Azubi im H@ndwerk 2.0

Studie zum Nachwuchs im baunahen Handwerk

Das Künzelsauer Institut für Marketing an der Hochschule Heilbronn hat in einer Studie auf Basis von 451 Interviews die Anforderung der Auszubildenden im baunahen Handwerk untersucht und die Zufriedenheit sowie Anforderungen der Auszubildenden umfassend analysiert. Die Studie wurde von der Firma Würth als Partner gesponsert und zeigt eine hohe Zufriedenheit der Auszubildenden insgesamt und bezüglich vieler Faktoren, die nachfolgend erläutert werden.

Zukunft im erlernten Berufsfeld

Die Ausbildung im Handwerk wird mit einer Durchschnittsschulnote von 2,1 sehr positiv bewertet. Rund acht von zehn Azubis benoten ihre handwerkliche Ausbildung mit sehr gut oder gut und nur 1 % ist mit der Ausbildung unzufrieden und bewertet diese mit den Noten mangelhaft oder ungenügend. „Das zeigt insgesamt die hohe Qualität der handwerklichen Ausbildung“, so Studienleiter Prof. Dr. Dirk Hass (siehe dazu Abb. 1). Gut drei Viertel der Auszubildenden (76 %) planen schon jetzt, später im erlernten Berufsfeld zu arbeiten und/oder sich dort weiterzubilden. Nur etwa jeder zwanzigste Befragte gibt an, nach der Lehre eine schulische/universitäre Ausbildung in einem ganz anderen Bereich machen zu wollen (siehe dazu Abb. 2). Das tolle Ergebnis ist laut Prof. Hass eine Auszeichnung für das deutsche Handwerk: „Wer einmal Handwerker ist, will dort in aller Regel auch bleiben. Die Studie soll diese hohe Zufriedenheit und die Vorteile der Ausbildung kommunizieren. Aufgabe der Studie ist es jedoch auch, auf diesem hohen Niveau weitere Potenziale für die Ausbildungsbetriebe aufzuzeigen.“

Zwischenmenschliche Faktoren

Ein zentraler Bereich der Studie beschäftigt sich mit der Wichtigkeit einzelner Bestandteile der Ausbildung. Die abgefragten Faktoren basieren dabei auf den klassischen Kriterien der Arbeitszufriedenheit, die sich im Personalmanagement etabliert haben. Dabei wird deutlich, dass das Gehalt und die Arbeitsmarktchancen erwartungsgemäß wichtig sind, jedoch insbesondere die „weichen“ Faktoren für den Nachwuchs im Handwerk mindestens die gleiche Bedeutung haben. Hierunter fallen z.B. die Wertschätzung der geleisteten Arbeit, Unterstützung im Beruf sowie das Verhältnis zu den Kollegen und zum Chef. „Besonders die weichen Faktoren bieten den Handwerksunternehmen größenbedingt eine echte Chance, denn man ist nah an den Kollegen und Vorgesetzten dran und kann entsprechend das Miteinander direkt gestalten“, erläutert Prof. Dr. Dirk Hass (siehe dazu Abb. 3).

                                                                          

Erwartungen werden erfüllt

Im zweiten Fragenblock war zu bewerten, wie gut der aktuelle Ausbildungsbetrieb die Anforderungen der Lehrlinge erfüllt. Bei dieser Bewertung zeigt sich ebenfalls ein sehr positives Bild für die handwerklichen Berufe. Die zuvor als besonders wichtig genannten Faktoren werden überwiegend gut bewertet. So herrscht zum Beispiel eine hohe Zufriedenheit bei dem Verhältnis zu den Kollegen und Vorgesetzten. Auch die Arbeitsmarktchancen und die Möglichkeiten der Weiterbildung sind aus Sicht der Auszubildenden eine Stärke. Das Gehalt nach der Ausbildung ist der kritischste unter den wichtigen Faktoren (siehe dazu Abb. 4).

