50 Jahre ebm-papst
Statements von Rainer Hundsdörfer, Vorsitzender der Geschäftsführung
Seit genau 50 Jahren entwickelt und produziert ebm-papst Motoren und Ventilatoren. Was die Gründergeneration damals mit 35 Mitarbeitern in Mulfingen begann, hat sich zum weltweit führenden Technologie-Unternehmen der Branche entwickelt. ebm-papst generiert heute einen Umsatz von rund 1,4 Mrd. € und beschäftigt weltweit rund 10500 Mitarbeiter in 57 Ländern. Das Jubiläum war für die KKA-Redaktion Anlass für ein Gespräch mit Rainer Hundsdörfer, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der ebm-papst-Gruppe.
KKA: Sehr geehrter Herr Hundsdörfer, beschreiben Sie doch bitte einmal in wenigen Sätzen, worin Sie die Kernkompetenzen und die Stärken von ebm-papst sehen.
Hundsdörfer: ebm-papst verfügt über ein einzigartiges Produktprogramm von Motoren und Ventilatoren, das das Unternehmen zum Weltmarktführer macht. Lufttechnische Zusammenhänge und damit das perfekte Zusammenspiel von Motortechnik, Strömungstechnik und Elektronik sind unsere drei Kernkompetenzen. Wir bewegen wie kein anderes Unternehmen Luft effizient, intelligent und leise und setzen in der Antriebstechnik immer wieder neue Maßstäbe. Wir streben nach perfekten Applikationslösungen für nahezu alle Branchen wie beispielsweise IT/Telekom, Automotive, Luft, Kälte-/ Klimatechnik, Hausgeräteindustrie, Heiztechnik, Maschinenbau und Umwelttechnik. Wir fertigen mit modernsten Fertigungstechnologien und Methoden kleine bis große Produktserien nach individuellem Kundenwunsch. Und das weltweit.
KKA: Mit welchem Aufwand versuchen Sie bzw. gelingt es Ihnen die von Ihnen beanspruchte technologische Marktführerschaft zu verteidigen?
Hundsdörfer: Investitionen in Forschung und Entwicklung sind Fundament unseres Erfolgs. Wir investieren in diesem Jahr rund 85 Millionen Euro in diesen Bereich. Dabei folgen wir dem Grundsatz, dass jedes Produkt ökologisch und ökonomisch besser sein muss als sein Vorgänger – unsere Innovationsquote liegt bei 7 % und 40 % unseres Produktportfolios ist jünger als drei Jahre. Rund 230 nationale sowie 550 internationale Patente haben wir in den letzten zwei Jahren zur Anmeldung gebracht. Innovation ist für uns als Technologieführer wie auch für unsere Kunden ein stetiger Schutz gegen Plagiate und Kopien. Beispiele wie „HyBlade“, „RadiCal“, „AxiTop“ oder unsere Biowerkstofflösungen, die bis zum Jahr 2015 rund 15 % unseres Produktportfolios ausmachen, seien hier genannt. Solange uns Wettbewerber nur kopieren und nicht überholen, ist es zwar lästig aber nicht gefährlich.
KKA: Die EC-Technik hat den Bereich der Ventilatoren in den vergangenen Jahren revolutioniert. Wie ist ebm-papst hier aufgestellt?
Hundsdörfer: Als Ventilatorantrieb haben wir die EC-Technik in den Markt eingebracht und innerhalb von zehn Jahren zum globalen Standard etabliert. In der ebm-papst-Gruppe macht diese Motortechnologie mittlerweile einen Anteil von rund 60 % aus. Die ebm-papst-EC-Technologie ist mit einem Wirkungsgrad von über 90 % das Herzstück unserer weltweiten Unternehmensphilosophie „GreenTech“. GreenTech heißt für uns aber auch vorausschauende Entwicklung, die kontinuierliche Optimierung aller Prozesse, eine umweltfreundliche Produktion und damit einen größtmöglichen Kundennutzen im Bereich von Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Im Klartext: Die beste Energieeinsparung ist die, die man durch energiesparende Produkte gar nicht erst verbraucht. Und hier denken wir nicht nur an die Energieeinsparung unserer Produkte im Einsatz, sondern haben auch den Gesamtenergieverbrauch im Produktionsprozess im Auge, den wir ständig weiter optimieren. GreenTech ist für uns nicht nur ein Aushängeschild, sondern es ist gelebte Praxis im ganzen Unternehmen.
KKA: Wie steht ebm-papst derzeit wirtschaftlich da?
Hundsdörfer: Nach zehn Wachstumsquartalen in Folge erleben wir derzeit eine Phase der Konsolidierung. Aber auch wenn das Wachstum fast zum Erliegen gekommen ist, sehe ich keine Rezession. Ganz im Gegenteil erleben wir im direkten Umfeld eine positive Stimmung und ich gehe davon aus, im zweiten Halbjahr 2013 auf den Wachstumspfad zurückzukommen. Wir sind als Weltmarktführer in allen wesentlichen Branchen vertreten. Dadurch sind wir in der Lage eventuelle Umsatzausfälle in einzelnen Branchen durch Zuwächse in anderen Segmenten ausgleichen.
Dasselbe gilt natürlich auch für unsere weltweiten Absatzregionen. Waren wir in den vergangenen Monaten gerade in Südeuropa weniger zufrieden, konnten wir in Nord- und Osteuropa deutlich zulegen. Auch der amerikanische Markt entwickelt sich für ebm-papst ordentlich. In Asien sehe ich noch Potential nach oben. Deutschland zeigt sich aktuell konstant stark. Am 31. März 2013 beenden wir unser Geschäftsjahr und werden am 6. Juni in Stuttgart unsere Zahlen veröffentlichen.
KKA: Was sind aus Ihrer Sicht die Themen der nächsten Monate?
Hundsdörfer: Zusammen mit unseren kreativen Köpfen in allen Bereichen und Abteilungen möchte ich an Flexibilität, Durchschlagskraft und Schnelligkeit arbeiten. Dabei gilt es für mich, das Innovationsklima weiter zu fördern. Wir müssen uns den Freiraum geben, um über den Tellerrand hinauszudenken, Neues zu wagen und uns in unerforschtes Terrain zu begeben. Es gilt, ohne Vorbehalte eingefahrene Wege in Frage zu stellen und konsequent den Schritt von einem internationalen zu einem globalen Unternehmen zu gehen – mit Entwicklung und Produktion in allen wichtigen Märkten der Welt. Besonders in China, Indien und Nordamerika haben wir noch viel Potenzial.
Aus technologischer Sicht stehen wir vor der Herausforderung, nicht nur die Einzelkomponenten zu optimieren, sondern das Zusammenspiel aller Komponenten einer Kälte- oder Klimaanlage als System zu perfektionieren.