Passivhaus-Supermarkt im Alpen-Raum
Einkaufen im Passivhaus – eine neue Filiale der Tiroler Supermarkt-Kette MPreis macht es möglich. Mit wissenschaftlicher Begleitung des Passivhaus Instituts in Innsbruck wurde in Pinswang nahe der deutschen Grenze ein Konzept verwirklicht, das den Stromverbrauch auf ein Drittel reduziert und die zum Heizen benötigte Energie aus den Kühlgeräten gewinnt. In der Unternehmenszentrale in Völs wurde das Zertifikat überreicht, das die Einhaltung der Passivhaus-Kriterien offiziell bescheinigt.
„Die besonderen Anforderungen an ein Gebäude, die sich aus der Lagerung und dem Verkauf von frischen Lebensmitteln ergeben, wurden hier in geschickter Weise genutzt“, sagt Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Feist, Arbeitsbereich Energieeffizientes Bauen an der Universität Innsbruck. Beim Treffen mit der Geschäftsleitung des Tiroler Unternehmens in Völs würdigte Feist auch den Pilotcharakter des Projekts. Schließlich handelt es sich um den ersten Passivhaus-Supermarkt im Alpen-Raum und einen der ersten weltweit.
Der Heizwärmebedarf des im Dezember 2012 eröffneten Supermarktes liegt gemäß den Anforderungen des Passivhaus-Standards bei 15 kWh/m²a. Die Dämmung wurde aus gestalterischen Gründen von innen angebracht. Im Eingangsbereich helfen bewährte Lösungen, um auch bei hohem Kundenaufkommen ein übermäßiges Eindringen kalter Außenluft zu verhindern. Hier entschieden sich die Bauherren für einen Windfang, für Glasschiebetüren in der luftdichten Hülle sowie für einen Torluftschleier.
Auch die Haustechnik ist dem speziellen Bedarf eines Supermarktes angepasst. Eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung sorgt für angenehmes Klima beim Einkauf. Eine deutliche Einsparung von Energie wird mit Glastüren an allen Kühlmöbeln erreicht. Die Abwärme der Geräte reicht wegen des geringen Bedarfs eines Passivhauses trotz der verringerten Kühlleistung für die Raumheizung aus. Der Primärenergiebedarf der Filiale ergibt sich rechnerisch zu maximal 300 kWh/m²a. Erste Messungen zeigen, dass der tatsächliche Wert mit etwa 270 kWh/m²a noch geringer ausfällt. „Das Konzept funktioniert also – und künftig sind sogar noch bessere Werte möglich“, sagt Harald Malzer, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Passivhaus Instituts. Ein nächster Schritt wird in Pinswang die Aufstellung von Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach sein. Dadurch könnte der Markt auf das Gesamtjahr gerechnet mehr Strom erzeugen, als er verbraucht.
MPreis ist die größte lokal ansässige Lebensmittelkette im österreichischen Bundesland Tirol. Das Unternehmen setzt bei Neubauten bewusst auf Energieeffizienz. So fiel der Vorschlag des Architekten Raimund Rainer, das von ihm entworfene Gebäude als Passivhaus zu errichten, auf fruchtbaren Boden. Durch die Beratung des Passivhaus Instituts konnte das Bauteam in sehr kurzer Zeit – nur etwa sechs Monate zwischen Planung und Fertigstellung – ein überzeugendes Konzept für einen energiesparenden, komfortablen und dennoch von den Investitionen her bezahlbaren Markt entwerfen. Die ökonomischen Fakten sprechen für sich – MPreis kündigte daher an, weitere Projekte in Zusammenarbeit mit dem Passivhaus Institut folgen zu lassen.