Digitale und wirtschaftliche Herausforderungen

Güntner-Symposium in Alpbach

Beim Güntner-Symposium im österreichischen Alpbach traf sich vom 19. bis 21. September 2019 erneut ein internationales Fachpublikum, um sich über die neuesten Entwicklungen im Bereich der Wärmetauschertechnik zu informieren. Über 400 Teilnehmer aus der ganzen Welt waren der Einladung von Güntner gefolgt und ihnen wurde vor spektakulärer Alpenkulisse ein spannendes und vielseitiges Vortrags- und Ausstellungsprogramm geboten.

Äthiopien, USA, Kolumbien, Japan, Oman, Australien und Usbekistan – um nur einige Herkunftsländer der Teilnehmer des Güntner-Symposiums zu nennen: Die ganze Welt war zu Gast in Österreich, um sich über fachliche Themen auszutauschen und internationale Kontakte zu pflegen.

Die Themenfelder der Fachvorträge reichten von Erörterungen zum Innovationsmanagement bei Güntner über Technik-Aspekte wie die ganzheitlichen Hygiene-Anforderungen des HACCP-Konzepts, Wärmeabfuhrsysteme mit Wasser als Kühlmedium, Waterloop-Systeme bis hin zu kundenspezifischen Anwendungsbeispielen wie die CO2-Kälteanlage für eine der größten Skihallen Europas in Oslo.

Digitale Transformation

In seiner Ansprache stellte Robert Gerle, Vorstand A-Heat (Holdinggesellschaft der Güntner-Gruppe), vor, wie sich Güntner den digitalen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft stellt. Güntner hat in den letzten zwei Jahren weiter in zukunftsfähige Technologien, Prozesse und Strukturen investiert. So wurden z.B. im europäischen Hauptwerk Tata bei Budapest bis Anfang 2019 nicht nur die Produktionsbereiche modernisiert und erweitert, es entstand darüber hinaus auch ein eigenes Logistikzentrum und eine erweiterte Lagerfläche. Für die Logistik wurde ein eigenes Unternehmen mit dem Namen Coolbridge gegründet, das ab Ende 2019 mit modernsten Interlogistik-Systemen die Organisation der Geräte-Lieferung an die Kunden übernehmen wird. 2016 wurde in Sibiu/Hermannstadt (Rumänien) speziell für Gewerbe-Geräte ein neues Werk mit insgesamt 18.000 m2 überdachter Fläche errichtet. Dort arbeiten mittlerweile 350 Mitarbeiter; bisher wurden 36.600 ventilatorbelüftete Geräte gebaut. Aufgrund der stetig steigenden Nachfrage wird dort derzeit eine zweite Produktionshalle gebaut, die Anfang 2020 ihren Betrieb aufnehmen soll. Diese Halle ist wesentlich größer als die bisherige Fertigungsstätte, wird die Produktionsfläche also mehr als verdoppeln. (Lesen Sie mehr hierzu in KKA 1/2020).

Ähnliches gilt für den Produktionsstandort Surabaya, Indonesien. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage aus dem asiatischen Raum wurde bereits 2018 in der Umgebung des bestehenden Standorts eine dritte Fertigungshalle speziell für die Produktion von Edelstahlgeräten umgebaut. Die komplette Produktion von Edelstahlgeräten wurde in diese neue Halle ausgelagert; in der bisherigen Halle konnte somit die Produktion von Geräten anderer Materialkombinationen ausgeweitet werden. Zum Maschinenpark der neuen Produktionslinie gehört auch eine halbautomatische Pulverbeschichtung für ein hochwertiges Finish. Das neue Gelände umfasst 26.500 m² und bietet 7.000 m² Produktionsfläche sowie 680 m² Bürofläche. Durch die Ausweitung der Produktion wurden zusätzliche 150 Arbeitsplätze geschaffen.

Eine bloße Investition in neue Produktionswerke werde aber nicht genügen, um Güntner zukunftsfähig zu halten, betonte Gerle. Daher habe man die Spark Radiance GmbH gegründet und ausgegliedert. Die Gesellschaft wird die Digitalisierungsstrategie für die Güntner-Gruppe weiterentwickeln und neue Geschäftsmodelle vorantreiben. Sämtliche Abläufe und Strukturen bei Güntner werden durch Experten von Spark Radiance auf den Prüfstand gestellt. Die Änderungen des Angebotsportfolios hin zu einer Kombination aus Sachgütern und Dienstleistungen werden genauso im Fokus stehen wie die Kommunikationskanäle und die internen Prozesse. Die Spark Radiance mit 65 Mitarbeitern an den Standorten Bukarest und Inning am Ammersee agiert dabei als globaler Dienstleister und Lösungsanbieter für die gesamte Gruppe

„Was wir nicht digitalisieren können und wollen, ist ein Handschlag“, bemerkte Marketingleiter Bernd Oehlerking, der in Alpbach durch das Programm führte. Ziel des Symposiums sei es daher vor allem, den persönlichen Austausch untereinander zu pflegen sowie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu fördern. Und Martin Haug, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei Güntner, ergänzte: „Wir setzen bei Güntner – auch mit diesem Symposium – auf Stabilität und Vertrauen in einer zunehmend hektischen und unsicheren Zeit.“

