Klimaplanung mit 360°-Blick
Stulz-Planertage 2018
Die Planertage von Stulz, die im April und Mai 2018 an sechs Standorten in ganz Deutschland veranstaltet wurden, nahmen den Wandel der EU-Anforderungen an die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) sowie die Folgen für die Gebäudeklimatisierung in den Blick. Vertreter von Stulz sowie der TGA-Experte Prof. Dr.-Ing. Thomas Hartmann (ITG Dresden) sorgten für mehr Transparenz und das nötige Know-how bei den Teilnehmern. Die KKA-Redaktion war bei dem Termin am 15. Mai 2018 in der Neusser Skihalle vor Ort dabei.
Ralf Haas, Planung & Key Account Management bei Stulz, stellte den Anwesenden zunächst die Servicetools und Dienstleistungen für Planer aus dem Hause Stulz vor. Unter dem Motto „360° Planerberatung“ bündelt Stulz eine Fülle an unterstützenden Maßnahmen für die Zielgruppe der planerisch Tätigen im Bereich Kälte-/Klimasysteme. Dies beginnt bei einer detaillierten Analyse, bei der nach Bestandsaufnahme und Klärung der richtigen Fragen die Basis für ein erfolgreiches Projekt gelegt wird. Bestandteile des Planungskonzepts sind dann neben der Auslegung aller wichtigen Systeme und Anlagen eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsberechnung, die Erstellung von Funktionsschemata und projektrelevanter technischer Unterlagen sowie von Stücklisten und Geräteplänen.
Bei der Auswahl der Produkte kann Stulz dabei auf ein umfangreiches Portfolio zurückgreifen, das die Bereiche Komfortklima, Technikkühlung, IT-Kühlung, Befeuchtung, Steuerungs- und Regelungstechnik sowie Betriebssicherheits- und Energieeffizienz-Software umfasst. Bekannte Marken in diesem Zusammenhang sind S-Klima, Mitsubishi Heavy Industries, New Joule Energy und Stulz Digitronic Software.
Mit der Auswahl und Lieferung der Produkte ist es bei Stulz dann aber nicht getan. Das Unternehmen bietet auf Planer zugeschnittene Schulungen in seiner Hamburger Zentrale und auch bundesweit (wie in der Neusser Skihalle), stellt in einem Online-Service-Portal mit Downloadarchiv umfassende technische Dokumentationen und Infomaterial zur Verfügung, weiß ein großes Netzwerk an ausführenden Kälte-/Klima-Fachbetrieben hinter sich und leistet auf Wunsch und in Absprache mit dem jeweiligen Fachbetrieb Unterstützung bei der Inbetriebnahme.
Befeuchtung in Technikräumen
Wer häufiger Weiterbildungsveranstaltungen von Herstellern besucht, hat es sicher schon erlebt, dass die Referenten in ihren Vorträgen lediglich Produktneuheiten und -merkmale in den Vordergrund stellen. Hier boten die Stulz-Planertage eine wohltuende Ausnahme. Natürlich gab es auch Infos zum Produktportfolio, aber die neutrale Wissensvermittlung stand deutlich im Vordergrund. Ein Beispiel hierfür ist der Vortrag von Sven Grahl, Vertrieb Luftbefeuchtungssysteme bei Stulz, über Ultraschallbefeuchtung in IT- und Technikräumen, auf den im Rahmen dieses Nachberichts ausführlich eingegangen werden soll.
Sven Grahl berichtete zunächst völlig produktneutral, wann und warum derartige Räume befeuchtet werden sollten. Wer bei Befeuchtung vorrangig an Systeme in Bürogebäuden denkt, muss umdenken, denn die Anforderungen und Umgebungsbedingungen in einem Technikraum unterscheiden sich von der Komfortklimatisierung erheblich. Während bei letzterer der Komfort der Mitarbeiter im Vordergrund steht, ist in IT-Räumen der Schutz der Technik oberstes Ziel. BITKOM, der Bundesverband der Informationswirtschaft, empfiehlt eine relative Luftfeuchte zwischen 40 und 60 %. Grund: Eine geringere Luftfeuchtigkeit führt zu elektrostatischer Aufladung, eine höhere Luftfeuchtigkeit zu Korrosion an den elektrischen und elektronischen Komponenten. In der Regel stellt sich jedoch das Problem von zu geringer Luftfeuchte. Dies tritt vor allem dann auf, wenn keine Präzisionsklimageräte, sondern gewöhnliche Split-Klimageräte zum Einsatz kommen, die eine höhere Entfeuchtungsleistung haben. Zu trockene Raumluft kann auch zu einer Leistungsreduktion der Klimaanlage führen. Um ein „Trockenlaufen des Verdampfers“ zu vermeiden, empfahl Sven Grahl daher die Installation eines Luftbefeuchters. Eine für IT-Räume ideale Lösung aus dem Hause Stulz sind Ultraschall-Luftbefeuchter. Diese Geräte bringen feinst zerstäubten Wassernebel ein und sorgen für eine energieeffiziente Luftbefeuchtung und zusätzlich für eine adiabate Kühlung. Es gibt sie als Kanalgeräte in Lüftungsanlagen, für die Befeuchtung direkt im Raum oder als Sonderbaulösungen für kleine Räume.
Ultraschallbefeuchter erzeugen einen besonders feinen Nebel, indem in einem Wasserbecken mit Reinwasser (es muss kalkfrei sein) mittels eines Piezo-Schwingelements eine sehr hohe Schwingfrequenz auf das Wasser übertragen wird. Derartige Befeuchter sind zwar etwa doppelt so teuer wie herkömmliche Dampfluftbefeuchter, doch durch den deutlich geringeren Energieverbrauch amortisieren sie sich schnell. Ein Ultraschallluftbefeuchter benötigt für die Erzeugung von 1 kg Nebel pro Stunde etwa 60-80 W, ein Dampfluftbefeuchter hingegen ca. 750 W/h. Hinzu kommt die adiabate Kühlleistung des feinen Wassernebels. Weitere Vorteile sind die hohe Regelgenauigkeit, die flexible Ansteuerung, die lange Lebensdauer und die hygienische Betriebsweise.
Die produktneutrale Information für die Besucher der Stulz-Planertage war auch ein Merkmal der übrigen Vorträge. So berichtete Oliver Bötticher, Key Account Manager Industriekälte, über die Vor- und Nachteile von glykolhaltigen bzw. -freien Kaltwassersätzen und über die F-Gase-Verordnung, deren Details und Auswirkungen eine ganze Reihe der anwesenden Planer noch nicht auf dem Schirm hatten. Kai Schmeinck, technischer Vertrieb für erneuerbare Energiesysteme, ging auf die Einsatzmöglichkeiten von Groß-Wärmepumpen mit CO2 als Kältemittel ein. Und Ulf Cartellieri, Produktmanager S-Klima, gab einen Überblick über die Anforderungen bei der gebäudetechnischen Sanierung von Gewerbebauten.
Einen sehr anspruchsvollen und in die Tiefe gehenden Vortrag gab auch Prof. Dr.-Ing. Thomas Hartmann (ITG Dresden), der über den Wandel der Europäischen Anforderungen, Richtlinien und Normen an die Technische Gebäudeausrüstung berichtete und insbesondere die Details der EU-Gebäuderichtlinie EPBD und der neuen EN 16798 „Energieeffizienz von Gebäuden“ vorstellte.