisiert eingeben können und sich so keinem Markt zuordnen lassen. Martens: „Für uns ist auch das regelmäßige Einpflegen der Daten von neuen Märkten wichtig, um aktuelle Werte über die Energieeffizienz der Kälteanlagen zu bekommen.“ Diese Daten helfen dem Umweltbundesamt auch beim Aktualisieren der Vergabegrundlage, die fünf Jahre gilt. Aber der Quickcheck könne auch kleineren Marktbetreibern ohne eigene Energieberater helfen, die Energieeffizienz ihrer Kälteanlagen im Vergleich zu anderen Märkten zu ermitteln. „Sie erhalten auf einfache Art und Weise einen Hinweis, ob etwas bei ihren Kälteanlagen schief läuft“, so die Wissenschaftlerin.

Was aber hat die UBA-Mitarbeiterin motiviert, am neuen VDMA-Arbeitskreis Quickcheck 2.0 teilzunehmen? Für Kerstin Martens ist es wichtig, dass das Tool weiterbesteht und auch weiterentwickelt wird. „Wir setzen uns beispielsweise für die Aktualisierung der sogenannten Nulllinie ein, dem im Jahr 2009 ermittelten durchschnittlichen Standard aller Bestandsanlagen“, erläutert sie. „Außerdem ist für uns wichtig, dass auch der Aspekt Kältemittel integriert wird.“ Die neue EU-F-Gase-Verordnung (517/2014) verbietet zukünftig den Einsatz von besonders umweltschädlichen Kältemitteln in neuen Kälteanlagen. Das UBA unterstützt die Anwendung von natürlichen Kältemitteln, die auch ein Kriterium für den Blauen Engel sind. Martens: „Wir wollen nun mithilfe des Quickchecks nachweisen, dass Anlagen mit natürlichen Kältemitteln im Vergleich zu anderen energetisch gut abschneiden.“

Doch wie beurteilt den Quickcheck eine Handelskette, die sich an dem Projekt von Anfang an beteiligt hat? „Wir waren schon lange auf der Suche nach einem Tool, mit dem man schnell und einfach eine Kälteanlage hinsichtlich ihrer Effizienz einstufen kann“, erklärt Claus Breitung, Leitung Energiemanagement bei der tegut… gute Lebensmittel GmbH & Co. KG, Fulda.  „Die bisher verwendeten eigenen Methoden haben uns zwar auch eine erste Auskunft gegeben, waren aber weniger genau. Außerdem konnten wir keinen Vergleich zu Anlagen anderer Betreiber herstellen.“

Geübte Nutzer „quick-checken“ schnell

Die Handelskette hat mit dem Quickcheck bisher die Kühlanlagen von rund 90 Supermärkten erfasst. „Wir verwenden den Quickcheck gemäß seiner Zweckbestimmung zum einen als Bewertungs- und Vergleichstool der Anlagen untereinander sowie zum Vergleich mit anonymisierten Fremdanlagen“, erzählt Breitung. „Zum anderen nutzen wir das Ergebnis der berechneten Displayflächen, um diese dann in unserem Energiecontrolling-System weiterzuverarbeiten.“

Doch macht der Quickcheck seinem Namen Ehre? Wie schnell und wie einfach klappt die Datenerfassung? „Für den geübten Nutzer und bei Vorlage eines geeigneten Einrichtungsplanes der Filiale dauert der Quickcheck keine halbe Stunde“, konstatiert der Leiter des Energiemanagements. „Bei Eingabe von bestehenden Anlagen und lückenhafter Datenlage kann es eventuell etwas länger dauern, wenn es zum Beispiel gilt, diverse Unklarheiten noch zu klären – wie etwa Möbeltypen beziehungsweise deren genaue Maße und die Energieerfassung der Kälteanlage.“

Alles in allem steht für Breitung fest, dass die Bedienung sehr einfach ist. Der Nutzer könne ohne große Einweisung sofort loslegen und seine Anlage mit wenigen Eingaben bewerten. „Die Ergebnisse sind übersichtlich und leicht mit seinen Anlagen oder Fremdanlagen vergleichbar“, lobt der leitende Energiemanager. „Wir sehen das Tool als sehr hilfreich für eine standardisierte und einfache Bewertung von Kälteanlagen.“ Die Handelskette aus Fulda beteiligt sich nun auch am Folgeprojekt Quickcheck 2.0, weil – so Breitung – „Endanwender oft ganz andere Ideen als Software-Entwickler“ haben.

