Grünspan, Zunder & Co.
Infoveranstaltung bei Reiss
Der Kälte-Großhändler Reiss nutzte in diesem Herbst die Chillventa-freie Zeit und bot in allen Niederlassungen Fachvorträge für Kältefachbetriebe an. Die Referate wurden von Lieferanten der Firma Reiss gehalten, wobei die Zusammensetzung der Vorträge von Standort zu Standort unterschiedlich war. Am 25. Oktober 2011 war die KKA-Redaktion in der Niederlassung Hannover vor Ort – hier ging es u.a. um Fehlervermeidung bei Verdichtern und Korrosionsprobleme bei Wärmetauschern.
Bei der Info-Veranstaltung in Hannover erhielten die Teilnehmer wertvolle Informationen der Firmen Alfa Laval, Bitzer und Roller. Den Auftakt machten Günter Saß und Matthias Feldmann von der Firma Alfa Laval (www.alfalaval.de). Sie gaben den Anwesenden einen Überblick über Platten- bzw. Rohrbündelwärmetauscher sowie Verflüssiger. Das angekündigte Vortragsthema „Auslegungskriterien von Wärmetauschern“ wurde dabei nur am Rande behandelt, vielmehr standen die Produktpalette und die -merkmale des Herstellers im Vordergrund. Dabei wurde jedoch deutlich, dass Alfa Laval für nahezu alle Anwendungsgebiete der Kälte- und Klimatechnik geeignete und ausgereifte Produkte im Portfolio hat: von Cu-gelöteten Plattenwärmeübertragern (PWA) für HFKW und CO2, über Edelstahl-Lösungen für NH3- oder Reinstwasseranlagen, gelötete PWA bis 160 bar, Lüftkühler für die Gewerbekälte bis hin zu Rohrbündelverdampfern und -verflüssigern für trockene Expansion, überflutete Verdampfer und Verflüssiger für Normal- und Seewasser.
Sicherer Betrieb von Verdichtern
Rainer Pelzl, ein absoluter Verdichterfachmann aus dem technischen Verkauf bei Bitzer (www.bitzer.de), gab wertvolle (und zwar produktneutrale) Hinweise zum sicheren Betrieb von Verdichtern. Er erzählte „aus dem Nähkästchen“, welche Fehler im Umgang mit Verdichtern in der Praxis gemacht werden und wie man diese vermeiden kann. Generell legte er großen Wert darauf, dass Kälteanlagenbauer bei Verdichterproblemen ein ausführliches Protokoll erstellen sollten, damit man bei Bitzer in der Lage sei, mögliche Fehlerquellen so schnell wie möglich lokalisieren zu können. In den allermeisten Fällen seien Probleme nämlich nicht auf Produktionsfehler bei Bitzer, sondern auf unsachgemäßen Umgang sowie falsche Anlagenplanung bzw. -installation zurückzuführen. In einem solchen Protokoll sollten u.a. Verdampfungsdruck, Druckgastemperatur, Spannung am Klemmbrett, Öldruck, Flüssigkeitstemperatur etc. aufgeführt werden. Bitzer hat hierfür eine Software entwickelt, in der die gemessenen Werte einer Kälteanlage in einer Eingabemaske direkt mit denen einer entsprechenden Musteranlage verglichen werden können. Abweichungen sind unmittelbare Indizien für Fehler in der Anlage und grenzen die Fehlersuche ein.
Eine Hauptursache für Verdichterprobleme sind Verunreinigungen im Kreislauf, deren Auswirkungen Rainer Pelzl mit beeindruckenden Fotos von beschädigten Verdichtern belegen konnte. Luft, Gase, Feuchtigkeit und Schmutz (Zunder, Späne etc.) haben in einer Kälteanlage nichts verloren und sie können dramatische Auswirkungen haben. Rainer Pelzl empfahl daher nur Kältemittel-Originalgebinde und nur vom Hersteller freigegebene Öle zu verwenden und auf die Mischung verschiedener Öle zu verzichten. Größte Sorgfalt müsse vor allem auf die Vermeidung von Feuchtigkeit in der Anlage gelegt werden (vor allem bei PAG-Ölen) – ein zu großer Wassergehalt in der Anlage könne zu zugefrorenen und in der Folge zu zerstörten Saugsieben am Verdichter führen. Ein hoher Wassergehalt begünstigt auch die Säurebildung, was eine Kupferplattierung nach sich ziehen kann, die u.U. zum Ausfall des Verdichters führt. Auch von fluoreszierenden Zusätzen zum Kältemittel, um Leckagen zu detektieren, riet Rainer Pelzl ab, da sie zur Ölverdünnung und zu Schmierungsmangel führen können. Auch Zunder und sonstige Feststoffe bereiten Probleme, Zunder setze sich trotz Saugsieben mit der Zeit in den Lagern ab und wirke dort wie Schmirgelpaste. Die Folgen von Zunder in der Anlage sind Undichtheiten in den Zylindern, Leistungsverlust und Überhitzung. Probleme bereiten auch immer wieder magnetische Werkstoffe, Luft und Fremdgase.
Tipps zur Vermeidung von Problemen gab Rainer Pelzl gleich mit: Nur saubere und sauber gelagerte Materialien verwenden, Sägespäne aus Rohren ausblasen, Löten und Schweißen nur unter Schutzgasatmosphäre, Vorgefertigte Anlagen sicher verschließen, sorgfältig evakuieren (hierbei beachten, dass sich Wasser unter Umgebungstemperatur durch Evakuieren nicht vollständig aus Anlagen entfernen lässt), vor Ort montierte Anlagen mit Saugleitungsfiltern ausrüsten.
