Die KKA als Lockvogel
Unglaublich, frech, unverschämt – das ging mir kürzlich nach dem Telefonat mit einem Leser der KKA durch den Kopf. Nicht der Anrufer selbst hatte mich in Rage gebracht, sondern der Fall, der mir geschildert worden war. Dass wir in unserer Branche mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen haben, war mir bewusst, aber mit welch harten Bandagen und abenteuerlichen Methoden vorgegangen wird, um an neue Mitarbeiter zu kommen, war dann auch für mich neu – und die KKA-Redaktion spielte in dem konkreten Fall sogar eine Hauptrolle. Der Inhaber eines Kältefachbetriebs, der mich anrief, wollte wissen, ob in meiner Redaktion ein Herr Albrecht arbeite, was ich verneinte. Ein Mann dieses Namens habe nämlich in seinem Betrieb angerufen, sich als Mitarbeiter der KKA-Redaktion ausgegeben und mit einem seiner Gesellen sprechen wollen. Es ginge um ein Interview für die KKA über die Ausbildungssituation in Deutschland. Da unser findiger Firmenchef aber grundsätzlich keine Telefonnummern von Mitarbeitern herausgibt und ihm bei der ungewöhnlichen Anfrage etwas spanisch vorkam, bat er zunächst um die Kontaktdaten des Anrufers. Der gut vorbereitete Headhunter – und um niemand anderen handelte es sich, wie die meisten sicher schon erraten haben – hatte sogar die richtige Durchwahl zum Bauverlag und eine erfundene Mailadresse albrecht@kka-redaktion.de parat.
Ich könnte es nun als Ehre auffassen, dass der Headhunter die KKA als führende Branchenzeitschrift betrachtet, die durch ihren Bekanntheitsgrad in der Kältewelt Tür und Tor öffnen kann, aber ich empfinde es einfach nur als Unverschämtheit, dass der gute Name der KKA auf rufschädigende Art und Weise für unlautere Zwecke missbraucht wird. Nicht dass Sie mich falsch verstehen: Das Abwerben von Mitarbeitern durch Personaldienstleister ist etwas völlig Normales und auch nichts Verwerfliches – in einer Branche mit Fachkräftemangel mitunter die einzige Möglichkeit an Mitarbeiter zu kommen (wem ein guter Mitarbeiter auf diese Weise abhanden kommt, wird sich natürlich trotzdem ärgern). Aber dabei sollte mit offenen Karten gespielt werden, und das war hier nun wirklich nicht der Fall.
Seien Sie also gewarnt und informieren Sie Ihre KollegInnen im Telefondienst entsprechend, nicht zu blauäugig zu agieren, wenn es um die Herausgabe von personenbezogenen Daten von Mitarbeitern geht. Oder besser: Sollte es jemand mit gleicher Masche erneut versuchen, lassen Sie sich auf das Spiel ein und versuchen Sie an die Kontaktdaten des Headhunters zu kommen – die Rechtsabteilung des Bauverlags möchte diesen Herrn Albrecht zu gerne einmal kennenlernen. Oder noch besser: Tun Sie alles Mögliche, um den Fachkräftemangel zu beseitigen. Machen Sie unseren Beruf in den Schulen Ihrer Umgebung bekannt, bilden Sie selber aus und werben Sie überall für den coolsten Job der Welt …
… meint Ihr Christoph Brauneis