Austritte aus dem BIV

Über einen längeren Zeitraum hatten wir den glücklichen Zustand, dass sich unsere Branchenverbände einfach „nur“ der Sacharbeit widmen konnten, ohne dass vereinsinterne Querelen die Kräfte gebunden hätten. Damit ist es leider vorbei. Was ist geschehen? Zum einen haben die Landesinnungen Hessen/Thüringen und Baden-Württemberg beschlossen zu fusionieren. Daran gibt es grundsätzlich nichts zu meckern. Die Innungen würden schon seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten, die Fusion sei daher ein logischer Schluss, teilte der amtierende Geschäftsführer der hessisch-thüringischen und der künftige Geschäftsführer der Groß-Innung, Manfred Seikel, der KKA mit. Synergien lassen sich sicher nutzen. Ob die persönlichen Kontakte und das gesellige Miteinander, die eine Innungsmitgliedschaft sicher auch reizvoll machen, in einer Innung mit einer Fläche von rund 73 000 km² auch funktionieren, steht auf einem anderen Blatt. Sei’s drum.


Eine andere Entscheidung der genannten Innungen trifft den BIV allerdings mitten ins Herz. Zusammen mit der Entscheidung zu fusionieren haben Hessen/Thüringen und Baden-Württemberg beschlossen, aus dem BIV auszutreten. Von den rund 1100 im BIV organisierten Fachfirmen kehren damit etwa 315 Firmen dem BIV den Rücken. Einen seltsamen Beigeschmack bekommt das Ganze, wenn man feststellt, dass von den 150 Mitgliedern in Baden-Württemberg nur acht (bei 16 Anwesenden), und von den 165 in Hessen nur 23 (bei 34 Anwesenden) für einen Austritt aus dem BIV gestimmt haben. Formaljuris­tisch geht das in Ordnung, aber eine breite Mehrheit sieht anders aus. Andererseits muss sich auch der BIV die Frage stellen lassen, warum die Fachbetriebe nicht auf die Barrikaden bzw. zur Mitgliederversammlung gegangen sind, um den Austritt zu verhindern.


Aber das Kind ist nun mal in den Brunnen gefallen. Auch wenn es aus Maintal heißt, man wolle nicht gegen den BIV arbeiten und den BIV nicht beschädigen, so müssen sich diejenigen, die den Austritt auf die Tagesordnung gebracht haben, genau diesen Vorwurf gefallen lassen. Der BIV nimmt Schaden! Man wolle zwar auch künftig kooperieren (dass eine Zusammenarbeit auf Bundesebene sinnvoll ist, wird also durchaus erkannt), aber vor allem wolle man effiziente und solide Arbeit für die eigenen Mitglieder leisten (und mit dieser besser glänzen können) und als selbstständiges Mitglied im ZVKKW mehr Einfluss nehmen können als bisher. Warum dies nur außerhalb des BIV möglich ist, erschließt sich dem neutralen Beobachter jedoch nicht. Die neu geschaffene Groß-Innung gewinnt zweifellos an Einfluss, der Kältebranche als Ganzes haben die Innungen hingegen einen Bärendienst erwiesen. Verbände wie der ZVSHK werden sich ins Fäustchen lachen, dass nach einem geschwächten VDKF nun auch der BIV an Schlagkraft verliert.


Äußerungen von Manfred Seikel, die Türen seien nicht für immer geschlossen und es gebe immer ein morgen, lassen zwar hoffen, dass die Entscheidung nicht für alle Zeiten in Stein gemeißelt ist, aber man hätte besser daran getan, sich zusammenzuraufen, bevor man Nägel mit Köpfen macht.


Ihr Christoph Brauneis

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