Beitritt des BIV zum ZVKKW

Außerordentliche BIV-Delegiertenversammlung

Zu einer außerordentlichen Versammlung trafen sich am 12. November 2009 die Delegierten des BIV (Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks) in Duisburg. Praktisch der einzige Tagungsordnungspunkt war die Debatte über den Beitritt des BIV zum neuen Branchenverband ZVKKW
(Zentralverband Kälte Klima Wärmepumpen). Dieses Thema hatte zuvor sowohl in den Innungen als auch in anderen Branchenverbänden für einigen Wirbel gesorgt.

Nahezu vollzählig waren die Delegierten der jeweiligen Landesinnungen beim Treffen in Duisburg erschienen. Schließlich ging es auch um eine äußerst wichtige Weichenstellung für die künftige Positionierung des Verbands. Frank Heuberger (Bundesinnungsmeister) und Werner Rolles (Präsident des ZVKKW) – beide Gründungsmitglieder des ZVKKW – warben in ihren Reden noch einmal um die Gunst der Anwesenden und stellten die Zielsetzung des ZVKKW und die Chancen, die sich daraus für die gesamte Branche, aber auch für das Handwerk im Allgemeinen und den BIV im Speziellen ergeben, vor.

 

Kompromissbereitschaft erforderlich | Frank Heuberger bemängelte, dass die Kälte- und Klimabranche in der derzeitigen Situation im Konzert der anderen Branchenverbände aus Nachbargewerken zu wenig Gehör finde und oft übergangen würde. Zudem sei es ein Lieblingsspielzeug der Politik den einen Verband gegen den anderen auszuspielen. Hier könnte ein starker Verband, der die gesamte Branche vertritt, Abhilfe schaffen. Und es sei eine große Chance für das Handwerk, wenn der BIV in diesem Verband eine starke Stimme hätte und die Interessen der Kältefachbetriebe vertreten könne. Den Kritikern in den eigenen Reihen, aber auch vor allem im VDKF, hielt er entgegen, dass man – wie in der Politik bei Koalitionsvereinbarungen – auch bereit sein müsse, von seinen Positionen ein Stück abzurücken, wenn man um der Sache willen eine Lösung finden möchte. Kompromissbereitschaft und mit einer Stimme nach außen zu sprechen bedeute aber nicht, dass das Handwerk im ZVKKW mundtot gemacht werde. Andererseits sei aber auch eine „Diktatur des Handwerks“ nicht gewünscht, sondern ein Miteinander auf Augenhöhe.

Man habe auch ganz bewusst den Bereich der Wärmepumpen im ZVKKW mit ins Boot geholt, obwohl man natürlich wisse, dass gerade dieses Segment der Technischen Gebäudeausrüstung großes Konfliktpotential habe, weil viele Verbände darum buhlten. Als besonderen Vorteil des ZVKKW stellte Frank Heuberger heraus, dass man in einem neuen Verband auch sehr elegant den Namensbestandteil „Klima“ erhalten könne, was dem BIV von Seiten des Wirtschaftsministeriums bislang verwehrt wurde.

„Der ZVKKW möchte Verantwortung übernehmen, erster Ansprechpartner der Politik werden und seinen Teil dazu beitragen, die Zukunft der Branche zu sichern“, betonte Frank Heuberger. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse man jedoch bereit sein Brücken zu bauen, statt Mauern zu errichten. Der ZVKKW könne, wenn der BIV betritt, auf gut funktionierende und bestehende Strukturen der BIV-Geschäftsstelle zurückgreifen und diese im Rahmen eines Geschäftsbesorgungsvertrags mit dem BIV nutzen. Die Leistungen des BIV für seine Innungen und deren Mitglieder würden ohne Zusatzkosten wie gewohnt erhalten bleiben und sogar um Zusatzleistungen ergänzt werden.

