(K)eine Einigkeit im Handwerk

BIV-Mitgliederversammlung in Dresden

Die jährliche Mitgliederversammlung des BIV (Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks [www.biv-kaelte.de]) fand am 7. März 2013 in Dresden statt. Die sächsische Innung mit ihrem Obermeister Wilfried Otto hatte eine rundum gelungene Veranstaltung auf die Beine gestellt – beginnend mit einer Stadtführung durch die Innenstadt und dem Delegiertenabend im historischen Sophienkeller am Vortag, über das Rahmen-/Damenprogramm bis hin zum gewählten Tagungsort im Dorint-Hotel. Aber auch wenn das gesellige Miteinander in seiner Bedeutung für einen Verband nicht unterschätzt werden darf, standen natürlich die Sachthemen im Mittelpunkt der Versammlung.

Beherrschendes Thema:
Austritt von Hessen/Thüringen/Baden-Württemberg

Ein wichtiges Thema, das in mehreren Tagesordnungspunkten zur Sprache kam, war der Austritt der Innungen Hessen/Thüringen und Baden-Württemberg aus dem BIV, der zum Ende des Jahres 2012 wirksam wurde. Auf der vergangenen Mitgliederversammlung 2012 in Heide hatten der BIV-Vorstand und zahlreiche Delegierte noch mit Engelszungen auf die Vertreter der abtrünnigen Innungen eingeredet und versucht, sie im BIV zu halten – vergebens. In Dresden wurde dieser Schritt von den meisten Anwesenden erneut mit großem Unverständnis betrachtet. „Gekränkte Eitelkeit“ und „Profilierungsgehabe“ waren Begriffe, die zwar nicht im Rahmen der offiziellen Versammlung, aber bei Pausengesprächen zu hören waren. Die Innungen würden der Branche schaden und hätten nur den eigenen Vorteil im Blick, war zu hören. Wobei selbst der besagte eigene Vorteil von vielen nicht gesehen wird. Der erhoffte größere Einfluss, den man sich in Hessen/Thüringen/Baden-Württemberg verspreche – vor allem durch einen eigenen Beitritt im ZVKKW (Zentralverband Kälte Klima Wärmepumpen) –, sei mehr als in Frage zu stellen. Ganz im Gegenteil – die ausgetretenen Innungen stünden nun isoliert da und seien von vielen Vorteilen, von denen Innungen im BIV profitieren, abgeschnitten. Eine Einflussnahme bei vielen Branchenfragen sei in der Gemeinschaft des BIV viel besser zu erreichen als im nun gewählten Alleingang. Man hoffe immer noch auf ein Einsehen und eine Rückkehr in die BIV-Familie.

Beitritt zum ZWKKW geplant

Die genannte Groß-Innung habe bereits eine Anfrage beim ZVKKW gestellt, wie die Modalitäten für einen Beitritt im ZVKKW aussähen, teilte BIV- und ZVKKW-Geschäftsführer Matthias Schmitt mit. Diesen Beitritt will der BIV jedoch nach Möglichkeit verhindern. Ein Antrag für die im April anstehende Mitgliederversammlung des ZVKKW von BIV-Vorstandsmitglied Andrea Lojewski sieht vor, die derzeitige ZVKKW-Satzung dahingehend zu verändern, dass ein Beitritt einzelner Innungen neben dem BIV nicht möglich sein soll. Dieser Antrag wurde von den BIV-Delegierten in Dresden mit großer Mehrheit unterstützt. Eine Satzungsänderung ist jedoch nur möglich, wenn 3/4 der Vertreter in der ZVKKW-Mitgliederversammlung diesen Antrag unterstützen. D.h. von den zehn Mitgliedern müssten acht dafür stimmen. Der BIV vertritt derzeit alleine die Handwerkssäule im ZVKKW und ist mit vier Vertretern in der Mitgliederversammlung vertreten; Industrie und Handel haben ebenfalls vier Vertreter; die Säule Betreiber/Bildung/Wissenschaft entsendet zwei Mitglieder. Wenn man sich die einzelnen Personen, die über den Antrag entscheiden müssen, und ihr zu erwartendes Abstimmungsverhalten einmal genauer anschaut, kann man jedoch kaum davon ausgehen, dass die acht Stimmen zusammenkommen. Der BIV wird sich also voraussichtlich wohl oder übel damit abfinden müssen, das Handwerk in naher Zukunft im ZVKKW nicht mehr alleine vertreten zu können und im ZVKKW mit den ausgetretenen Innungen zusammenarbeiten zu müssen. Dr. Wolfgang Lange – Delegierter der Innung Mecklenburg-Vorpommern – warnte in diesem Zusammenhang davor, dass der ZVKKW nicht zu einer Bühne für Auseinandersetzungen zwischen BIV und Hessen werden dürfe, da dies auch die Arbeit des ZVKKW behindern würde.

