Die Energetische Inspektion bleibt auf der Agenda
Der 12. Klima-Tag des FGK
Unter dem Titel „Quo vadis Energetische Inspektion – Erfahrungsaustausch zum § 12 EnEV“ lud der Fachverband Gebäude-Klima e. V. (FGK) am 20. September 2018 zum 12. Klima-Tag nach Hamburg ein. Ein Fazit vorweg: Nach wie vor ignorieren zahlreiche Betreiber die gesetzlichen Vorgaben.
Seit elf Jahren müssen RLT-Anlagen ab einer Kälteleistung von 12 kW gemäß § 12 Energieeinsparverordnung (EnEV) entsprechend ihres Baualters energetisch inspiziert werden. Dies war für den FGK Anlass, im Rahmen seines Klima-Tages gemeinsam mit unterschiedlichen Experten einen Zwischenstand zur Umsetzung zu ermitteln.
Thomas Hinsch, BMWI, stellte passend zum Thema der Tagung das Bestandslabel und den „Quick Check“ vor, der Betreibern ab 2019 als einfach nutzbares Werkzeug eine rasche Einschätzung des Einsparpotentials ihrer RLT-Anlagen ermöglichen soll. Details dazu erläuterte Heiko Schiller, schiller engineering.
Über den aktuellen Stand der Umsetzung berichtete Dan Hildebrandt, Ingenieurbüro TGA-Effizienz, der in den letzten vier Jahren rund 160 Kälte- und 350 RLT-Anlagen inspiziert hat. Er brachte nicht nur Alltagsprobleme, wie die zum Teil schwere Zugänglichkeit von RLT-Anlagen und unzureichende Anlagendokumentationen zur Sprache, sondern gab konkrete Beispiele für das Vorgehen bei der Inspektion. Dabei verwies er u.a. auf die GEFMA-Richtlinie 124-5 „Energiemanagement; Empfehlung zur Umsetzung der Energetischen Inspektion nach § 12 EnEV“. Er riet zudem dazu, die Inspektionsberichte nach DIN SPEC 15240 „Lüftung von Gebäuden – Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden – Energetische Inspektion von Klimaanlagen“, Anhang F, aufzubauen, auf die Ronny Mai, ILK Dresden, in einem späteren Vortrag detailliert einging. Die Ergebnisse seien stets bei den Kunden zu präsentieren, um ein „unauffälliges Verschwinden der Berichte in den Aktenschränken“ zu vermeiden, wie Dan Hildebrandt, betonte. Denn die Hauptaufgabe der energetischen Inspektion sei die Optimierung der Anlagen.
Als zusätzlich bereicherndes Element der Veranstaltung diente eine von Günther Mertz geleitete Diskussionsrunde, die mit Christian Schlicht und Tobias Pickert, beide ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG, sowohl die Planer- wie die Betreiberseite berücksichtigte. Gerade beim Betreiben von Shoppingcentern seien Energie- und Betriebskos-ten wesentliche Treiber dafür, eine energetische Inspektion durchzuführen, wurde argumentiert. Vor dem Hintergrund der unter wirtschaftlichem Druck stehenden Mieter, sei eine Nebenkostenentlastung ein wichtiger Vorteil eines Center-Betreibers. Als wesentlichen Treiber, mehr Know-how aufzubauen, wurden das Wissen der Mitarbeiter vor Ort genannt, das ebenso genutzt werden müsse, wie eine zunehmende Digitalisierung der Anlagen. Doch dafür müsse erst einmal der Einbau von Zählern als Basis geschaffen werde. Dabei müssten bestehende Prozesse hinterfragt werden. Erst dann könne eine Digitalisierung Mehrwerte schaffen.
Dr.-Ing. Meinolf Gringel, DMT GmbH & Co. KG, ging in seinem Vortrag auf praktische Erfahrungen im Rahmen der Energetischen Inspektion von Kälteanlagen ein. Er sieht noch eine deutliche Diskrepanz zwischen den Anforderungen und der Realität: So sei eine energetische Inspektion von Kälteanlagen theoretisch nur bei den dafür ausgelegten Außentemperaturen von 35 °C möglich. Dass dies an der Realität vorbeigeht, war allen Anwesenden klar.
