„Bonner Stimme": Schreiben an BMUB zum Thema Kältemittel
Fachverbände aus ganz Europa fordern von ihren nationalen Regierungen pragmatische Lösungen für die sich immer verschärfende Problematik der ausreichenden Versorgung mit Kältemittel. Panikmache? Mitnichten – nur der Vorbote dessen, was für das kommende Jahr prognostiziert werden muss.
Die „Bonner Stimme“ (BIV, VDKF, ZVKKW, ÜWG) hat nach vielen Versuchen, auf Arbeitsebene in einen zielführenden Dialog zu kommen, der Forderung nach Lösungen (z.B. einem „Runden Tisch“ mit Vertretern von Ministerien, Handel, Industrie und Handwerk) mit einem Schreiben von Präsidium und Vorstand der beteiligten Branchenverbände an das BMUB Nachdruck verliehen. Das entsprechende Schreiben der „Bonner Stimme“ lautet:
"Die Kälte-Klima-Fachbetriebe und die Verbände der Kälte- und Klimatechnik unterstützen von Herzen alle Bemühungen, den weltweiten CO2-Ausstoß nachhaltig zu reduzieren. Insbesondere begrüßen wir den europäischen Weg zur F-Gas-Reduzierung. Die ambitionierte europäische F-Gas-Verordnung sucht weltweit ihresgleichen. Dieser europäische Vorreiteranspruch wird auch darin manifestiert, dass der Phase-Down des Kigali-Amendments recht nahe an die F-Gas-Verordnung rückt.
Leider mehren sich in unserer Mitgliederschaft aber nun unüberhörbar starke Stimmen, die die durch die F-Gas-Verordnung 517/2014 entstandenen Fehlentwicklungen des Marktes massiv beklagen.
Die Gründe für den Hilferuf unserer Mitglieder sind folgende:
Die Richtlinie regelt vollumfänglich den Phase-Down der europaweit zur Verfügung stehenden F-Gase. So sollte das unseren Betrieben und anderen Verwendern in diesem Jahr zur Verfügung stehende CO2äq HFKW-Volumen 93 % der Basismenge betragen. Eine eigentlich ausreichende Menge. Aber warum melden schon seit geraumer Zeit unsere Betriebe massive Versorgungsengpässe bei Kältemitteln?
Versorgungsengpässe werden nicht nur von den Hoch-GWP-Kältemitteln wie R404A oder R507 gemeldet, auch R134a steht anscheinend dem Markt nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung. Wie kann das sein? Gerade das letztgenannte R134a sollte doch in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, da die deutsche Automobilindustrie ihren Anteil in Höhe von ca. 12 % des CO2 äq HFKW-Volumens für die Erstfüllung der PKW nicht mehr benötigt.
Eine weitere Frage stellt sich in diesem Zusammenhang. Warum haben unsere europäischen Nachbarn, wie Frankreich oder auch kleinere Länder wie Österreich, gleiche Beschaffungsprobleme? Hier scheint einiges aus dem Ruder zu laufen. Könnte eine falsche Basis-Quotenfestlegung der Grund sein?
Was wird uns dann erst wohl in 2018 erwarten? Honeywell und andere Lieferanten werden kein neues Hoch-GWP mehr im europäischen Markt verkaufen. Zusätzlich tritt die drastische zweite Reduzierungsstufe von 37 % in Kraft. Wie soll der vorprogrammierte Mangel gemanagt werden?
Wie sieht es mit dem Einsatz von natürlichen Kältemitteln ab 2018 aus? Alternative kritische natürliche Kältemittel erfordern ein hohes Maß an ingenieurtechnischem Know-how. Außerdem ist die Technologie im Hinblick auf die Sicherheitstechnik sehr komplex. Deren Beherrschung erfordert ein umfangreiches theoretisches Fachwissen und auch erste praktische Erfahrungen.
Volkswirtschaftlicher Schaden ist ab dem nächsten Jahr zu erwarten. Plakativ gefragt: Was wird passieren, wenn die ICs nicht mehr fahren oder die Kunden vor leeren Supermarkt-Regalen stehen? Wir hören schon heute von ersten R134a-Engpässen bei der Deutschen Bahn.
Wir regen daher an, dass kurzfristig ein Erfahrungsaustausch der Marktteilnehmer unter Federführung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit organisiert wird. Ein Gesprächstermin kann von unserer Seite kurzfristig realisiert werden. Wir freuen uns auf entsprechende Terminvorschläge."
Das Schreiben wurde unterzeichnet von Wolfgang Zaremski (Präsident VDKF), Heribert Baumeister (Bundesinnungsmeister) und Claus-Dieter Penno (Präsident ZVKKW)