ZVKKW-Präsident Harald Kaiser, der in Dresden anwesend war, machte deutlich, dass er nicht auf Konfrontation, sondern auf eine Problemlösung im Dialog miteinander setze. „Ich werde so oft und so lange diskutieren wie nötig, um zu einer Lösung zu kommen“. Und an den BIV gewandt fügte er hinzu, dass der ZVKKW nicht nur aus dem BIV bestehe – man müsse die Interessen aller Mitglieder beachten und im Konsens Probleme lösen.

Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister betonte daraufhin, dass auch er eine Einigkeit im Handwerk wolle, und dass er nichts mehr bedaure als den Austritt der Innungen aus dem BIV. Aber in der Säule Handwerk im ZVKKW müsse der BIV weiter die Führungsrolle behalten.

Bedingt durch den Austritt der Innungen gab es während der BIV-Versammlung ein weiteres Novum. Mit Norbert Günther – dem ehemaligen Bundesinnungsmeister – war ein stimmberechtigter Delegierter anwesend, der die Einzelbetriebe aus Hessen, Thüringen und Baden-Württemberg vertritt, die den Entschluss ihrer Innungen, aus dem BIV auszutreten, nicht mittragen wollen und nun als Einzelmitglieder dem BIV beigetreten sind.

Neuwahlen des Vorstands

Turnusgemäß wurden in Dresden die Mitglieder des BIV-Vorstands neu gewählt. Mehrere Bewerber um die jeweiligen Positionen im Vorstand gab es nicht, so dass jeder Wahlgang mit dem gleichen Ergebnis endete – einer einstimmigen Wahl ohne Gegenstimme oder Enthaltung. Alter und neuer Bundesinnungsmeister ist Heribert Baumeister (Innung Dortmund). Seine Stellvertreter sind Wilfried Otto (Innung Sachsen) und Andrea Lojewski (Innung Ostwestfalen-Lippe) – der bisherige stellvertretende Bundesinnungsmeister Klaus Gering (Innung Osnabrück-Emsland) hatte aus privaten Gründen nicht wieder kandidiert und schied aus dem Vorstand aus. Seine Arbeit als Obermeister der Landesinnung sei davon aber nicht berührt, teilte er mit. Klaus Gering beendete seine Vorstandstätigkeit in Dresden mit einem deutlichen Appell an die Anwesenden, sich nicht zu sehr mit internen Verbandsthemen zu beschäftigen. Es gebe für die Kältebranche – insbesondere für das Handwerk – große Herausforderungen zu meistern. Beispielhaft nannte er die Entwicklungen im Bereich der Kältemittel und auch die zunehmende Konkurrenz von Betrieben aus anderen Gebäudetechnikgewerken. Auch Vorstandsmitglied Jan Schultz (Innung Bayern) stand für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung. Neu im Vorstand ist nun Richard Bockel (Innung Bayern), der krankheitsbedingt in Abwesenheit gewählt wurde. Und auch der ehemalige Bundesinnungsmeister Frank Heuberger (Innung Oberfranken) erklärte sich bereit, wieder im Vorstand mitzuarbeiten.