Werner Rolles als Präsident des ZVKKW und als Vertreter der Klimaindustrie (Daikin) betonte ebenfalls, dass man nur gemeinsam mit allen Branchenbeteiligten Erfolge erzielen könne. Hier gebe es auch kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander von Handwerk, Handel und Industrie. „Wir bieten Kunden doch heute schon eine gemeinsame Leistung an, die sich aus Industrieprodukt und Handwerkerleistung zusammensetzt – es ist unsere Technologie.“ Aus seiner Erfahrung der vergangenen Jahre bestehe bei politischen Entscheidungsträgern großer Aufklärungsbedarf und viele technische Zusammenhänge seien nicht bekannt. „Wir können mit dem ZVKKW Aufklärungsarbeit leisten und Techniken und Systeme der Kälte-/Klimabranche fördern, die auch und gerade dem Handwerk zugute kommen.“ In diesem Zusammenhang erwähnte Werner Rolles den starken Wunsch der Politik immer stärker auf Systeme mit natürlichen Kältemitteln zu setzen, die jedoch in den seltensten Fällen auch einen Vorteil für die Umwelt mit sich brächten.

 

Stärkere Gewichtung des Handwerks | Im Vorfeld der BIV-Tagung wurde von manchen (u.a auch im offenen Brief des VDKF) bemängelt, dass das Handwerk in der ursprünglich geplanten Struktur des ZVKKW zu wenig Einfluss habe. Hier konnte man den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen und eine stärkere Gewichtung des Handwerks in den Gremien vorstellen. Statt sechs wird es künftig nur noch drei tragende Säulen im ZVKKW geben. Eine bildet das Handwerk, eine Handel und Industrie und eine weitere Betreiberverbände/Wissenschaft & Bildung. In die zehnköpfige Mitgliederversammlung entsendet das Handwerk vier, Handel und Industrie ebenfalls vier und Betreiber/Wissenschaft/Bildung zwei Vertreter. Zudem ist mindestens ein Vertreter im dreiköpfigen Präsidium ein Vertreter des Handwerks. Hier wurde im Vergleich zur Struktur, die noch auf der VDKF-Mitgliederversammlung im Kreuzfeuer der Kritik stand, deutlich nachgebessert. Der VDKF hat übrigens in der derzeitigen Situation keinen Einfluss im ZVKKW. Hier gebe es momentan zu viele „offene Wunden“ und „unterschiedliche Weltanschauungen“. Man strebt beim BIV jedoch an, sich mit Vertretern des VDKF zusammenzusetzen und in einem „Letter of intent“ (Absichtserklärung) Rahmenbedingungen und Grundsätze der Zusammenarbeit zu fixieren, die dazu führen sollen, den anderen zumindest ohne Störfeuer arbeiten zu lassen.

Nach diesen klärenden Worten von Frank Heuberger und Werner Rolles sowie einer konstruktiven Diskussionsrunde, in der noch einige Details abgestimmt wurden, mussten sich die BIV-Delegierten entscheiden – und das Votum fiel mit 35 Ja- und 7 Nein-Stimmen deutlich für einen Beitritt des BIV zum ZVKKW, was bei vielen im Saal für sichtliche Erleichterung sorgte. Nun kann der ZVKKW Fahrt aufnehmen – man darf gespannt sein, wo er ankommt.

 

Bundesleistungswettbewerb | Im Rahmen der Delegiertenversammlung fand am Abend auch die Siegerehrung des Bundesleistungswettbewerbs (BLW) statt, der in diesem Jahr vom 9. bis 13. November 2009 bei der IKKE gGmbH in Duisburg durchgeführt wurde. Mit 93 von 100 möglichen Punkten wurde Christian Richter von der Firma Sachsen-Kälte GmbH in Dresden erster Bundessieger. Dennis Hübner von der Firma Worthmann & Partner GmbH aus Hemsbünde (Niedersachsen) wurde zweiter Bundessieger mit 86 Punkten. Dritter Bundessieger wurde Matthias Rupp von der Firma PK-Kältetechnik GmbH in Haundorf (Bayern) mit 83 Punkten. Die Arbeitsergebnisse stießen bei den Prüfern Bodo Ahlers, David Kretschmer und Dieter Schaich auf höchste Beachtung. Alle Teilnehmer haben in der Ausbildung hervorragende Leistungen erbracht und sich so für den Bundeswettbewerb qualifiziert. „Das Handwerk als einer der größten Ausbilder in Deutschland hat hier erneut seine Stärke bewiesen“, so Frank Heuberger.



PDF-Dokument mit der diesjährigen Aufgabe des Bundesleistungswettbewerbs

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