Bedienkomfort und Energieeffizienz im Fokus
Markteinführung einer R32-Split-Wärmepumpe von LG Electronics
Jeder Fachbetrieb sollte sich mit dem Kältemittel R32, seinen Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten beschäftigen. Schließlich setzen praktisch alle namhaften Anbieter mittlerweile bei Split-Klimaanlagen auf R32. Aber auch im Bereich der Wärmepumpen hält das Kältemittel zunehmend Einzug. Eine neue R32-Split-Wärmepumpen-Baureihe wurde einem internationalen Publikum auf den LG Innovation Days in Monaco im Juni 2019 von der Firma LG Electronics exklusiv vorgestellt.
Das SHK-Handwerk setzt bei Wärmepumpen sehr häufig die sogenannten Monoblock-Systeme ein, bei denen alle Wärmepumpen- und Hydraulik-Komponenten in einem Chassis verbaut sind. Die Installation ist relativ einfach, da man industriell vorgefertigte Plug&Play-Systeme einsetzt. Es ist kein Eingriff in den Kältekreislauf und damit auch keine kältetechnische Fachkenntnis erforderlich. Daher ist die Monoblock-Bauweise im SHK-Handwerk besonders beliebt.
Kälte-Klima-Fachbetriebe hingegen bieten in der Regel lieber die effizienteren Split-Wärmepumpen an. Schließlich besitzt man als Fachbetrieb die nötige kältetechnische Fachkenntnis im Umgang mit Split-Anlagen. Diese Systemvariante bietet den großen Vorteil, dass man relativ große Leitungswege realisieren kann – bis zu 50 m Entfernung und bis zu 30 m Höhenunterschied zwischen Innen- und Außeneinheit sind möglich. Die Wärmepumpe mit den geräuschverursachenden Komponenten Ventilator, Verdampfer und Verdichter kann also weit entfernt vom Gebäude platziert werden. Auf diese Weise lassen sich evtl. Geräuschprobleme durch das Außengerät vermeiden bzw. reduzieren. In der Inneneinheit befinden sich lediglich der Verflüssiger, die Regeltechnik und eine Pumpe. Dadurch ist die Inneneinheit kompakter und auch leiser als bei der Monoblock-Ausführung.
Luft-Wasser-Wärmepumpe mit R32
LG Electronics (www.lg.com/de/business/klimaanlagen) hat am 26. Juni 2019 im Rahmen eines internationalen Kundenmeetings in Monaco die „LG Therma V R32 Split“ vorgestellt. Für die Monoblock-Ausführung hatte LG das Kältemittel R32 bereits auf der ISH 2019 in Frankfurt eingeführt. Nun erweitert der Hersteller seine Produktlinie der „Therma V“-Wärmepumpen um eine Splitvariante mit R32. R32 besitzt einen geringeren Treibhauseffekt (GWP) als herkömmliche Kältemittel: Das GWP von R32 liegt mit 675 70 % unter dem des Kältemittels R410A (GWP 2088).
Die Luft-Wasser-Wärmepumpe wurde speziell für Neubauten und sanierte Wohnungen konzipiert und liefert die Basis für effektives Heizen und Warmwasserversorgung. Die „Therma V R32 Split“ in den Leistungsvarianten mit 5 kW, 7 kW und 9 kW kann bei einer Umgebungstemperatur von bis zu -25 °C betrieben werden und bietet bis zu einer Außentemperatur von -7 °C eine hundertprozentig konstante Heizleistung ohne Nutzung des verbauten Elektroheizstabs.
Neuer Hybrid-Verdichter
Mit ein Grund für die Effizienz der Wärmepumpe (der saisonale Leistungskoeffizient (SCOP) liegt bei 4,65 im Heizbetrieb) ist der neuentwickelte hybride Verdichter „LG R1“. Er ist laut Hersteller der weltweit erste Verdichter, der die Vorteile von Scroll- und Rotationskompressor in einem hybriden Ansatz vereint. Durch die Kombination erreicht die Neuentwicklung eine bessere Leistung, höhere Zuverlässigkeit und Stabilität sowie ein geringes Gewicht. Während ältere Kompressoren nur einen Bereich von 15-100 Hz abdeckten, kann die Neuentwicklung mit einem erweiterten Betriebsbereich von 10-135 Hz ein deutlich breiteres Spektrum abdecken. Das führt zu einem besserem Teillastwirkungsgrad. Welchen Nutzen hat das für den Anwender? Mehrere: Erstens wird auf Seiten des Komforts die gewünschte Raumtemperatur schneller erreicht und zweitens lässt sich die Leistung flexibler an die Anforderungen anpassen, was zu einer besseren Energieeffizienz führt. Zudem punktet die Wärmepumpe mit hoher Anwenderfreundlichkeit durch die Möglichkeit der Steuerung mit „LG SmartThinQ“, der LG Smart Home-Schnittstelle, via Smartphone-App. Nutzer können die Wärmepumpe damit aus der Ferne überwachen und steuern. Die App bietet von überall Zugriff auf die meisten Systemoptionen und erlaubt es, u.a. den Modus auszuwählen oder zu ändern und die Temperatur einzustellen.