Chantal Stamm, Ingenieurkammer Hessen, berichtete aus Sicht einer Prüfstelle über die Inspektionsberichte der vergangenen Jahre. Bei den 32 zur Verfügung stehenden Inspektionsberichten seien Erfüllungsgrade zwischen 40 und 97 % der im Durchschnitt 14 bis 15 Jahre alten Anlagen ermittelt worden. Konsequenzen brauchen Betreiber weniger effizienter RLT-Anlagen bislang aber nicht zu fürchten.
Die knapp 100 Teilnehmer und neun Referenten zogen folgendes Resümee: Zwar gäbe es einige interessierte Anlagenbetreiber, die auch in die Umsetzung einsteigen, der Großteil der Betreiber zeigte bisher jedoch wenig Interesse an der energetischen Inspektion ihrer Anlagen. Diese Zurückhaltung läge sehr häufig darin, dass den Betreibern die Einsparpotentiale durch eine Inspektion nicht ausreichend bekannt seien. Neben verstärkten Anreizen von ordnungspolitischer Seite aus wurde daher auch für die konsequentere Durchsetzung von Strafen bei nicht durchgeführter Inspektion plädiert.
„Die Energetische Inspektion und die Umsetzung der empfohlenen Effizienzmaßnahmen werden auch in Zukunft sehr wichtige Themen unserer Branche sein“, fasst Günther Mertz (FGK) zusammen.
Die hohe Teilnehmerzahl und die intensiven Diskussionen bestätigten den großen Informationsbedarf in allen Branchenbereichen. „Der Klima-Tag war ein ideales Forum, um das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und den Erfahrungsaustausch zu fördern“, sagte Günther Mertz zum Abschluss der Tagung.
FGK-Mitgliederversammlung 2018
Die FGK-Mitgliederversammlung am 21. September 2018 stand im Zeichen des Informationsaustauschs, der einen Großteil der Agenda neben den Regularien umfasst. Die Berichte aus den Arbeitsgruppen stellen immer wieder aufs Neue unter Beweis, dass die Verbandsarbeit von Kommunikation, Arbeitstreffen und dem fachlichen Austausch lebt. Das Themenspektrum reicht von der Materialeffizienz beim Bau von Ventilatoren und der Kältemitteldiskussion in der Folge der F-Gase-Verordnung über die Wohnungslüftung und Reinigung von RLT-Anlagen, die CE-Kennzeichnung von Luftleitungen und der Luftbefeuchtung bis hin zur energetischen Bewertung von RLT-Anlagen, die Wärmerückgewinnung und die Schnittstellen zu anderen technischen Gewerken sowie den dafür notwendigen Datenaustausch. Daneben spielen die Mitwirkung an Normen und Richtlinien ebenso eine Rolle wie die regelmäßig überarbeiteten Status Reports des Fachverbands Gebäude-Klima. Besonders hervorzuheben ist diesbezüglich der immer wichtiger werdende fachliche Austausch mit anderen Branchenverbänden, um Ergebnisse auf ein möglichst breites Fundament stellen zu können.
Satzungsgemäß wurden zwei Vorstandsmitglieder gewählt. Der Verband bestätigte den amtierenden ersten Vorsitzenden Prof. Dr.-Ing. Christoph Kaup, Howatherm GmbH und Honorarprofessor am Umweltcampus Birkenfeld, für eine zweite Amtszeit. Ebenso wurde Gerhard Warnke, Maico Elektroapparate-Fabrik GmbH, wieder in den Vorstand gewählt. Insgesamt waren knapp 100 Mitglieder von 77 Mitgliedsfirmen bei der Versammlung vertreten. Die nächste Mitgliederversammlung findet 2019 in München statt.