KKA-Planertag Klimatechnik 2019
Energie – Komfort – Nutzung
Bei der Planung, Installation und dem Betrieb von Klimaanlagen gibt es eine Fülle an Vorschriften und Anforderungen zu beachten. Zudem müssen sich alle Akteure auf den Einsatz von Systemen einstellen, die auf Kältemittel mit hohem Treibhauseffekt verzichten. Hierzu zählen wasserführende Systeme, aber auch solche mit brennbaren Kältemitteln. Namhafte Hersteller stellten auf dem „KKA-Planertag Klimatechnik“ am 27. November 2019 in Düsseldorf in Vorträgen und einer begleitenden Fachausstellung vor, mit welchen Klimasystemen man zukunftssicher und effizient planen und arbeiten kann.
Rund 110 Teilnehmer zählte der erstmals von „tab – Das Fachmedium der TGA-Branche“ und „KKA Kälte Klima Aktuell“ gemeinsam durchgeführte Planertag Klimatechnik. Die Erstveranstaltung in Düsseldorf hatte das Ziel, Lösungen aufzuzeigen, was man bei einem wachsenden Marktvolumen gegen eine steigende Klimabelastung durch die Klimatechnik tun kann. So wächst der Einsatz der Klimatechnik weltweit von derzeit 1,5 Mrd. Klimaanlagen auf 4,5 bis 5,5 Mrd. Anlagen in 2050 und hat derzeit bereits einen Anteil von rund 10 % am Weltstromverbrauch, wie Chefredakteur Christoph Brauneis in seiner Begrüßung die Anwesenden auf die Thematik einstimmte. Es folgte ein tagesfüllendes Programm der sieben Industriepartner Daikin, Kaut, LG Electronics, Menerga, Mitsubishi Electric, Panasonic, Stulz und Trox.
Ralf Haas, S-Klima/Stulz, zog gleich zum Auftakt einen Systemvergleich zwischen Kaltwassersystemen und VRF-Geräten. Letztlich bestimmt die Hydraulik den Gesamtwirkungsgrad eines Systems. Er sieht hier einen Vorteil bei den VRF-Geräten, da diese einfacher zu planen und zu konfigurieren seien. Künftige Herausforderungen für die Branche ergäben sich aus den wachsenden Ansprüchen an die Qualität der Raumluft. Daher müsse künftig noch mehr Wert auf die Regelung und das Monitoring von Klimasystemen gelegt werden.
Miguel Franco, Fa. Alfred Kaut, ging auf die Anforderungen an die Klimatechnik ein. „Ich darf nichts hören, ich darf nichts sehen“, sei dabei ein häufig geäußerter Wunsch und verbunden damit die Bitte, die Geräte nicht nur möglichst unsichtbar einzubauen, sondern auch die akustische Belastung gering zu halten. Gerade bei kleinen Geräten sei dies eine Herausforderung. Auch wenn die Geräte immer größere Rohrlängen und Höhenunterschiede zuließen, sei es dennoch im Sinne der Energieeffizienz sinnvoll, diese stets möglichst gering zu halten.
Das Duo Michael Lechte und Maik Buse, Mitsubishi Electric, stellte ein Hybridsystem vor, das die Vorteile eines VRF-Systems in der Kälteerzeugung mit den Vorteilen eines wasserführenden Systems bei der Wärme- und Kälteverteilung im Gebäude verbindet. So wünschen sich zunehmend mehr Bauherren keine Kältemittel führenden Leitungen mehr innerhalb des Gebäudes. Zudem benötigt das Hybrid-VRF-System deutlich weniger Kältemittel, was den Anforderungen der F-Gase-Verordnung entgegenkommt.
Den Einfluss der F-Gase-Verordnung auf die Klimatechnik im Allgemeinen und die Produkteigenschaften des Kältemittels R32 im Speziellen erläuterten im Anschluss Pawel Pronobis und Marcel Langfort, Daikin Airconditioning Germany GmbH. Zudem gaben sie Tipps zum praktischen Umgang mit R32.
