Klimatechnik „Made in Italy“

Die Sabiana-Werke im italienischen Corbetta

Wer in Deutschland einen Gebläsekonvektor, eine Deckenstrahlplatte oder ein Luftheizgerät einbaut, hat gute Chancen, dass er ein Produkt des italienischen Herstellers Sabiana einsetzt – wenn auch wahrscheinlich unter einem anderen Markennamen. Die KKA-Redaktion hat sich vor Ort in Corbetta davon überzeugen können, dass sich „Made in Italy“ hinter dem bekannten Qualitätsversprechen „Made in Germany“ nicht verstecken muss.

Wenn man einen Kälte-/Klimaanlagenbauer in Deutschland fragt, welche Produkte er mit der Firma Sabiana in Verbindung bringt, könnte man wahrscheinlich ein ratloses Schulterzucken als Reaktion erhalten. Dass sich hinter Sabiana mit einer Produktion von über 200.000 Einheiten der größte europäische Hersteller von Gebläsekonvektoren (Fan Coil Units) verbirgt, wissen wohl die wenigsten. Und auch die über 200.000 m² Flächenheiz- bzw. -kühlplatten und die ca. 30.000 Luftheizgeräte, die pro Jahr aus dem Hause Sabiana kommen, stellen einen Spitzenplatz unter den europäischen Herstellern dar. Dass Sabiana in Deutschland trotz dieser beeindruckenden Zahlen relativ unbekannt ist, liegt daran, dass nur die wenigsten Produkte des italienischen Herstellers hierzulande unter diesem Markennamen vertrieben werden. Es besteht zwar eine Vertriebskooperation mit der Firma Clivet GmbH, die Sabiana-Gebläsekonvektoren anbietet, aber der Löwenanteil der in Deutschland verkauften Produkte wird entweder unter dem Markennamen Arbonia oder als OEM-Produkt unter dem Label anderer Hersteller an den Mann gebracht.

Bestandteil der Arbonia-Gruppe

Sabiana, ein italienisches Unternehmen mit Hauptsitz in Corbetta bei Mailand, ist Teil der Schweizer Arbonia-Gruppe, die 2016 einen Umsatz von fast 1,3 Mrd. CHF erwirtschaftete. Zur Gruppe gehören u.a. die Firmen Prüm und Garant (Türen), Wertbau und EgoKiefer (Fenster), Kermi und Koralle (Sanitär) und im Bereich HLK die Firmen Sabiana, Arbonia, Kermi, Vasco, Tecna und Prolux. Dieses Segment verantwortet Ulrich Bornkessel, der 2012 zur Arbonia-Gruppe kam und den Zukauf von Sabiana im Jahr 2014 in die Wege leitete. „Vor dem Hintergrund der F-Gas-Verordnung und der damit verbundenen wachsenden Bedeutung von wasserführenden Systemen im Klimageschäft stellte die Übernahme von Sabiana eine ideale Ergänzung zum bereits vorhandenen Kermi/Arbonia-Produktprogramm dar – lag und liegt doch der strategische Fokus der Gruppe auf dem Bereich der Wärmeübertrager. Im Wohnungsbau war Kermi/Arbonia bereits bestens aufgestellt, der Zukauf von Sabiana ermöglichte nun auch einen stärkeren Zugang zu gewerblichen Kunden und Projekten“, erläutert Ulrich Bornkessel die Hintergründe. „Die Marken Arbonia und Kermi sind eng mit der Heizungstechnik verzahnt. Die Bedeutung des Wärmemarkts sinkt aber in einigen westeuropäischen Märkten durch immer dichtere Neubauten mit entsprechend geringeren Heizanforderungen. In neuen Gebäuden wächst hingegen der Bedarf für mechanische Lüftung und Klimatisierung. Mit Sabiana in der Firmengruppe können wir den gesamten HLK-Markt für alle Gebäudearten abdecken.“  

Nach der Integration von Sabiana (und auch von Vasco im Jahr 2018, einem Hersteller von hochwertigen Design-Heizkörpern, Lüftungsgeräten und Fußbodenheizung) ist der HLK-Bereich mit über 500 Mio. CHF die größte Division der Arbonia-Gruppe. Seit 2014 hat sich bei Sabiana einiges verändert, die Produktionsanlagen wurden erweitert und teilweise erneuert, die Fertigung in Teilen automatisiert, die Produktpalette ergänzt, die Vertriebs- und Informationskanäle ausgebaut sowie digitale Planungshilfen und Bedienungsanleitungen, die anwendungsbezogen auch Endkunden zur Verfügung stehen können, entwickelt.

