Das Handwerk macht mobil
„Die Bürokratie ist es, an der wir alle kranken.“ Diese von Fürst von Bismarck schon 1891 geäußerte Kritik am Bürokratismus in Deutschland hat bis heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Ganz im Gegenteil – die bürokratischen Hürden, die Fülle an Verordnungen, Gesetzen und Richtlinien haben ein kaum noch zu ertragendes Ausmaß angenommen. Jeder kennt dies aus seinem privaten Umfeld. Wer aber heutzutage einen Betrieb führt, verzweifelt beinahe angesichts des bürokratischen Bergs, den es täglich abzuarbeiten gilt.
Meldungen an das statistische Bundesamt, Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge, Datenschutzgrundverordnung, Gefährdungsanalyse Betrieb, Fahrtenschreiberpflicht, Gewerbeabfallverordnung, Dokumentationspflichten Mindestlohn, Beweislastumkehr Verfahrensdokumentation GoBD … die Aufzählung könnte schier endlos fortgesetzt werden. Diese für alle Handwerksbetriebe geltenden Vorschriften können dann in unserer Branche um Begriffe wie F-Gase-Verordnung, ERP-Richtlinien, AwSV, EnEV, EN 378, VDI 2074 etc. ergänzt werden. Neben dem immensen Zeitaufwand, der die Einhaltung all dieser gesetzlichen Vorgaben mit sich bringt, drohen bei Verstößen auch z.T. empfindlich hohe Strafen.
Jammern hilft nichts, wir müssen etwas tun, fanden einige Handwerksbetriebe und gründeten daher die Initiative „Wirtschaftsmacht Handwerk“. Unter dem Motto „Handwerk sagt Stopp – Werkbank statt Schreibtisch“ machen die Initiatoren mobil gegen den überbordenden Bürokratismus in Deutschland. „Das Handwerk wird gerne als die Wirtschaftsmacht von nebenan bezeichnet. Dann lasst uns doch mal zeigen, dass es uns gibt“, heißt es auf der Internetseite der Initiative www.handwerkmachtmobil.de. Der Protest findet aber nicht nur im Internet statt. Mitte Juli 2018 folgten fast 200 Handwerker einem Aufruf des Aktionsbündnisses und kamen im Kreishaus Meschede zusammen, um die drängendsten Probleme in diesem Zusammenhang zu diskutieren und ihren Unmut zu äußern (Die KKA-Redaktion war bei diesem Treffen vor Ort und wird ausführlich in KKA 5/2018 darüber berichten.). Was in Meschede funktioniert hat, kann und sollte auch andernorts gelingen. Da die Regelwut alle Handwerksbetriebe gleichermaßen lähmt, gibt es keine Gewerkegrenzen, sondern nur den gemeinsamen Willen etwas zu unternehmen. Machen Sie mit und registrieren Sie sich auf der genannten Webseite!
Und was bringt das? Vielleicht gar nichts, aber wer nichts wagt und sich nicht engagiert, kann auch nichts gewinnen. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.
Ihr Christoph Brauneis