Im Trend der jungen Generation

Die Analyse der Faktoren der Arbeitszufrie­denheit wird ergänzt um ganz spezielle Anforderungen und Ansprüche, die aus den generationsspezifischen Besonderheiten der Zielgruppe resultieren. Hierbei wird untersucht, inwieweit die Befragten diese Anforderungen im Rahmen ihrer Ausbil­dung im Handwerk als erfüllt ansehen. Die betrachteten Kriterien entstammen insbesondere aus Literaturrecherchen zu den allgemeinen Verhaltensweisen der Gener­a­tion der „Digital Natives“ oder oft auch als „Generation Y“ bezeichneten Zielgruppe, in der sich die aktuellen Azubis im Handwerk befinden. Bei diesen generationsspezifischen Anforderungen zeigt sich an vielen Stellen ein sehr positives Bild. Insbesondere die Teamarbeit, das Lernen wichtiger und neuer Dinge, die Zusammenarbeit mit Kolle­gen, die Wertschätzung im Unternehmen und die hochwertige Ausbildung werden von den Auszubildenden hervorgehoben. Mehr als 9 von 10 Auszubildenden haben Freude bei der Arbeit (93 %), mögen ihren Beruf (92 %) und geben an, dass ihnen nach der Ausbildung beruflich vieles offen steht (92 %).

Andererseits glaubt ein Drittel der Auszubildenden, dass der Beruf nicht fit und gesund hält, nicht genügend Zeit zum Genießen des Lebens bleibt sowie einen Beruf auszuüben, dessen Image nicht im Trend liegt. Insbesondere gibt sogar jeder 2. Proband (55 %) aus der Generation der befragten Digital Natives an, dass die neuen Medien keine angemessene Bedeutung haben (siehe dazu Abb. 5).


Zur Methodik der Studie

Durchführung und Publikation: Die Studie „Azubi im H@ndwerk 2.0“ wurde für Manufactum in Zusammenarbeit mit dem Künzels­auer Institut für Marketing an der Hochschule Heilbronn, unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Hass, online durchgeführt.
Zielgruppe für die Befragung, die im Oktober 2014 stattfand, waren Auszubildende im Handwerk bzw. Handwerker, die ihre Ausbildung nach 2012 beendet haben. Ein Schwerpunkt wurde dabei bewusst auf Azubis aus baunahen Gewerken, handwerklichen Berufen in der Industrie und dem Kfz-Gewerbe gelegt. Ca. 60 % der Azubis kommen aus mittelgroßen Handwerksbetrieben mit 6 bis 40 gewerblichen Mitarbeitern. Zu je etwa 20 % kamen die teilnehmenden Azubis aus kleinen Betrieben (1 – 5 Mitarbeiter) oder großen Betrieben (über 40 Mitarbeiter). Die Akquise der Befragten wurde einerseits – dank der Unterstützung von Würth – über deren Firmenverteiler vorgenommen. Hierbei wurden die Kunden von Würth gebeten, eine digitale Einladung zur Teilnahme an der Studie an ihre Auszubildenden weiterzuleiten. Ferner wurden Teilnehmer über Presseveröffentlichungen und die neuen Medien (z. B. Facebook) rekrutiert und zur Landing-Page der Studie www.handwerksstudie.de geführt.

Hintergrundinformationen zu Manufactum

Im April 2015 wurde die Reinhold Würth Handwerks Studie Manufactum zum vierten Mal, nach 2005, 2008 und 2011, veröffentlicht. Sie gibt dem Handwerk einen profunden und wissenschaftlich fundierten Überblick über Trends sowie aktuelle Erfolgsstrategien und zeigt auf, wo Chancen und Potenziale für die Zukunft liegen. Dabei stehen in dem aktuellen Band 2015 die digitalen Veränderungsprozesse und neuen Medien im Vordergrund. Diese Veränderung wird sich in den nächsten Jahren auch im Handwerk etablieren – getragen durch die jüngere Generation. Manufactum steht für eine wissenschaftliche, fundierte und neutrale Analyse aktueller Entwicklungen und Erfolgsfaktoren im Handwerk und wird von der Firma Würth initiiert bzw. gesponsert. Weitere Details entnehmen Sie bitte unter www.handwerksstudie.de

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