Systemtechnik für Leica-Gebäude
Die Marke Leica genießt bei Fotografen in aller Welt einen legendären Ruf. Anlässlich der Feiern zu „100 Jahre Leica Fotografie“ wurde am Stammsitz der Leica Camera AG in Wetzlar ein neues Produktions- und Verwaltungsgebäude eingeweiht, das durch und durch auf Effizienz getrimmt ist. Während im Erdgeschoss auf den tausendstel Millimeter genau Kameras, Objektive und Sportoptik-Produkte (Ferngläser, Zielfernrohre und Entfernungsmesser) gefertigt werden, arbeitet im Keller ein effizientes Energiesystem, das die Wärme- und Kälteversorgung des Bauwerks übernimmt.
BHKW und Absorptionskälte
Zwei Blockheizkraftwerke „Vitobloc 200“ mit 238 und 140 kW elektrischer Leistung decken den Grundbedarf an elektrischer Energie. Darüber hinaus übernehmen sie bei einem Ausfall der Netzspannung des Energieversorgers im Netzersatzbetrieb die Stromversorgung und stellen den Produktionsbetrieb sicher. Die bei ihrem Betrieb gleichzeitig anfallende Wärme wird je nach den Erfordernissen entweder zur Deckung des Wärmegrundbedarfs des Gebäudes oder zum Antrieb einer Absorptionskältemaschine verwendet. Abwärme, die aktuell nicht benötigt wird, kann in einem Pufferspeicher für die spätere Nutzung bevorratet werden. Ein Gas-Brennwertkessel „Vitocrossal 200“ mit einer Leistung von 460 kW schaltet sich automatisch zu, um Wärmebedarfsspitzen zu decken.
80 Erdsonden von je 120 m Tiefe
Darüber hinaus wurde eine Sole/Wasser-Großwärmepumpe von Viessmann (www.viessmann.de) für die Gebäudebeheizung und Kühlung installiert. Sie hat eine Wärmeleistung von 510 kW. Ihre Energie für den Heizbetrieb holt sie sich aus einem Feld mit 80 Erdwärmesonden, die unterhalb des Parkplatzes 120 m tief in die Erde eingebracht wurden. Bei erhöhtem Kühlungsbedarf ergänzt sie mit einer Kälteleistung von 482 kW die Absorptionsmaschine. Das von der Wärmepumpe erzeugte Kaltwasser wird in einem offenen Sprinklertank für die Kühlung der Produktionsanlagen gespeichert. Wärmepumpe und Absorptionskältemaschine werden bei besonders hohen Kühllasten von zwei zusätzlichen luftgeführten Kältemaschinen als Spitzenlastkälteerzeuger ergänzt.
Die Kombination aller Aggregate gewährleistet einen effizienten und ökonomischen Betrieb. Dazu wird das komplette Energiesystem des Leica-Neubaus über die Viessmann-Systemregelung „MMM 300“ überwacht und gesteuert. Diese Systemregelung ermittelt die jeweils effizienteste Kombination der Wärmeerzeuger und Kältemaschinen. Ziel beim Betrieb des Systems ist eine lange Laufzeit beider BHKW – ohne dabei die während der Stromerzeugung anfallende Wärme ungenutzt zu lassen.
EnEV-Anforderungen um mehr als 46 % unterschritten
Das Energiekonzept wurde von der HPI Himmen Ingenieurgesellschaft, Köln, entwickelt. Durch dieses Konzept ist es gelungen, den Energieverbrauch gegenüber den Anforderungen der EnEV 2009 um mehr als 46 % zu unterschreiten. Das Gebäude wurde mit dem Greenbuilding-Zertifikat der Europäischen Union und der DGNB-Präqualifikation in Gold ausgezeichnet.