Gebäudetechnik aus einer Hand
Zunehmend interessieren sich Endkunden auch für Systeme, bei denen Energieerzeugung, -speicherung und Wärmeversorgung kombiniert werden. Mit dem auf den LG Innovation Days vorgestellten „Energy Package“ hat LG einen wichtigen Pfeil im Köcher, denn das Unternehmen ist in der Lage sowohl die PV-Module zur Stromerzeugung, den Energiespeicher als auch die Wärmepumpe aus einer Hand anbieten zu können – und zwar nicht als Zukaufprodukte, sondern als im eigenen Haus produzierte und aufeinander abgestimmte Komponenten.
Entwicklung des Wärmepumpenmarkts
Bei dem LG-Kundenevent standen aber nicht nur Produktmerkmale im Fokus. In Vorträgen und im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurden die Dimensionen und Chancen des Wärmepumpenmarkts in Europa aufgezeigt. Auf dem Podium diskutierten Thomas Nowak (Generalsekretär European Heat Pump Association), Martin Perrin (Technical Director Bublshop UK) und Christianna Papazahariou, European Regulatory Strategy Manager LG). Einigkeit bestand darin, dass sich der Wärmemarkt in Europa schon heute mehr und mehr von der Verwendung fossiler Energieträger abwendet. Diese Entwicklung werde sich in Zukunft noch verstärken, was den Wärmepumpenanteil am Heizungsmarkt steigen lassen wird. Derzeit sind in Europa geschätzte 11,8 Mio. Wärmepumpen verbaut, bis 2050 könnten dies 75 Mio. werden: eine enorme Herausforderung für das installierende Handwerk. Thomas Nowak bemängelte, dass die Gasheizung im Vergleich zur Wärmepumpe immer noch zu billig sei. Eine CO2-Abgabe, wie sie derzeit in vielen Ländern diskutiert werde, könnte diesen Umstand ändern. „Wir müssen unsere Politiker noch besser informieren und ihnen klarmachen, dass sie durch den Einsatz und die Förderung von Wärmepumpen ihre Klimaschutzziele einfacher erreichen können“, führte Nowak aus. Wobei man nicht nur an den Neubau denken solle, es gebe schließlich auch hervorragende Wärmepumpenlösungen, die auch die u.U. im Bestand erforderlichen höheren Vorlauftemperaturen liefern könnten.
Aber nicht nur Politiker müssten informiert werden, gab Christianna Papazahariou zu bedenken. „Das Wissen um die Einsatzmöglichkeiten und Vorteile von Wärmepumpen ist auch bei einem Großteil der Bevölkerung in Europa noch nicht vorhanden. Hier sind wir auch als Hersteller gefragt, über unser Netzwerk an Installateuren die Informationen in den Markt zu bringen.“ Auch das Thema „Anreizprogramme“ wurde auf dem Podium diskutiert. Christianna Papazahariou sah darin Chance und Gefahr zugleich. Fördermöglichkeiten könnten einerseits Impulse setzen und für mehr Wärmepumpenabsatz sorgen, andererseits würden sie die Gefahr bergen, dass es bei einem Auslaufen von Fördermaßnahmen zu einem Einbruch komme. Thomas Nowak schätzte deren Potential eher gering ein: „Anreizprogramme sind nett aber oft sind deren Auswirkungen kaum spürbar. Wir benötigen harte technische Fakten pro Wärmepumpe, die wirklich überzeugen.“ Martin Perrin sah das Thema ganz pragmatisch: „Ein hoher Öl- und Gaspreis ist das beste Incentive für eine Wärmepumpe.“ In jedem Fall sei die Wärmepumpe das wichtige Bindeglied, um den wachsenden Strom- und den Heizungsmarkt zu koppeln. Dem bereits erwähnten „Energy Package“ von LG könnte vor diesem Hintergrund eine rosige Zukunft blühen.