Hier picken sie richtig

Das Fischer-Logistikzentrum in Fellbach

Ende 2008 haben wir in der KKA schon kurz über den Neubau des Fischer-Logistikzentrums berichtet, das in Fellbach, nur wenige Kilometer vom Stammsitz in Untertürkheim gelegen, errichtet wurde. Für Kunden ist ein solches Hochregallager wie eine Black-Box, in die ein Auftrag hineingeht und ein Produkt irgendwie und irgendwann herauskommt. Doch was verbirgt sich hinter den Mauern eines modernen Logistikzentrums? Macht sich die Investition des Großhändlers in ein solches Lager auch für den Kunden bezahlt? Die KKA-Redaktion ist diesen Fragen einmal nachgegangen.

Die Christof Fischer GmbH (www.kaeltefischer.de) ist als eines der führenden Kälte-Klima-Großhandelunternehmen wohl niemandem in der Kältebranche unbekannt. Seit nunmehr 85 Jahren ist das mittlerweile in der vierten Generation als Familienbetrieb tätige schwäbische Unternehmen als verlässlicher Handelspartner für Kunden und Lieferanten, als Hersteller von Verbund- und Sonderanlagen und immer mehr auch als kompetenter und flexibler Dienstleister und Servicepartner für die Branche aktiv.


Neubau in Fellbach | 2006 musste der Inhaber Veit Scholl, der Urenkel des Firmengründers Christof Fischer, eine weit reichende Entscheidung treffen. Durch beständiges Wachstum der Firma und den pros­perierenden Anlagenbau war am Stammhaus in der Augsburger Straße in Untertürkheim bei Stuttgart das Ende der Fahnenstange erreicht – jeder Quadratzentimeter Fläche war genutzt, eine räumliche Expansion durch die innerstädtische Lage aber unmöglich. Die Entscheidung fiel letztlich – unter für ein Familienunternehmen typischer Berücksichtigung langfristiger Perspektiven – für eine räumliche Trennung der Aktivitäten und einen Neubau. Verwaltung und Anlagenbau verblieben in Untertürkheim und in der Stauferstraße im nahe gelegenen Fellbach wurde ein modernes Logistikzentrum mit 8000 m² Fläche errichtet, das als Zentrallager und Niederlassung gleichermaßen fungiert. Grund für den gewählten Standort war die Nähe zum Stammhaus, eine optimale verkehrstechnische Anbindung und nicht zuletzt eine kooperative Stadt Fellbach, die das Projekt von Planung, über Genehmigung bis zum Bau professionell begleitete. Vom Spatenstich im Herbst 2007 bis zur Eröffnung im Oktober 2008 verging auf diese Weise nur gut ein Jahr. Und seitdem praktiziert Fischer in Fellbach Handel und Logistik in Perfektion – in einem Lager, das mit modernster funkgestützer Scanner/Barcode-Technik ausgestattet ist.


Ein Bestellvorgang von Anfang bis Ende | Von den technischen und organisatorischen Raffinessen, die im Laufe des Bestellvorgangs bei Fischer im Hintergrund zum Einsatz kommen, merkt ein Kunde in der Regel jedoch nichts – muss er auch eigentlich nicht, denn schließlich will er „nur“ etwas kaufen. Der Aufwand, der bei einem Großhändler betrieben werden muss, um ein gewünschtes Produkt auf der Theke oder bei einem Kältefachbetrieb vor Ort abzuliefern, könnte einem Kunden letztendlich egal sein – Hauptsache, er bekommt, was er bestellt hat. Doch die Zeit, das Geld und der Gehirnschmalz, den Fischer in das Logistikzentrum investiert hat, machen sich auch für den Kunden bezahlt. Warum dies so ist, wird deutlich, wenn man einmal einen Bestellvorgang von Anfang bis Ende begleitet.

Auch wenn das Thekengeschäft heutzutage nicht mehr den gleichen Stellenwert hat wie früher, und der Großteil der Aufträge über den Bringdienst von Fischer abgewickelt werden, soll am Beispiel eines Ersatzteilkaufs vor Ort in der Niederlassung in Fellbach aufgezeigt werden, was in den heiligen Hallen des Großhändlers abläuft. 

Noch bevor man die Niederlassung betritt, wird ein Vorteil deutlich: Die Anfahrt erfolgt durch eine nahe gelegene Schnellstraße zügig, innerstädtische Staus entfallen und es stehen großzügige Park- und Lademöglichkeiten und im modernen Gebäude ein optisch ansprechender, geräumiger Empfangsbereich für Kundengespräche zur Verfügung. Durch die enorme Größe des Lagers ergibt sich ein weiterer Vorteil: Das riesige Lager ermöglicht es, nahezu alle gängigen Produkte dauerhaft vorrätig zu haben. Die meisten Produkte – wenn auch nicht in der Menge wie in Fellbach – sind übrigens auch in den anderen acht Fischer-Niederlassungen vorrätig, „Exoten“ oder besonders große Produkte können aus Fellbach schnell in die anderen Niederlassungen geliefert werden.

Nachdem der Kunde an der Theke seinen Wunsch geäußert hat, beginnt ein effektiver Arbeitsablauf. Statt einen Lieferschein auszufüllen, der ins Lager gereicht wird, gibt der Fischer-Mitarbeiter die Bestellung in ein EDV-System ein. Im Lager taucht dieser Auftrag direkt auf einem Montitor auf – versehen mit dem Zusatz „Express“, was dem Lagermitarbeiter signalisiert, dass der Kunde vor Ort wartet und dass der Vorgang bevorzugt behandelt werden muss.


