Der Eiffelturm reduziert seinen ökologischen Fußabdruck

Kühlmittel hilft beim Erreichen von ESG-Zielen

Er ist der Star von Paris, und das aus gutem Grund: Der Eiffelturm ist heute noch immer so beeindruckend wie damals als er erbaut wurde, anlässlich der Weltausstellung 1889. Er ist ein wenig größer heutzutage, mittlerweile sind es 330 Meter mit einer neuen Antenne, das Gewicht beträgt 9.600 Tonnen und er umfasst eine Fläche von 15.000 Quadratmetern am Boden. Diese Daten zusammengenommen ergeben einen beeindruckenden physischen Fußabdruck für eins der ikonischsten Bauwerke der Welt.

Es war aber der ökologische Fußabdruck der berühmten Sehenswürdigkeit, der im vergangenen Jahr für Schlagzeilen sorgte, als die Betreibergesellschaft ein neues, hocheffizientes Kühlsystem implementierte, welches ein Kühlmittel mit geringem Treibhauspotenzial (Global Warming Potential – GWP) verwendet.

Entwickelt von Honeywell und bereitgestellt von Climalife, hat „Solstice ze“ (R-1234ze) ein GWP von 1. Im Vergleich mit dem ­alten R-407C Kühlmittel, welches vorher im Eiffelturm im Einsatz war und ein GWP von 1.774 hat, ist das GWP um 99,9 % nie­driger.

Das Kühlsystem hebt das Erlebnis im Besucherzentrum auf ungeahnte Höhen

Die „Société d’Exploration de la Tour Eiffel“ (SETE) hat hohe Standards gesetzt als es darauf ankam, eine neue Kühlanlage in den Westpfeiler des Turms zu montieren. Das System muss den Anforderungen genügen, um den meisten der jährlich rund sieben Millionen Besucher*innen des Eiffelturms eine angenehme und positive Erfahrung zu bieten. Im Westpfeiler befinden sich das Informationszentrum des Eiffelturms, ein beliebter Souvenirshop und ein hydraulischer Lift, der zu einem spektakulären 360-Grad-Blick über Paris führt.

Um den Besuchern ein im Wortsinn „cooles“ Erlebnis zu ermöglichen, selbst an einem warmen Pariser Sommernachmittag, braucht die SETE eine hoch performante ­Klimaanlage, die sicher, zuverlässig und energieeffizient arbeitet. All diese Notwendigkeiten und mehr hat man erhalten, indem die Stärken der beteiligten Partner von AF Energy, ALM Froid, Honeywell und Climalife zusammengebracht wurden.

Die Hardware des Kühlsystems wurde von AF Energy designt und in deren Fabrik in Chambery in Ostfrankreich produziert, die Installation erfolgte durch ALM Froid. Die Kühlanlage besteht aus drei miteinander verbundenen Kühlern, die in abwechselnden Zyklen operieren. Dieses redundante Design garantiert einen fortlaufenden Betrieb der Anlage, auch wenn einer der Kühler ausfällt oder gewartet werden muss. Das Kühlmittel wird innerhalb eines Tichelmann-Systems bewegt und schafft so eine perfekt ausbalancierte Kühlung.

Zuverlässigkeit ist von besonderer Bedeutung, denn der Wasserkreislauf kühlt ebenfalls die Liftanlage, so dass jede Störung den Betrieb der Aufzüge und im schlimmsten Fall die Sicherheit und den Komfort der Besucher beeinträchtigen würde. Um dies zu verhindern, greift die erwähnte Systemredundanz, zusätzlich erlaubt es das grundsätzliche Design der Anlage, dass Wartungen, Troubleshooting und Reparaturen leicht bei laufendem Betrieb durchzuführen sind.

Hohe Standards für Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

Die Umstellung von einem Kühlmittel auf Fluorkohlenwasserstoff-Basis (HFC) zu ­Honeywells sofort einsatzbereitem ­
„Solstice ze“ ist ein gewaltiger Schritt nach vorn für die Betreibergesellschaft SETE, die sich seit langer Zeit schon zur Nachhaltigkeit und Energieeffizienz verpflichtet hat. Frühere Maßnahmen umfassen die Installation von Windturbinen am Gerüst zur Stromgewinnung und den Einbau von Solarpanelen zur Warmwassergewinnung vor Ort.

Energieeffizienz ist eine weitere Priorität für die neue Kühlanlage. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden hat das Team ein hocheffizientes Design kreiert, welches die Kontrolle – auch aus der Ferne – von Kompressoren und Kondensatoren bei unterschiedlichen Drehzahlen sowie weitere Energiespar-Optionen miteinschließt.

Die Wahl des Kühlmittels fiel auf das hoch performante „Solstice ze“, welches geschaffen wurde, um thermodynamischen Systemen dabei zu helfen, die höchsten Energieeffizienz-Level zu erreichen. Das Ergebnis spricht für sich: Das System erreicht eine Leistungsziffer (COP) von 6, was bedeutet, dass es sechsmal weniger Energie verbraucht als es produziert und damit die Leistung von herkömmlichen Klimaanlagen mit traditionellen Kühlmitteln um ein Vielfaches übertrifft.

