Eine Alternative zu R410A

Interview mit Tom Morris, Honeywell Fluorine Products

Honeywell hat die Verfügbarkeit seines neuen Kältemittels „Solstice L-41“ mit niedrigem Treibhauspotenzial (Global Warming Potential, GWP) als Alternative zu R410A bekanntgegeben. Zu diesem Thema führte die KKA-Redaktion ein Interview mit Tom Morris, Leiter der Vertriebsplanung und Verkaufsförderung für Honeywell Fluorine Products.

KKA: Sehr geehrter Herr Morris, bitte beschreiben Sie doch zu Beginn einmal die Einsatzmöglichkeiten des neuen Kältemittels „Solstice L-41“.

Tom Morris: „Solstice L-41“ soll R410A bei Wohn- und leicht gewerblichen Klimatisierungssystemen und Wärmepumpenanwendungen ersetzen.

KKA: Gibt es Anwendungsbereiche, in denen R410A derzeit verwendet wird, für die sich Ihr neues Kältemittel nicht eignet?

Tom Morris: „Solstice L-41“ deckt aktuellen R410A-Anwendungen ab und kann sogar Anwendungen erweitern, dank seiner höheren kritischen Temperatur und seines leicht niedrigeren Drucks.


KKA: Lässt sich das neue Kältemittel in bestehenden oder nur in neuen Anlagen einsetzen? Welche Veränderungen müssen im Falle eines Kältemittelaustauschs bei einer Anlage vorgenommen werden?

Tom Morris: Unser neues Kältemittel ist relativ entflammbar. Daher muss das System entsprechend für eine sichere Nutzung ausgelegt sein.

KKA: Auch das Kältemittel R32 ist als Ersatzkältemittel für Anlagen, in denen üblicherweise R410A zum Einsatz kommt, in der Diskussion. Sie bezeichnen in einer Pressemeldung „Solstice L-41“ als die bessere Alternative. Worin bestehen aus Ihrer Sicht die Vorteile gegenüber anderen, wie beispielsweise R32?

Tom Morris: „Solstice L41“ hat vier wichtige Vorteile im Vergleich zu R32. Der erste ist dessen niedrigere Austrittstemperatur, die die Langlebigkeit des Kompressors verbessern kann und es besser in Regionen mit höheren Außentemperaturen einsetzbar macht. Zweitens hat unser Kältemittel ein geringeres Treibhauspotenzial von 583 – das ist 16 % geringer als das von R32. Drittens zeigt „L41“, das auf der Grundlage von R1234ze entwickelt ist, sehr gute Mischbarkeit mit aktuellen POE-Ölen, anders als R32, das ein neues Schmiermittel benötigt. Schließlich sind die Entflammbarkeitseigenschaften besser als die von R32.

KKA: Im Zusammenhang mit dem Kältemittel R1234yf, das in Autoklimaanlagen zum Einsatz kommen soll, hat es Lieferengpässe bei den Kältemittelherstellern gegeben. Halten Sie ein ähnliches Szenario auch bei Ihrem neuen Kältemittel für möglich? In welchen Mengen können Sie ab wann liefern?

Tom Morris: Honeywell hat die zusätzliche Lieferfähigkeit von HFO-1234yf angekündigt. „Solstice L41“ basiert auf Honeywells HFO-1234ze-Technologie und wir erwarten keine Lieferengpässe. Honeywell hat in den Aufbau einer kommerziellen Anlage investiert, so dass das Produkt in Mengen verfügbar ist, die die Kunden benötigen.

KKA: Der Preis spielt natürlich auch eine Rolle. Wie sieht dieser im Vergleich zu R410A aus?

Tom Morris: Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aus Gründen des Wettbewerbs keine Aussagen über den Preis machen können. Allerdings sind wir in Anbetracht der Energieeinsparungen und anderer Vorteile, die das Produkt bringt, der Preisgestaltung von „Solstice L41“ gegenüber zuversichtlich.

KKA: Das Kältemittel R404A wird im aktuellen Entwurf zur Neuregelung der F-Gase-Verordnung besonders kritisch betrachtet. Erübrigt sich Ihrer Meinung nach die Aufregung in der Branche, weil nun eine Alternative zur Verfügung steht, die den voraussichtlichen Anforderungen der veränderten F-Gase-Verordnung genügt?

Tom Morris: Die F-Gas-Verordnung ist nicht rechtskräftig. Jedoch schlägt die aktuelle Version vor, Kältemittel mit GWP höher als 2500 für die Wartung und Instandhaltung kommerzieller Kühlanlagen zu verbieten. R404A hatte ein GWP von 3922 und wird deshalb wahrscheinlich verboten werden. Wir bieten Produkte mit besserer Leistung und niedrigeren GWP an – für R404A wäre die Alternative „Genetron Performax LT“ oder unser „Solstice N-40“.

KKA: Wie sieht Honeywell generell die Novellierung der F-Gase-Verordnung? Werden die richtigen Ansätze verfolgt oder schießt die EU übers Ziel hinaus?

Tom Morris: Bei der Entwicklung eines neuen Kältemittels betrachten wir vier wichtige Aspekte: Leistung, Vorteile für die Umwelt, Sicherheit und Kosten. Das Ziel ist, dass Produkte der neuen Generation immer besser sind als die, die sie ersetzen. Daher sind wir zuversichtlich, dass wir die Kältemittel-Bedürfnisse unserer Kunden in voller Übereinstimmung mit den aktuellen und kommenden Vorschriften – wie F-Gase-Verordnung – erfüllen können.

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