Gegründet wurde Sabiana 1929 von Benvenuto Anatrella und Franco Binaghi (Sabiana: SA = Aktiengesellschaft, BI = Binaghi, ANA = Anatrella). Bereits 1935 wurden die ersten elektrischen Luftheizgeräte produziert, wasserbasierte Heizgeräte für die Industrie folgten 1946, Deckenstrahlplatten 1970 und seit 1980 finden sich Gebläsekonvektoren im umfangreichen Produktprogramm. Sabiana beschäftigt rund 200 festangestellte Mitarbeiter, produziert in zwei Werken in Italien auf einer Fläche von 65.000 m² und erwirtschaftete 2017 einen Umsatz von ca. 91 Mio. Euro (davon 50 % in Italien und 50 % im Export, Klima- und Lüftungsprodukte machen 70 %, Heizungsprodukte 30 % aus). 2018 wird eine Steigerung auf ca. 100 Mio. Euro Umsatz erwartet.

Produktion überzeugt mit Quantität und Qualität

Bei einem gemeinsamen Rundgang durch die Produktion weist Ulrich Bornkessel die KKA-Redaktion auf zahlreiche Aspekte hin, die aus seiner Sicht die besondere Qualität der Sabiana-Produkte ausmachen. So ergibt sich die Effizienz eines Wärmetauschers bzw. einer Deckenstrahlplatte vor allem durch den Vorgang des Wärmeaustauschs zwischen Rohr und Alu-Lamelle beim Fan Coil bzw. zwischen Rohr und Platte bei der Deckenstrahlplatte. Überall dort, wo keine ideale Verbindung vorhanden ist, wird weniger bzw. keine Wärme übertragen. Deshalb sind die Expansion des Rohrs in der Lamelle beim Fan Coil und das Prägen der Vertiefungen für die Rohre in der Platte und das anschließende Verpressen ganz wichtige Vorgänge, denen in der Fertigung bei Sabiana größte Sorgfalt gewidmet wird. Nach der Expansion des Rohrs im Lamellenpaket beim Fan Coil bzw. dem Verpressen von Rohr und Platte werden alle Produkte auf Dichtheit geprüft – ohne Dichtheitsprüfung verlässt nichts das Werk. Die Wärmetauscher bleiben danach vor der Weiterverarbeitung drei Tage stehen, um sicher sein zu können, dass kein Wasser in den Rohren verbleibt – übrigens ein Vorgang, der früher bei Sabiana deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen hat. Ulrich Bornkessel führt hierzu aus: „Wenn man seine Prozesse im Griff hat, kann man diese Standzeit reduzieren – ein großer Vorteil für unsere Kunden, weil sich die Lieferzeiten verkürzen. Die Produktionsdauer wurde aber auch generell reduziert und die Anzahl der gefertigten Geräte deutlich erhöht, weil wir in den vergangenen Jahren hohe Investitionen in hochmoderne und automatisierte Expansions- und Metallverarbeitungsmaschinen getätigt haben, weitere Investitionen sind geplant – was übrigens nicht nur der Verbesserung der Produktqualität, sondern auch der stark gestiegenen Nachfrage für Sabiana-Produkte geschuldet ist. Über 1.000 Fan Coil Units verlassen zum Beispiel täglich unser Werk.“

Wachsender Automatisierungsgrad

Die meisten Deckenstrahlplatten bei Sabiana werden auftragsbezogen und kundenindividuell produziert – und das bis zu einer Länge von 6 m. Auf Lager zu produzieren, würde wenig Sinn ergeben, weil sich die Platten auftragsbezogen immer wieder – und wenn auch nur in kleinen Details – voneinander unterscheiden. Mal unterscheiden sich die Materialien, mal sind die Platten ein paar Zentimeter länger, mal etwas breiter, dann wird eine Isolierung gewünscht, etc. Dies erfordert eine besondere logistische Leistung in der Produktionsplanung, um den Maschinenpark ohne lange Umrüstzeiten möglichst optimal auslasten zu können. Trotz der kundenspezifischen Fertigung setzt Ulrich Bornkessel, da wo es möglich ist, auf einen möglichst hohen Automatisierungsgrad in der Produktion. „Sabiana ist jedes Jahr um 8 bis 10 % gewachsen, seitdem Arbonia das Unternehmen übernommen hat. Dies war nur durch eine Optimierung der Produktionsprozesse und den Einsatz moderner Maschinen und Robotertechnik möglich. Das heißt aber nicht, dass wir das Ziel verfolgen, durch ein Mehr an Automatisierung ein Weniger an Beschäftigung zu erzielen. Uns ist es gelungen, mit den bestehenden Mitarbeitern einen höheren Output zu erreichen und das bei einer Reduzierung der Fehlerquote. „Made in Italy“ ist für Sabiana zu einem Qualitätsversprechen geworden. Wir legen sehr großen Wert auf die Kontrollmechanismen in der Produktion – von der Dichtheitskontrolle, über Elektrotests bis zur Funktionskontrolle – aber auch auf Sauberkeit und aufwändige Verpackung, um sicherstellen zu können, dass unsere Produkte unbeschadet und funktionstüchtig beim Kunden ankommen. Wenn Fehler erst beim Kunden im Projekt auftauchen, ist das viel teurer, als wenn man im Werk in einen hohen Qualitätsstandard investiert.“