Der neue Vorstand darf sich künftig über eine erhöhte Aufwandsentschädigung freuen. Dies wurde von den BIV-Mitgliedern einstimmig beschlossen. Sie war seit zehn Jahren nicht angepasst worden. Als Ehrenamt darf man die Vorstandstätigkeit aber nach wie vor bezeichnen, denn die Vergütung gleicht auch nach der Erhöhung sicher nicht die fehlende Arbeitszeit im eigenen Betrieb aus. Für die häufigen Reise­aktivitäten erhalten Vorstandmitglieder künftig einen Tagessatz von 80 € (statt 51 € wie bisher), pro Jahr erhält der Bundesinnungsmeister 3000 € (bislang 2000 €), die Stellvertreter erhalten 1000 € (bislang 500 €) und die übrigen Vorstandmitglieder 500 € (bislang 0 €).

Nachwuchskampagne läuft weiter

Ein Highlight der BIV-Aktivitäten ist sicher die Nachwuchskampagne, mit der poten­tielle Azubis für die Kältebranche begeistert werden sollen. Der Beruf des Kälteanlagenbauers gehört ja nicht unbedingt zu den bekanntesten, so dass es besonderer Ak­tio­nen bedarf, damit Jugendliche auf diesen „coolsten“ Job der Welt aufmerksam werden. Der BIV hat gemeinsam mit einer sehr kreativen Agentur zahlreiche Werbemate­rialien entwickelt, die von interessierten Landesinnungen bzw. auch und vor allem von einzelnen Fachbetrieben genutzt werden können und sollen. Die Unterlagen reichen von vorgefertigten Stellenanzeigen, über Infoflyer, Aufsteller für Ausstellungen, Plakate, Power-Point-Vorlagen für Präsentationen, bis hin zu auffälligen Geschenken mit coolen Sprüchen wie Kondomen, Getränkedosen Kühlpacks, Schreibblöcke u.v.m. Neu ist eine umfangreiche Bilderdatenbank mit professionell gemachten Fotos, die von Betrieben genutzt werden können – ein Beispiel ist das Titelfoto der KKA 1/2013 (siehe Archiv www.kka-online.info). Weitere Infos zur Kampagne gibt es unter www.der-coolste-job-der-welt.de.

Weitere Themen, die auf der BIV-Mitgliederversammlung behandelt wurden in Stichpunkten:

Eine engere Zusammenarbeit mit dem VDKF ist geplant und wird schon in vielen Punkten umgesetzt (lesen Sie auch das ausführliche Interview zu diesem Thema mit Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister und VDKF-Präsident Wolfgang Zaremski in dieser Ausgabe der KKA).

Der Haushaltsplan 2012 (leichter Überschuss) wurde genehmigt und der Vorstand entlastet. Im Haushaltsplan für 2013 muss mit geringeren Einnahmen kalkuliert werden, da 2013 keine Einnahmen aus einer Chillventa anstehen und zudem die Mitgliedsbeiträge der Innungen aus Hessen/Thüringen und Baden-Württemberg fehlen. Die geplanten Ausgaben wurden aus diesem Grunde auch gesenkt und es werden Rücklagen aus dem Verbandsvermögen genutzt, um zu einem ausgeglichenen Haushalt zu kommen.

Peter Bachmann (BIV-Geschäftsführer Technik) gab einen Überblick über die Aktivitäten der Infostelle Technologie. Mit großem Abstand war das dominierende Thema der Ratsuchenden die aktuelle Kältemittel­situa­tion und die anstehende Revision der F-Gase-Verordnung. Auch 2013 kann Peter Bachmann in der Infostelle mit gewohntem Engagement agieren, da das Wirtschaftsministerium den – nicht selbstverständlichen – Zuschuss in Höhe von 24 000 € bereits gewährt hat.

Die nächste BIV-Mitgliederversammlung findet am 13. März 2014 in Berlin statt.

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