Bitte nur passende Bewerber
Warum Social-Media-Recruiting nicht zum Ziel führt
Häufig stellt sich die Frage, inwieweit eine Zusammenarbeit mit Social-Media-Agenturen sinnvoll ist, zu arbeiten, die aktuell einen großen Trend erfahren. Laut Dimitrij Krasontovitsch von Candidate Flow handle es sich lediglich um einen Trend: „Sicherlich wird es diverse Betriebsinhaber geben, die es ausprobieren und in dem Unterfangen die Lösung des Fachkräftemangels suchen. Dem ist leider nicht so.“ Nachfolgend erklärt der Experte, was hinter dem Begriff Social-Media-Recruiting steckt und ob diese Methode zur qualitativen Fachkräftegewinnung führt.
In den meisten Fällen denken Nutzer der digitalen Kanäle, man könnte fast grenzenlos Kontakte knüpfen. Allerdings ist das nicht ganz richtig. Die Wahrheit stellt sich etwas nüchterner dar. Im Grunde hat man „nur“ Zugriff auf maximal 20 bis 30 % der Fachkräfte in einer Region, zwischen 20 und 50 Jahren. Denn das ist die Größe des Marktes, den man über soziale Medien erreichen kann. Das bedeutet, man kann durch ein Social-Media-Recruiting auch hier nur eine vergleichsweise kleine Menge an Leuten erreichen. Zudem muss man sich anschauen, welche Personengruppen in den Kescher fallen.
Wer will wechselwilliges Personal?
Aus Gesprächen mit Handwerksinhabern weiß Krasontovitsch, dass sich bei einer Zusammenarbeit mit einer Social-Media-Agentur meistens Fachkräfte bewerben, die grundsätzlich wechselbereit sind. Das kann gefährlich sein. Meist liegt der Grund in der Vergütung. Erfahrungsgemäß ist diese Gruppe immer auf der Suche nach höheren Verdienstmöglichkeiten. Ein kurzes Gastspiel könnte die Folge sein. In aller Regel verlassen diese Personen nach sechs bis zwölf Monaten bereits wieder den Betrieb, wenn sie eine andere Anzeige über Instagram oder Facebook sehen. Kurzum: Achtung vor wechselwütigen Arbeitskräften.
Bewerbungen als Druckmittel
Es gibt noch eine andere Gruppe, die sich häufig auf Social-Media-Anzeigen melden. Dimitrij Krasontovitsch: „Uns berichten die Inhaber nicht selten von Bewerbern, die einen guten Eindruck vermitteln und sich sehr schnell als Mitarbeiter im Unternehmen sehen. Fast schon übereifrig.“ Das böse Erwachen ließe leider nicht lange auf sich warten. „Der Arbeitsvertrag wird zugestellt und man hört und sieht nichts mehr vom Bewerber.“ Nach Rückfrage lautet die Antwort: Er bleibe doch lieber in seinem ursprünglichen Betrieb. Der Chef habe das Gehalt nachgelegt und ihm Sonderzahlungen oder ähnliches angeboten. Diese Personengruppe nutzt die leicht zu erreichende Anzeige, um mit einer Bewerbung ein Druckmittel zu erlangen und somit ihre aktuelle Situation in einem Betrieb zu verbessern.
Fazit
Nicht alles was glänzt ist Gold und nicht alles was neu ist wird auch gut. Es ist richtig, wenn sich Handwerksbetriebe mit den modernen Möglichkeiten einer digitalen Fachkräftegewinnung auseinandersetzen. In der ersten Findungsphase könnten Social-Media-Agenturen sicherlich auch vielversprechend wirken. Das Versprechen ist verlockend: Schnell Personal finden – was erstmal auch stimmt. Doch das Personal, das durch Social-Media-Recruiting gewonnen werden kann, ist nur in den seltensten Fällen auch das Personal, das ein Handwerksbetrieb wirklich will. Zu hoch ist die Wechselbereitschaft dieser Leute, zu gering ist ihre Identifikation mit den Werten, die im Betrieb gelebt werden. Wer also wirklich, und vor allem langfristig, Fachkräfte für sich gewinnen möchte, sollte einen differenzierten Blick auf das Thema moderne Mitarbeitergewinnung werfen.