„Picken“ am „Infopoint“ | Er „pickt“ sich den Auftrag am „Infopoint“ – wie das „Buchen“ des Vorgangs auf seinen mobilen Handscanner im Fischer-Fachjargon heißt – und macht sich auf die Suche nach dem richtigen Produkt. Und diese Suche gestaltet sich denkbar einfach und schnell, denn auf dem Handscanner liefert das EDV-System neben den Produktdaten und der gewünschten Anzahl auch gleich konkrete Angaben zum definierten Lagerplatz in Form eines von Fischer selbst entwickelten Barcodes mit. Dieses Barcodesystem liefert dabei keine anonyme Zahlenfolge, sondern es gibt die Regalreihe, das Regal, die Höhe im Regal und sogar das exakte Fach an, so dass auch neue Lagermitarbeiter (und KKA-Redakteure) das gewünschte Produkt ohne große Einweisung finden können. Da nicht das Produkt im Regal selbst, sondern nur das Regalfach mit einem Barcode versehen ist, ermöglicht das System eine äußerst flexible Lagerhaltung – auch bei Umsortierungen, Verlagerungen oder Neuaufnahmen von Produkten ist keine aufwändige Umprogrammierung der EDV erforderlich. Mit dem Handscanner erfasst der Mitarbeiter im weiteren Vorgang den Barcode am Regalfach und erhält die Bestätigung, dass es sich um das gesuchte Produkt handelt – bzw. um das richtige Regalfach, das aber im System eindeutig mit einem Produkt verknüpft ist. Er bucht dann die gewünschte Anzahl des Produkts aus dem Regal aus und über einen weiteren Barcode z.B. auf einen Handwagen oder sogar sich selbst. Was umständlich klingt, hat aber den großen Vorteil, dass das Lagersystem zu jedem Zeitpunkt exakt weiß, wo sich gerade welches Produkt befindet. Zurück am Infopoint wird das Produkt auf eine Verpackung (Tüte, Karton etc.) „gebucht“, ein Lieferschein für den Kunden erstellt (mit allen erforderlichen Infos zum Produkt) und der Kunde kann die Niederlassung zügig wieder verlassen. In gleicher Weise werden Einzel- und Sammelbestellungen für den Bringdienst zusammengestellt.


Deutliche Kundenvorteile | Doch was hat nun der Kunde konkret von diesem besonderen EDV-System? Zum einen wiegt der Zeitfaktor, denn nach Angaben von Veit Scholl ist die Abwicklung sowohl von Thekenaufträgen, als auch von Lieferungen außer Haus im Vergleich zum früheren Bestellwesen deutlich schneller geworden. Aber was noch viel wichtiger ist: Die Kommissionierqualität hat deutlich zugenommen – und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zum einen sind menschliche Fehler praktisch ausgeschlossen, so dass es eigentlich nicht vorkommen kann, dass ein Lagermitarbeiter fälschlicherweise ein nicht bestelltes Produkt und auch nicht in der falschen Anzahl dem Lager entnehmen kann. Und es werden auch keine Teile vergessen. Zum anderen kann sich ein Kunde sicher sein, dass er keine „Altware“ erhält, die aus Versehen schon lange weit hinten im Regal verstaubte. Nach dem Prinzip „first in – first out“ verlässt auch definitiv das Produkt als erstes das Lager, das am längsten im Regal gelegen hat. Hierdurch wird auch sichergestellt, dass die vom Hersteller gebotene Gewährleistungszeit für ein Produkt eingehalten werden kann. Auch das Schild „Geschlossen wegen Inventur“ wird ein Fischer-Kunde in Fellbach nie an der Tür vorfinden, denn mit der modernen EDV ist eine kontinuierliche Inventur möglich. Hat ein Lagerarbeiter einmal etwas Leerlauf, kann er zwischendurch schnell ein paar Regalfächer inventarisieren – wobei ihm das System anzeigt, welche Fächer lange nicht mehr überprüft wurden.

„Durch die neue Lagerorganisation befinden wir uns in einer völlig neuen Handelswelt – und hiervon profitieren nicht nur wir als Großhändler, sondern in direkter Weise auch unsere Kunden“, kommentiert Veit Scholl die getätigten Investitionen, und er sieht sein Unternehmen dadurch sicher aufgestellt und gut gerüstet für künftige Entwicklungen.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 05/2015

Die zehn teuersten Fehler im Lager

Schwachstellen bei internen Abläufen

In vielen Handwerksbetrieben schlummern enorme Einsparpotenziale im Materiallager. Diese Erfahrung machte Beraterin Doris Paulus, nachdem sie mehr als 300 Firmen besucht, deren interne Abläufe...

mehr
Ausgabe Großkälte/2014

Staubfreie Lagerhaltung

Luftreiniger bei Carl Zeiss IMT

Sauberkeit ist oberstes Gebot im Logistiklager der Carl Zeiss Industrielle Messtechnik GmbH (Carl Zeiss IMT). Hier lagern hochsensible Messgeräte für Anwender aus den Bereichen der Luft- und...

mehr
Ausgabe 06/2008 Fischer

Neubau in Stuttgart

Nach einjähriger Bauzeit fand am 14. November 2008 mit über 350 Gästen die offizielle Einweihung der neuen Fischer-Verkaufsniederlassung mit Logistikzentrum in Fellbach statt. Mit der Auslagerung...

mehr

Fischer: Marktplätze 2016

Die Christof Fischer GmbH (www.kaeltefischer.de) bietet seinen Kunden mit dem Veranstaltungskonzept Marktplatz Kälte-Klima auch in 2016 die Möglichkeit, aktuelle Produktneuheiten der führenden...

mehr

Carel verleiht Award an Fischer Kälte-Klima

Der italienische Hersteller für Regel- und Steuertechnik Carel (www.carel.com), verlieh im Rahmen seines International Sales-Partner-Meetings 2014 in Mailand den „Award for Long Term Relationship,...

mehr