Freiherr schafft Freiräume

Michael Freiherr, Geschäftsführer Technik bei Güntner, gab den Zuhörern in seinem Vortrag Einblicke in den außergewöhnlichen Entwicklungsprozess eines neuen Luftkühlers für Bearbeitungsräume. Um bei einer Produktentwicklung einmal gänzlich neue Wege zu beschreiten, waren dabei nicht wie sonst üblich vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Forschungs- und Entwicklungsarbeit beteiligt. Michael Freiherr hatte die komplette Belegschaft aufgerufen, sich für die Mitwirkung in einem interdisziplinären Team zu bewerben. In einem über zehn Wochen laufenden und von externen Fachleuten begleiteten Programm traten dann mehrere Teams in einem Wettbewerb gegeneinander an, um die beste Produkt- und Vermarktungsidee für den Luftkühler zu kreieren. Jede Woche wurde ein anderer Aspekt wie Technologie, Marktfähigkeit, Business Case etc. behandelt, es wurde ein Modell gebaut, gemeinsam geflucht und gefeiert. Technik und Konzept mussten schließlich in einem heißen Battle vor den anderen Teams verteidigt, bzw. die Schwachstellen der anderen angegriffen werden. Der Luftkühler des siegreichen Teams wurde dann von den unterlegenen Mannschaften als Prototyp gebaut, so dass von allen Beteiligten letztlich ein gemeinschaftlich geschaffenes Produkt stolz als Erlkönig in Alpbach präsentiert werden konnte. Bei diesem Projekt handelt es sich aber nicht nur um eine erfolgreiche teambildende Maßnahme, die interdisziplinäre Zusammensetzung hatte zu ganz neuen Denkweisen und technischen Ideen und dadurch zu über 20 patentrechtlich relevanten Ansätzen geführt – vier Patente wurden bereits angemeldet.

Hygienisch sichere Produkte

Dr. Philipp Rollmann, Leiter Technologie & Vorentwicklung bei Güntner, bot den Teilnehmern den saubersten Vortrag des Symposiums – es ging nämlich um Hygiene, bzw. das HACCP-Konzept. HACCP steht für Hazard Analysis and Critical Control Point. Durch die Anwendung dieses Konzepts soll die Entstehung gesundheitlicher Gefahren im Bereich der Erzeugung, Verarbeitung und Logistik von Lebensmitteln vermindert werden. Und da das HACCP-Konzept alle Bereiche umfasst, die mit einem Lebensmittel direkt oder indirekt in Berührung kommen können, hat sich Güntner intensiv mit der Thematik befasst. Schließlich kommen Luftkühler zumindest indirekt über die ausgeblasene Luft mit den Lebensmitteln in Kontakt und müssen bzw. sollten daher hygienegerecht konzipiert sein. Ansonsten könnten aus dem Luftkühler ausgetragene Aerosole, die Mi­kroorganismen enthalten, über die Luft das Produkt erreichen. Bei mangelnder Hygiene können sich nämlich im Luftkühler Biofilme bilden, die die umgebende Luft mit pathogenen Keimen kontaminieren.

Güntner verwendet daher ausschließlich lebensmittelgerechte Materialien und speziell geprüfte und zugelassene Beschichtungen, Kunst- und Dichtstoffe, Lamellen-, Rohr- und Gehäusewerkstoffe, wofür auch die entsprechenden Unbedenklichkeitserklärungen durch externe Prüfinstitute vorliegen. Neben der Materialauswahl spielt aber auch die Verarbeitung und das Design eine Rolle. So setzt Güntner auf abgerundete Ecken, die Vermeidung von Hohlräumen und Spalten sowie von waagrechten Flächen, um das Reinigen der Luftkühler zu erleichtern und evtl. entstehende Schmutznester schon durch die Konstruktion zu eliminieren.

Wichtig sei auch, wie Dr. Rollmann betonte, dass man den Luftkühler für den richtigen Einsatzzweck bzw. das zu kühlende Produkt auslegt. Luftkühler in essigsaurer Umgebung müssten andere Beschichtungen und Materialien haben als z.B. in einem Kühlraum für Räucherwaren. Ergebnis dieser Überlegungen und Ansätze: Alle Güntner-Luftkühler der Produktreihen „Slim“, „Dual“ und „Cubic“ sind vom TÜV SÜD hygienezertifiziert.

Persönliche Kontakte pflegen

Mit der neuen, so genannten „Innovation Plaza“ bot Güntner den Besuchern des Symposiums neben den Fachvorträgen eine zusätzliche Kommunikations- und Präsentationsplattform für den direkten Dialog, die auch intensiv genutzt wurde. An elf Stationen erhielten Interessierte Einblicke in unterschiedliche Bereiche der Güntner-Produktwelten und auch Vorschauen auf künftige Neuheiten. Kunden konnten ein direktes Feedback geben und mit Fachleuten über Konzepte und Ideen diskutieren. Die Vorteile dieses direkten Miteinanders kommentierte Robert Gerle: „Der persönliche Kontakt zwischen Kunden und Unternehmen ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft“. Dieses Miteinander wurde auch während des außergewöhnlichen Rahmenprogramms gepflegt – sei es beim Festabend im Kaiserturm der Festung Kufstein oder den kulturellen oder sportlichen Aktivitäten am letzten Tag des Symposiums.

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