Hitzige Diskussionen um BIV-Austritte

BIV-Mitgliederversammlung am 08. März 2012 in Heide

Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Bundesinnungsverbandes des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks (BIV) am 8. März im schleswig-holsteinischen Heide ging es heiß her. Neben den regulären Tagesordnungspunkten der Mitgliederversammlung, wie Jahresrechnung 2011, Genehmigung des Haushaltsplanes 2012, Geschäftsbericht, Gespräche BIV/VDKF, Zukunft der ÜWG etc. bewegten neben der Vorstellung der Nachwuchskampagne und der Nachwahl des BIV-Vorstandes insbesondere die prekäre Situation um Zusammenschluss und Ausstiegspläne der Landesinnungen Hessen/Thüringen und Baden-Württemberg die Gemüter. Die Gretchenfrage lautete, was haben wir bei einer weiteren Zerstückelung der Verbändelandschaft zu erwarten?

Bereits am Vorabend war die Stimmung gedrückt, da die Innungsversammlung in Baden-Württemberg mit knapper Mehrheit für den Austritt aus dem BIV gestimmt hatte. Der geplante Zusammenschluss Baden-Württembergs mit der Innung Hessen/Thüringen und die anstehende Abstimmung zum Austritt von Hessen/Thüringen aus dem BIV wurden bereits hier diskutiert. Die eigentliche Versammlung startete daher auch mit der Genehmigung des weiteren Tagesordnungspunktes „Aktuelle branchenpolitische Entwicklung“.

Heribert Baumeister ist neuer BIM

Nach Genehmigungen, Berichten und Entlastungen, die reibungslos über die Bühne gingen, stand die Nachwahl des BIV-Vorstandes an: Hier wurde Heribert Baumeister, bislang 1. stellvertretender Bundesinnungsmeister und geschäftsführendes Vorstandsmitglied, mit 32 Ja-Stimmen der anwesenden 33 Stimmberechtigten (eine Enthaltung) zum neuen BIM gewählt. Seit dem Rücktritt Frank Heubergers hatte er die kommissarische Nachfolge übernommen. Der bislang 2. stellvertretende BIM Klaus Gering wurde mit 31 Ja-Stimmen, bei zwei Enthaltungen, zum 1. stellvertretenden BIM gewählt. Vorstandsmitglied Wilfried Otto (Innung Sachsen) rückte mit 30 Ja-Stimmen (drei Enthaltungen) auf den Posten des 2. stellvertretenden BIM nach. Neben Vorstandsmitglied Andrea Lojewski wurde der stellvertretende Obermeister der Innung München und Oberbayern, Jan Schultz, neu und einstimmig in den Vorstand gewählt. Er sieht eine Brücke geschlagen, die nun auch den Süden vertritt.

Nutzung der Nachwuchskampagne

Bei seinen Worten zur Nachwuchskampagne setzte BIV- und ZVKKW-Geschäftsführer Dr. Matthias Schmitt besonders auf die Betriebe und Innungen vor Ort als Multiplikatoren, um die Kampagne auch nach außen kommunizieren zu können. Hierfür wurde viel getan; so steht unter www.der-coolste-job-der-welt.de eine Internetseite zur Verfügung, die in ständiger Entwicklung ist. Abrufbar sind Werbemittel, aber auch Vorlagen für Stellen- oder Werbeanzeigen sowie Messe- und Präsentationsstände zur Ausleihe, alles im Corporate Design. Dr. Matthias Schmitt betonte, dass somit eine unverwechselbare Bühne geschaffen worden sei, bei der alle Werbemittel mit der Homepage verknüpft seien. Von Anzeigenvorlagen über Verhüterli bis hin zu T-Shirts mit frechen Sprüchen solle „der Köder schließlich dem Fisch und nicht dem Angler schmecken“, betonte Schmitt in seinen Ausführungen.

BLW auf Chillventa

Peter Bachmann, technischer Geschäftsführer des BIV, stellte die Entwicklungen im Berufsbildungsausschuss (BBA) vor und bestätigte die Durchführung des diesjährigen Bundesleistungswettbewerbes auf der Chillventa in Nürnberg. Dr. Matthias Schmitt ergänzte Aktuelles aus dem ZVKKW (www.zvkkw.de). Die Vollversammlung findet am 20. April in Maintal statt, das 3. Supermarktsymposium am 19. April in Darmstadt. Werner Rolles, Präsident des ZVKKW, unterstrich den strategischen Hintergrund, im Rahmen des Supermarkt-Symposiums, Betreibern und Handwerkern neutral vorzustellen, was das Segment biete. Heribert Baumeister betonte die gute Zusammenarbeit zwischen dem Zentralverband Kälte Klima Wärmepumpe (ZVKKW) und dem BIV (www.biv-kaelte.de).

Zwei Innungen treten aus

Der kurzerhand genehmigte Tagesordnungspunkt „Aktuelle branchenpolitische Entwicklung“ führte zu hitzigen Diskussionen: Die Innungen Hessen/Thüringen, vertreten durch Obermeister Jürgen Kaul, und Baden-Württemberg, vertreten durch Obermeister Walter Walz, äußerten sich zur Fusion (Hessen/Thüringen und Baden-Württemberg sollen eine Groß-Innung werden) und dem in Baden-Württemberg bereits beschlossenen und für Hessen/Thüringen vorgeschlagenen Austritt aus dem BIV (Die Innungsversammlung in Hessen/Thüringen findet erst nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe statt. Der Austrittsbeschluss scheint sicher.).

