Kabelsalat an Abtauheizung und Schaltschrank
Wer ist hier der Strippenzieher?
An einem Wochenende im März 2013 klingelte das Telefon eines Kundendienstmonteurs. Das allein macht noch lange keinen Skandal, wie uns Tim S. berichtete, doch der mögliche Neukunde rief beim Notdienst an und betonte, es handele sich um einen Notfall. Der Monteur machte sich an jenem Samstag unmittelbar auf den Weg.
Was sich ihm vor Ort bot, ließ ihn erschaudern, denn er erblickte eine völlig verbaute Anlage. Der Verflüssigungssatz auf einem Campingtisch drapiert, mit einer „Flugrohr“-Saugleitung, die unisoliert durch die Decke führt. Die „Flug“-Flüssigkeitsleitung geht vom Sammler aus und ist mit zwei Trocknungsstufen versehen, danach kommt das Schauglas mit anschließender Endtrocknung im dritten Filtertrockner.
Das Fenster im „Maschinenraum“ ist die Kondensationsdruckreglung für den Winter. Ein kleiner Augenschmaus natürlich auch eine Toilettenpapierrolle direkt neben dem Verflüssigungssatz. Leider ist die Katastrophe mit einer angebrochenen Rolle Toilettenpapier nicht beseitigt. Die Inspektion des Tiefkühlraumes ließ den Murks nicht abreißen. Formschön und platzsparend wurde nur die linke Kühlraumseite befliest, ebenso der Boden. Da die anderen drei Raumseiten schon gut gedämmt wurden, durch Hohlblocksteine und eine Decke, die komplett aus Styropor, Rigipsplatten und einer Holzplatte besteht, sieht der Kunde keine Probleme in Sachen Wärmedämmung.
Im Kühlraum selbst „lacht“ der Kabelsalat der Abtauheizungen jeden Besucher an. Als Nase getarnt der unbeheizte Kondensatablauf. Die beiden „großen, schwarzen Augen“ des Verdampfers saugen die Luft erstklassig an und drücken diese gegen die Wand. Von haarsträubenden Details braucht man in diesem Falle gar nicht zu sprechen, wie z.B. den von oben eingeführten Lüfterzuleitungen ohne Verschraubung – ach, eigentlich ohne alles. Das Sahnehäubchen stellte die Elektroverkabelung im Schaltschrank dar: Ohne die schlampige Kabelverlegung zu beachten, ist dieses lebensgefährliche Konstrukt einfach nur Wahnsinn. Ein zu kleines Lastschütz natürlich mit Überstromauslöser, denn als oberstes Gebot gilt „safety first“.
Links daneben die Abtauuhr zur Steuerung der großen Unbekannten. Oben der Hilfsschütz, der ebenso nicht wusste, wie ihm geschieht. Und natürlich der Prachtregler mit hoffnungsvoll einparametrierten -35 °C.
Wenn man die oben genannten Fehler ausblendet, wird die Anlage die -35 °C erst dann erreichen, wenn die große Eiszeit anbricht. Der Monteur saugte die Anlage noch zurück und nahm diese außer Betrieb, was Unverständnis aufkommen ließ. Er bekundete, dass die Anlage in diesem Zustand nicht betrieben werden darf und kann. Der Kunde bestand darauf die Fehler selbst zu beheben, damit am folgenden Montag alles geprüft und fein eingestellt werden könne. Die auf der Hand liegende Tatsache, dass die Anlage nicht zu retten war, löste Unmut aus. Dieser machte sich gleich am Montagmorgen breit und zwar am Telefonhörer. Als Tim S. es wagte zu erwähnen, dass die Anlage unter diesen Umständen von ihm nicht installiert wird, ließ es das Fass überlaufen. Nachdem man ihn als Betrüger beschimpfte, drohte man der Firma noch mit einer Anzeige.