Marcel Oligschläger, LG Electronics, legte den Schwerpunkt in seinem Vortrag auf kleine VRF-Geräte. So seien 73 % der abgesetzten VRF-Geräte in einer Klasse von <30 kW. Zudem seien auch Lösungen ohne Außengeräte eine sinnvolle Lösung. Dies betreffe insbesondere Gebäude mit Anforderungen an den Denkmalschutz. Hier seien Geräte mit einem nach außen offenen Wärmetauschermodul, das getrennt vom Kompressormodul in die Fassade integriert werden kann, eine praktikable Lösung.
Den Weg zum optimalen RLT-Gerät und damit einen Schwerpunkt auf die Lüftungsseite der Raumlufttechnik zeigte Martin Lenz, Trox, auf. Der Trend gehe hin zu teilstandardisierten Geräten, erläuterte er. Das größte Potential zur Optimierung liege bei einer Optimierung der Geräte im Bestand, durch z.B. eine bedarfsgerechte Volumenstromregelung. Eine Voraussetzung dafür sei die Vernetzung der Systeme Geräte, Raum und GLT.
Den Abschluss der eintägigen Veranstaltung bildete der Vortrag von Ralf Berger, Menerga, der auf die adiabatische Verdunstungskühlung einging. Er präsentierte in seinem in die fachliche Tiefe gehenden Referat verschiedene Varianten der adiabatischen Verdunstungskühlung und erläuterte dabei auch die Funktionsweise eines das natürliche Kältemittel Wasser (R718) nutzenden Turboverdichters. Diese Lösung aus der Kooperation mit efficient energy bietet ebenso Vorteile wie eine thermisch angetriebene Variante mit zwei Adsorptionsmodulen auf Basis von Silikagel.
Dank einer teils lebhaften Diskussion zeigte sich der erste Planertag Klimatechnik vom Start weg als gelungene Veranstaltung. Aufgrund des hohen Zuspruchs wird der Planertag Klimatechnik auch 2020 durchgeführt. Erste Industriepartner haben bereits zugesagt. Weitere Informationen zum Planertag Klimatechnik 2020, der im Großraum Frankfurt am Main stattfinden wird, sowie zu weiteren Veranstaltungen gibt es unter www.bauverlag-events.de.
Das Kältemittel R32
Viele Referenten gingen auf R32 als Kältemittel ein, das die nächsten Jahre prägen wird. Wie langfristig R32, das über einen GWP von 675 verfügt, zum Einsatz kommen wird, ist nicht ganz unumstritten. Zudem verfügt Difluormethan, wie das Kältemittel chemisch bezeichnet wird, über eine Einstufung in B2L und gilt damit als schwach brennbar. Die überwiegende Anzahl der Hersteller, die R32 in Wärmepumpen und VRF-Geräten verwenden, sehen R32 als langfristige Lösung an. Abzuwarten bleibt jedoch die künftige Einstellung vom Verordnungsgeber und dem Umweltbundesamt zum Kältemittel.
Kommentar
Die Landwirte beklagen die immer höheren Anforderungen an eine umweltfreundliche Landwirtschaft mit einem verbesserten Tierwohl, während beim Import von Fleisch- und Wurstwaren nur der Faktor „Hauptsache günstig“ zählt. Ähnliches gilt für die Klimabranche. Ob Planer, Ausführende oder Industrie – die Klimatechnik steht unter Beobachtung des Verordnungsgebers und soll nur noch klimafreundliche Kältemittel verwenden. Was in Baumärkten oder im Internet an Kältemitteln und mobilen Klimageräten verkauft und installiert wird, bleibt dagegen ein quasi rechtsfreier Raum, der keiner Kontrolle unterliegt. Die Schlupflöcher zeigen sich ebenso wie beim illegalen Einfuhr von Kältemitteln an den europäischen Außengrenzen so groß wie Scheunentore. Womit wir wieder bei der Landwirtschaft angelangt wären. Wenn es anspruchsvolle Vorgaben für Landwirtschaft, Kälte- und Klimatechnik oder an einen Sektor gibt, die ausgesprochen notwendigen und sehr sinnvollen Klimaziele zu erfüllen, sollten die für alle gelten. Das darf der mündige Bürger durchaus erwarten, oder? (Marcus Lauster)