Korrosionsprobleme bei Wärmetauschern
Auch Wolfgang Krenn, Vertriebsleiter Inland bei Roller (www.walterroller.de), gelang es, mit seinem Vortrag zu begeistern. Er zeigte anhand drastischer Fotos, wie nicht korrosionsgeschützte Wärmetauscher beschädigt werden können, wenn sie falsch eingesetzt bzw. behandelt werden. Eine Hauptursache für Korrosion sind aggressive Emissionen aus dem Kühlgut oder der Umgebung (z.B. essighaltige Salate in der Kühltheke, Sauerteig im Kühlraum, chlorhaltige Reiniger, salzhaltige Meerluft, Prozessgase bei der Holztrocknung etc.). Hier fehlt vielen Betreibern und auch so manchem Kälteanlagenbauer die Erkenntnis, dass Wärmetauscher auf das jeweilige Kühlgut bzw. an die Umgebungsbedingungen angepasst werden müssen. Sonst sind die Bildung von Grünspan und Lochfraß an Kupferrohren, das Auflösen der Aluminiumlamellen und letztendlich Kältemittelverlust und der Ausfall der Anlage und natürlich auch ein Schaden am Kühlgut die Folgen. Die Notwendigkeit, die Wärmetauscher vor Korrosion zu schützen, wird in der Planungsphase oft nicht erkannt bzw. die tatsächliche Nutzung des Kühlraumes ist anders, als in der Planung angenommen. Häufig werden auch die höheren Kosten für eine höherwertige Ausführung gescheut oder die Anlagen werden falsch, bzw. gar nicht gereinigt. Wer auf höheren Korrosionsschutz setzt, muss jedoch auch beachten, dass man diesen nur mit einer gewissen Minderleistung erzielt, da ein Korrosionsschutz eine Dämmwirkung und damit einen schlechteren Wärmeübergang bewirkt.
Produkte aus dem Hause Roller sind in Bezug auf Korrosionsschutz sicher am oberen Ende der Messskala, da der Hersteller hohe Produktionsstandards setzt. So sind Aluminiumendbleche 2 bzw. 3 mm dick, Aluminiumlamellen sind bis 0,3 mm dick mit ausreichend Stabilität für Reinigungszwecke, Kupferrohre haben eine Wandstärke bis 0,5 mm und Kupferrohrbögen sogar bis 0,6 mm. Auch ohne weiteren Korrosionsschutzanstrich ist also auch bei aggressiven Umgebungsbedingungen mit einer deutlich längeren Lebensdauer zu rechnen.
Familientag in Stuttgart
Neben den Fachvorträgen in allen Reiss-Niederlassungen, die sich vor allem an die Fachleute in den Betrieben richteten, hatte Reiss im Herbst aber auch eine besondere Veranstaltung organisiert, bei der die ganze Familie eingeladen war. Am 8. Oktober 2011 veranstaltete die Niederlassung Stuttgart einen Familientag der offenen Tür am Standort Korntal-Münchingen. Eingeladen waren Jung und Alt, Geschäftspartner und deren Familien mit Kindern, deren Mitarbeiter und Lieferanten. Die ganze Veranstaltung fand in sehr lockerer Atmosphäre statt: Im einem großen Festzelt sorgten Live-Musik, schwäbische Mundart-Comedy, eine Floristik-Vorführung und Zauberei für die passende Begleitung zum Buffet und zur Kaffee- und Kuchentafel. Besondere Mühe ließen die Verantwortlichen von Reiss bei der Betreuung der kleineren Kältenachwuchs-Fachkinder walten. In einem separaten Kinderzelt konnten die Kinder nach Herzenslust spielen. Hüpfburg und Kletterwand sowie Popcorn und Zuckerwatte gehörten zum Kinderprogramm.
„Diese Gelegenheit nehmen wir auch gerne zum Anlass, uns persönlich bei Ihnen für Ihre Treue und Ihr bisheriges Vertrauen zu bedanken“, so ein Auszug aus der Einladungskarte, und dies war wörtlich zu nehmen. Nicht nur die ganze Unternehmensleitung aus Offenbach war vor Ort präsent und stand jedem für Gespräche zur Verfügung, sondern auch alle Niederlassungsleiter der Reiss-Verkaufshäuser in Deutschland waren an diesem Tag in Stuttgart vertreten.
Aber auch die fachliche Information kam nicht zu kurz. In Form einer Leistungsschau (Hausmesse) hatten die Besucher die Gelegenheit, sich ausgiebig über technische Entwicklungen und Neuheiten der Branche zu informieren. Anwesend waren die Vertreter folgender Firmen: Armacell, Bitzer, Danfoss, Dixell, Eliwell, Emerson, GEA-Bock, GEA-Küba, Güntner, Johnson Controls, KE Kelit, LAE, LG Electronics, Mitsubishi Electric, Power Electronics, Roller, Tecumseh, Teko und Wurm. Bei der Vielzahl hochkarätiger Anbieter lohnte sich der Besuch auf jeden Fall, denn in einem kleinen Rahmen hatte man die Gelegenheit, in Ruhe und ohne hektischen Messestress mit den Firmenvertretern über die Produkte zu sprechen und sich zu informieren. Eine abschließende Tombola beendete den rundum gelungenen Familientag bei Reiss.