Heribert Baumeister betonte im Rahmen der emotionalen Diskussion, dass er den geplanten Austritt nach der Fusion als „einen Schlag ins Gesicht des BIV“ empfinde. Diese Alleinstellung könne er nicht verstehen. Er forderte offensiv die Solidarität der Landesverbände. Jürgen Kaul rechtfertigte die Entscheidung zu fusionieren und den Plan des Austritts damit, dass er eine Effizienzsteigerung durch Bündelung der Ressourcen in den Innungen erwarte. Der gemeinsame Geschäftsführer Manfred Seikel werde in Maintal bleiben. Jürgen Kaul betonte, dass keine Konkurrenz zur Bundesinnung entstehen solle, man jedoch seit 2007 mit dem Gedanken gespielt habe, aus dem BIV auszutreten und dies lediglich aufgrund des Eintritts in den ZVKKW hoffnungsvoll aufgeschoben habe. Da sich jedoch kein Vertreter der Innung Hessen/Thüringen für den BIV-Vorstand zur Wahl gestellt habe, habe es auch keine Möglichkeit gegeben, direkt im ZVKKW mitzuwirken. „Die Mitarbeit der Handwerker in der Gesamtbranche, also mit einbezogen zu werden, das war unser Wunsch“, so Jürgen Kaul und daher ein Grund für den Vorschlag zum Austritt. Man wolle sich weder ausschließen, noch nach vorne drängen, „aber einmal handeln, ohne ausgebremst zu werden, was nicht gegen die Personen im BIV ginge“, führte er weiter aus.

Im Plenum der anderen Innungsvertreter wurde die Bereitschaft der hessischen und baden-württembergischen Vertreter, sich persönlich der Diskussion zu stellen, positiv gewertet. Dennoch wurde der Austritt auf Raten, ohne einen kompletten Rückzug und verbunden mit der nachträglichen Forderung, mitwirken zu wollen, negativ gewertet. Zudem wurde besonderes Bedauern darüber geäußert, dass von über 150 Mitgliedern in Baden-Württemberg nur 16 Stimmberechtigte bei der Abstimmung erschienen waren. Von diesen hatten acht für einen Austritt gestimmt, wobei es zwei Gegenstimmen und sechs Enthaltungen gab. Heribert Baumeister bezeichnete dies zwar als formal korrekt, aber wohl nicht gleichzusetzen mit der Meinung aller Innungsmitglieder. Auch Richard Bockel (Innung Bayern) betonte, dass es schließlich nicht einmal gelungen sei, Einigkeit bei 16 Mitgliedern zu schaffen. Walter Walz argumentierte, dass die Mitglieder informiert worden seien.

Prozess sei nicht aufzuhalten

Jürgen Kaul, erst seit 2011 Obermeister in Hessen/Thüringen, stand allein auf weiter Flur und betonte, es handele sich um einen gewachsenen Entscheidungsprozess, der nicht überraschend komme und wahrscheinlich auch nicht mehr aufzuhalten sei. Eckart Otto (Innung Sachsen) empfand den Entschluss, sich erst jetzt zu stellen, obwohl schon alles entschieden scheint, als Erpressung. In zehn Jahren habe auch Andrea Lojewski nicht mitbekommen, dass sich jemand aus Hessen für den Vorstand o. ä. beworben habe, nur Forderungen seien laut geworden. Volker Girschner (Innung Bremen-Oldenburg) führte an, dass dies die hart erarbeitete Lobby zerstöre und nicht erst nach einem Entschluss gefordert werden dürfe. Gerhard Frisch (Innung Münster) betonte, dass Jürgen Kaul sicher Beifall für seine klaren Ausführungen geerntet hätte und einen Stein des Anstoßes hätte liefern können, wenn nicht der Austrittsentschluss bereits gefasst worden sei. Emil Esser (Innung Nordrhein) bedauerte die Entwicklung, da er in beiden Innungen starke Partner sehe und plädierte für eine Solidargemeinschaft. Dr. Wolfgang Lange (Innung Mecklenburg-Vorpommern) warnte vor der Außenwirkung und einer Schwächung der Branche. Die Stärke komme aus der Gemeinschaft und nicht allein aus Hessen, die vorgebrachte Arroganz und Überheblichkeit werde mehr zerstören, als die Fusion der Innungen glaube aufbauen zu können. Sein Vorschlag eines offenen Briefes des BIV mit der Meinung der Mitglieder und Fachbetriebe, um in Hessen eine weise politische Entscheidung treffen zu können, nahm schlussendlich Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister auf.

Aufgrund der Ereignisse wurden andere wichtige Themen an den Rand gedrängt. Daher auch hier in aller Kürze: Bezüglich der Gespräche zwischen dem BIV und dem VDKF sicherte Heribert Baumeister einen zeitnahen Ersatztermin für den ausgefallenen Termin zu und bat um Verständnis, dass die geführten Gesprächsinhalte bis zu definitiven Ergebnissen vertraulich behandelt würden. Werner Häcker (VDKF) führte in diesem Zusammenhang an, dass eine sinnbildliche „Verlobung“ durch eine gemeinsame Geschäftsstelle in seiner Amtszeit nicht realisierbar sei.

Volker Girschner (Innung Bremen-Oldenburg) stellte die Zukunft der ÜWG vor, die entweder eine Auflösung oder den Fortbestand unter völlig neuen Gesichtspunkten bedeute (siehe auch KKA 6/2011). Die Obermeistertagung 2012 findet am 14. und 15. November im Raum Münster statt, die nächste Mitgliederversammlung ist am 6. und 7 März 2013 in Dresden geplant.

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