Von Anfang an beteiligt sich auch die Warenhauskette Kaufland Dienstleistung GmbH & Co. KG aus Neckarsulm am Quickcheck. „Es ist ein System, das auf einen Blick eine Aussage ermöglicht, wie der eingegebene Markt sich energetisch darstellt und wie er im Vergleich zu anderen Märkten liegt“, sagt Andreas Koch, Fachexperte Kältetechnik bei der Kaufland-Tochter für Bau und Einrichtung. „Der Quickcheck ermöglicht den Vergleich selbst unterschiedlicher Marktausstattungen, Öffnungszeiten und geografischer Lagen miteinander.“ Für das Tool spreche außerdem, dass sich die Eingabedaten einfach erfassen und eingeben lassen. Der Quickcheck sei sehr benutzerfreundlich auf den Anwender zugeschnitten.

Kaufland hat etwa 15 % der Märkte eingegeben und nutzt den Quickcheck für eine schnelle und unkomplizierte energetische Erstbewertung eines Marktes. Außerdem vergleicht Kaufland die unterschiedlichen Markt- und Anlagenkonzepte und analysiert die verschiedenen energetischen Einflussfaktoren wie Öffnungszeiten oder geografische Lage. „Die Eingabe selbst erfolgt relativ zügig – innerhalb von zehn Minuten ist ein Markt eingegeben“, berichtet der ­Experte. „Zeitaufwendig ist die Vorbereitung, also das Zusammentragen der Eingabedaten. Dafür benötigen wir etwa eine Stunde.“

Mitarbeit am Quickcheck 2.0

Unterm Strich lobt Andreas Koch das Tool: Er sieht es als ein einfaches, benutzerfreundliches Programm an, um schnell und unkompliziert eine erste Energiebetrachtung zu erhalten und Märkte mit unterschiedlichen Ausstattungen miteinander zu vergleichen. „Dies war in der Vergangenheit schwer möglich. Im Quickcheck werden die Belange der Betreiber, aber auch die der Anlagenbauer und Berater berücksichtigt“, so Koch. „Dadurch ist eine einheitliche Berechnungsmethode gegeben, was zu einer verbesserten Kommunikation der Beteiligten bei der Beurteilung energetischer Ergebnisse führt.“ Weil Kaufland den Quickcheck 1.0 als vielversprechendes System in seiner täglichen Arbeit kennengelernt habe, möchte das Unternehmen nun seine gesammelten Erfahrungen und die aufgefallenen Verbesserungspotenziale in die Weiterentwicklung des Quickchecks 2.0 einfließen lassen. Der Fachexperte Koch dazu: „Wir haben bereits mit der ersten Version des Quickchecks gearbeitet und wünschten uns die eine oder andere Verbesserung. Daher haben wir beschlossen, selbst und aktiv bei der Weiterentwicklung des Quickchecks 2.0 mitzuarbeiten.“

„Die Mitglieder des VDMA-Arbeitskreises Effizienz-Quickcheck sehen ihre gesellschaftliche Verantwortung im schonenden Umgang mit Ressourcen und in einer effizienten Nutzung von natürlichen Ressourcen“, sagt Dr. Karin Jahn, Referentin der Fachabteilung Kälte- und Wärmepumpentechnik im VDMA. „Die gemeinsame Weiterentwicklung des Tools durch Hersteller und Betreiber ist uns besonders wichtig.“ Für alle Interessierten wird der Effizienz-Quickcheck noch komfortabler werden und weitere Funktionen bieten.

(Quelle dieses Beitrags: VDMA-Nachrichten 06/15)

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