Vorherige Generationen von Kühlmitteln, wie z.B. HFCs, haben ordentliche Leistungen gezeigt, aber waren schlecht für die Umwelt, weil sie einen Teil zur globalen Erwärmung beitrugen. In Zukunft werden diese zweifellos ersetzt werden.

Kühlmittel mit niedrigem GWP ­helfen beim Erreichen von ESG-­Zielen

Regulierungsbehörden unter anderem in der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich legen den Fokus zunehmend und mehr denn jemals zuvor auf Nach­haltigkeit. Darüber hinaus ist Energie­effizienz global betrachtet eine der Top-­Prioritäten für Regierungen, Unternehmen und Privatpersonen gleichermaßen. Mit der Unterstützung ihrer Stakeholder verfolgen immer mehr Organisationen die Richtlinien des Pariser Abkommens und ähnliche ­Vereinbarungen. Honeywell bekennt sich dazu, bis 2035 in seinem Betrieb und den Anlagen CO2-neutral zu werden und hat kürzlich weitere Verpflichtungen bekannt gegeben, die die eigenen Nachhaltig­keitsziele erweitern – darunter wissenschaftlich basierte Ziele in Zusammenarbeit mit der Science Based Targets Initiative (SBTi), einschließlich Scope-3-Emissionen sowie die Teilnahme an der „Better Climate Challenge“ des US-Energieministeriums.

Der Eiffelturm ist das prominenteste historische Monument, das den Schritt zu „Solstice ze“ macht. Damit setzt der Eiffelturm einen hohen Maßstab und demonstriert das enorme Potenzial von Kühlmitteln mit niedrigem Treibhauspotenzial, Fortschritte in der Gebäudeperformance, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zu erzielen.

Kurzinterview …

… mit Jean De Bernardi, Technical Team Lead, Honeywell Advanced Materials und Delphine Martin, Senior Global Marketing Manager, Climalife

KKA: Welche technischen Herausfor­derungen galt es zu bewältigen?

Bernardi: Nachhaltigkeit ist eine Priorität für die Société d‘Exploitation de la Tour Eiffel, und das in einem Kühlaggregat verwendete Kältemittel trägt entscheidend zur Nachhaltigkeit des Gesamtsystems bei. Wir haben mit dem Projektmanager, unserem Vertriebspartner Climalife und dem Klimaanlagenbauer ALM FROID zusammengearbeitet, um die Vorteile der Verwendung eines HFO-Kältemittels (Hydrofluorolefin) wie Solstice ze (R-1234ze) von Honeywell hervorzuheben, das einen GWP-Wert von 1 aufweist und das Potenzial hat, thermodynamischen Systemen zu ihrer bisher höchsten Energieeffizienz zu verhelfen. Die bisherigen Kältemaschinen wurden mit R-407C betrieben, einem fluorierten Kohlenwasserstoff (HFKW) mit hohem Treibhaus­potenzial (GWP). Darüber hinaus war es wichtig, dass die Konstruktion des Systems auch eine einfache Wartung, Fehlersuche, Reparatur und Bedienung ermöglicht. Wir sind stolz darauf, sagen zu können, dass die Technologie für jeden Kältetechniker zugänglich ist. Elemente wie der technische Komplexitätsgrad, der Betriebsdruck und das Kältemittel erfordern keine besonderen oder ungewöhnlichen Fähigkeiten.

KKA: In welcher Höhe ist die Anlage montiert?

Martin: Der Eiffelturm ist mit seinen Antennen 330 Meter hoch. Er verfügt über ein Kältesystem für die Klimatisierung und einen Pumpenraum für die Aufzüge, um deren Funktionstüchtigkeit zu gewährleisten.

KKA: Welche Bereiche werden von der Anlage gekühlt und wie weit sind diese maximal entfernt, d.h. galt es, größere Distanzen zu überwinden?

Martin: Der Wasserkreislauf wird zur Klima­tisierung eines Pumpenraums für einen Aufzug verwendet. Die Zuverlässigkeit ist äußerst wichtig, da der Wasserkreislauf auch die Aufzugsanlage kühlt, so dass jeder Ausfall den Betrieb des Aufzugs und letztlich die ­Sicherheit und den Komfort der Besucher beeinträchtigen kann. Die Redundanz des Systems trägt dazu bei, einen kontinuierlichen Betrieb zu gewährleisten. Darüber hinaus ermöglicht die Konstruktion eine einfache Bedienung, Wartung, Troubleshooting und Reparatur.

KKA: Gab es weitere Besonderheiten bei diesem Projekt?

Bernardi: Die Optimierung der Energie­effizienz des Kühlsystems war ein wesent­licher Bestandteil des Projekts. Der Einsatz von Solstice ze in Verbindung mit einer variablen Drehzahlregelung der Kompressoren und Kondensatoren ist eine ideale technische Option. Mit einem COP (Maß für die Effizienz eines Klimakompressors) von 6 ist diese Lösung sehr energieeffizient.

KKA: Herzlichen Dank für das Gespräch.

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