Eindrucksvolle Referenzliste

„Obwohl die Anreise eines Technikers zur Fehlerbehebung für diesen selbst durchaus seinen Reiz haben könnte“, ergänzt Ulrich Bornkessel schmunzelnd. „Unsere Produkte kommen nämlich in außergewöhnlichen Projekten rund um den Globus zum Einsatz. Viele davon würde ich gerne selbst einmal aus der Nähe sehen.“ Das wird anhand der beeindruckenden Referenzliste auf der Webseite www.sabiana.it deutlich. Sabiana-Produkte findet man z.B. im Rolls Royce-Werk in England, der Metro in der bulgarischen Hauptstadt Sofia oder dem Eisenbahnmuseum in Utrecht genauso wie in der Airbus-Fertigung in Toulouse, der Sony Ericsson-Zentrale in Stockholm, dem University College auf Jamaica, dem Messezentrum in Salzburg, dem Ägyptischen Museum in Turin, dem Mariott-Hotel im indischen Bangalore oder den Flame Towers in Baku.

Breite Produktpalette

Die umfangreiche Sabiana-Produktwelt im Detail vorzustellen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Daher soll an dieser Stelle auf einige Produkt-Highlights hingewiesen werden. Weitergehende Informationen finden Interessierte unter www.arbonia.de und www.sabiana.it.

Die mehr als 200.000 Fan Coil Units, die jedes Jahr in Corbetta produziert werden, gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen, Leistungen und Größen. „Sabiana hat in diesem Bereich die breiteste Produktrange aller Anbieter, die meisten und die leisesten Eurovent-zertifizierten Geräte und die kürzesten Lieferzeiten am Markt“, ist sich Ulrich Bornkessel sicher. Eines der umsatzstärksten Produkte ist dabei die Fan Coil-Unit „Carisma“, die es als Truhengerät, Wandgerät, Unterflureinheit oder als Kanalgerät gibt. Sonderausführungen, wie die nur 180 mm schmale Variante für den Wohnungsbau, finden sich ebenfalls im Programm. Bei den „Skystar“-Deckenkassetten haben Kunden die Wahl zwischen den Größen 60x60 cm und 80x80 cm; eine Jumbo-Variante mit 90x90 cm mit 2.500 m³/h Luftmenge und stolzen 15 kW Leistung sowie eine parallel zur Decke ausblasende Kassette mit Coanda-Effekt ergänzen das Portfolio.

Eine Besonderheit stellt der für „Carisma“- und „Skystar“-Gebläsekonvektoren optional erhältliche elektrostatische „Crystall“-Filter dar. Der Filter entfernt gesundheitsgefährdende Schadstoffe wie Tabakrauch, Staub, Fasern, Sporen, Viren und Bakterien aus der Raumluft. Der patentierte Filter basiert auf dem Abscheidungsprinzip von Luftpartikeln durch elektrische Polarisierung und anschließendes Festhalten auf sich gegenüberliegenden Metalloberflächen gegensätzlicher Polarität. Die Position des Filters im Gerät erlaubt eine wirksame Wartung und Reinigung – er kann einfach entfernt und mit Wasser und herkömmlichen Reinigungsmitteln gesäubert werden (vergleichbar zur Reinigung von Metallfiltern in Dunstabzugshauben). Das Filtersystem gibt es auch als Variante für den Einbau in Lüftungskanäle.

Im Bereich der Sabiana-Deckenstrahlplatten ist die Anzahl der Varianten durch die Farb-, Form-, Größen- und Materialvielfalt nahezu grenzenlos. Auf ein paar Besonderheiten weist Ulrich Bornkessel dann doch hin: „In unserer seit Jahren bekannten Produktpalette setzten wir Rohre mit einem Durchmesser von 21,3 mm ein. Neuerdings können wir auch Platten mit 18 mm oder 28 mm Durchmesser anbieten. Je nach Projektanforderung spielen sie dann ihre Vorteile aus. Die Platten mit 18 mm-Rohren und dünneren Blechen sind deutlich leichter, dadurch einfacher zu montieren und bieten eine höhere Wärmeleistung pro m². Die 28 mm-Varianten bringen in längeren Gebäuden den Vorteil, durch niedrigeren Wasserdruck kleinere Pumpen einsetzen zu können, was wiederum die Projektkosten senkt. Eine Besonderheit bei Sabiana ist außerdem, dass die Rohre nicht mehr in die Platte gezogen werden, sie werden jetzt hineingepresst, was den Wärmeübergang optimiert und in der Platte weniger bis keine Spannung erzeugt. Optimiert wurde übrigens auch das Pressfitting-System zur Verbindung einzelner Platten.“

Mit einem stetig wachsenden Produktprogramm, Prozessoptimierungen und Investitionen in der Produktion sowie als Bestandteil einer starken Firmengruppe ist sich Ulrich Bornkessel sicher, dass die Marken Sabiana und Arbonia auch bei Entscheidern in Deutschland mit dem Slogan „Made in Italy“ zunehmend punkten werden.

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