Im Dialog mit der Generation Z
2. Eureka-Konferenz in Berlin
Mitte Dezember 2017 fand die zweitägige Eureka-Konferenz in Berlin statt, organisiert von den beiden europäischen Industrieverbänden EPEE und EVIA. Das Thema der Veranstaltung lautete „Nachhaltige HLKK-Technologien für ein besseres Leben“. Neben Themen wie Energiepolitik und Einhaltung der Kühlkette stand vor allem die sogenannte Generation Z, die als Verbraucher und Arbeitnehmer in den Startlöchern steht, im Mittelpunkt der Konferenz.
Die Eureka-Konferenz fand nach der Eröffnungsveranstaltung im Dezember 2016 im holländischen Den Haag (siehe Bericht in KKA 1/2017) am 11. und 12. Dezember 2017 in der Hertie School of Governance in Berlin bereits zum zweiten Mal statt. An der Veranstaltung nahmen über 100 Besucher aus Industrie, NGOs, Medien und auch Studenten teil.
Andrea Voigt, EPEE-Geschäftsführerin: „Die Eureka war etwas ganz Besonderes, denn sie bot eine Plattform für eine Generationsdebatte zwischen Industrie und Jugend, bei der es nicht nur um die Zukunft der Branche, sondern auch um ganz allgemeine Megatrends ging, die sich wiederum auf unseren Sektor auswirken. Zum Beispiel ist die Generation Z weniger daran interessiert, Dinge zu besitzen. Im Vordergrund steht vielmehr die Möglichkeit, sie dann nutzen zu können, wenn man sie braucht. Die Industrie muss solche Trends im Hinterkopf behalten, wenn es um die Entwicklung neuer Produkte geht.“
Juergen Goeller, EPEE-Chairman, sagte: „Wir müssen sicherstellen, dass die gesetzlichen Vorgaben unsere Erwartungen und die Bedürfnisse kommender Generationen erfüllen. So ist der weltweite Phase-Down der HFKW nach der Einigung von Kigali ein riesiger Schritt nach vorn für die Umwelt, aber auch eine enorme Herausforderung für die Industrie. Wir setzen uns dafür ein, dass dies ein Erfolg wird, aber hierfür sind Flexibilität und Offenheit für neue Lösungen ein Muss und wichtiger denn je. Deshalb ist die Eureka so wichtig, denn sie hilft uns dabei – auch im Dialog mit der nächsten Generation – zu verstehen, wie wir am besten vorgehen können, um diese Ziele zu erfüllen.“
Arbeitgeber müssen sich umstellen
Während bei vielen Branchenveranstaltungen, in denen über Fachkräftemangel und Ausbildung debattiert wird, nur über die jungen Leute und nicht mit ihnen diskutiert wird, waren bei Eureka eine Reihe von Studenten geladen, die auch aktiv ins Konferenzgeschehen eingebunden wurden bzw. sich selbst einbrachten. Dabei wurde deutlich, dass sich Unternehmen wandeln müssen, um für die Generation Z als potentielle Arbeitgeber attraktiv zu sein. Eine Herkulesaufgabe ist es dabei für die Kälte-/Klimabranche, den eigenen Bekanntheitsgrad bei den jungen Leuten zu steigern, wie ein Student in Berlin ausführte: „Wer sich für Technik interessiert und einen Job sucht, denkt an Firmen wie Siemens oder BMW. Ihre Firmen und Marken sind meiner Generation doch völlig unbekannt.“ In diesem Zusammenhang plädierte Jürgen Fischer, Präsident Danfoss Cooling, dafür, die Themen Energieeinsparung und Digitalisierung nicht nur aus Sicht des Umweltschutzes, der Kosteneinsparung und der Prozessoptimierung zu betrachten, sondern auch als Argumente, die begehrten qualifizierten jungen Fachkräfte für das eigene Unternehmen zu begeistern. „Junge Leute wollen in einem Unternehmen arbeiten, das „gut“ für die Welt ist. Firmen, die energieeffiziente Produkte herstellen, mit denen der Klimawandel bekämpft werden kann, können bei der Generation Z punkten. Gleiches gilt für die Digitalisierung: Junge Menschen leben heute in einer digitalisierten Welt und sie wollen dies auch. Daher müssen unsere Produkte und unsere Unternehmen ebenfalls digital bestens aufgestellt sein, um für die Generation Z „sexy“ zu sein.“
Sharing-Lösungen und Transparenz
Auch in einer Workshop-Runde bei der Eureka-Konferenz standen die Studenten im Mittelpunkt. Alle Teilnehmer hatten in Kleingruppen die Aufgabe, Produkte und Services zu entwickeln, die die Generation Z begeistern können. In der Jury saßen dann – wie in der „Höhle der Löwen“ – am Ende folgerichtig auch nur die anwesenden Studenten. Dabei kamen einige spannende Ergebnisse zutage, die verdeutlichen, dass die junge Generation anders „tickt“ und z.T. auf andere Aspekte Wert legt als ältere Arbeitnehmer und Verbraucher. So legt die Generation Z viel weniger Wert auf den Besitz eines Gegenstands/Geräts, sie möchte nur den Vorteil nutzen und ist eher bereit zu teilen. Paradebeispiel hierfür ist das Carsharing: Man will kein Auto besitzen, sondern nur mobil sein. Gleichermaßen will niemand eine Heizung oder ein Klimagerät besitzen, man will es nur warm oder kalt haben. Die Serviceleistung steht im Vordergrund, nicht das Produkt. Eine Heizung oder Klimaanlage lässt sich natürlich nicht so leicht teilen wie ein Auto. Aber Contracting- und Quartiers-Lösungen, Vollwartungsverträge oder Public Private Partnership-Modelle fallen bei der Generation Z auf deutlich fruchtbareren Boden. Gleiches gilt für das Thema Smart Grid: Die junge Generation ist viel eher bereit, die Kontrolle über ein Gerät abzugeben oder diese zu teilen, wenn sie selbst und die Umwelt hiervon profitiert.
Transparenz ist ein weiteres gefordertes Feature für die Generation Z. Sie will viele Infos über ein Produkt haben, die mit der eigentlichen Funktion nicht oder kaum zusammenhängen: In welchem Land wurde es hergestellt (lokal produzierte Dinge werden bevorzugt)? Unter welchen Arbeitsbedingungen? Mit welchem ökologischen Fußabdruck? Lässt es sich recyceln? Welchen Energieverbrauch hat es (und zwar im permanenten Monitoring durch den Nutzer durch eine App)? Wer setzt es bereits ein und mit welchen Erfahrungen? Nahezu irrelevant ist hingegen die tatsächliche Funktionsweise – es soll einfach nur zuverlässig, komfortabel und kostengünstig laufen. Mit den genannten Aspekten einher gehen standardisierte Kommunikationsprotokolle und -plattformen, ein hoher Aufwand für Cyber-Sicherheit, flexible und auf den Kunden maßgeschneiderte Servicelösungen und die Schaffung von Rating-Systemen.
Bei allem Hype um die Generation Z sollte allerdings nicht vergessen werden, dass der Großteil der Konsumenten und Arbeitnehmer aus älteren Semestern besteht. Produkte und Arbeitswelten, die der Generation Z gefallen, können in anderen Altersklassen ein Flop sein.
Mit Eureka geht es weiter
Die anwesenden Studenten auf der Eureka 2017 zeigten sich begeistert von der Veranstaltung und von der Möglichkeit, die sich ihnen dort bot, nicht nur führende Persönlichkeiten aus der Industrie zu treffen, sondern auch direkt mit ihnen in den Dialog zu treten. Die nächste Eureka sei bereits fest eingeplant, so die Studenten. Und diese wird sicher kommen. In Anbetracht des Erfolgs der beiden Konferenzen in 2016 und 2017 schmieden EPEE und EVIA bereits Pläne für die nächste Ausgabe. Beide Verbände wollen der Generation Z dann eine noch wichtigere Rolle einräumen und den Dialog so noch einen Schritt weiterbringen.