Blick in die (digitale) Zukunft der TGA

8. „Trox X-Fans Event” in Bad Hersfeld

Industrie 4.0, Internet der Dinge, künstliche Intelligenz, Cloud Computing: Die Digitalisierung ist eines der beherrschenden Themen unserer Zeit. Wie digitale Technologien dazu beitragen können, unseren privaten und beruflichen Alltag zu erleichtern, unser Wohlbefinden zu steigern, Produktionsabläufe zu optimieren und die Gebäudetechnik effizienter zu machen, dazu erhielten die Teilnehmer des 8. „Trox X-Fans Event“ am 7. und 8. August 2019 in Bad Hersfeld spannende Einblicke.

Tim Boysen, IT-Leiter bei Trox, war der richtige Referent, um den Teilnehmern des Symposiums die Themenvielfalt im Bereich Digitalisierung bei Trox näherzubringen. Das Unternehmen hat in der jüngsten Vergangenheit eine ganze Reihe verschiedener Investitionen getätigt, um sich und seine Kunden fit für die digitale Zukunft zu machen – angefangen bei der Produktion über die IT-Infrastruktur und digitale Planungsinstrumente bis hin zur Entwicklung neuer Produkte und Service-Dienstleistungen auf Basis digitaler Technologien.

 

Kundenportal „myTrox“

Eine der wichtigsten Entwicklungen in diesem Zusammenhang ist das Kundenportal „myTrox“. Hierin stellt das Unternehmen seinen Kunden alle digitalen Services entlang des Wertschöpfungsprozesses Planen, Bestellen, Betreiben sowie Weiterbilden auf einen Blick zur Verfügung. Im Portal sind u.a. alle Planungsdaten und Konfigurationstools, wie u.a. eine Online-Auslegung der Trox-Komponenten auf Basis des „Easy Product-Finders“, vereint. Das macht es Architekten, Planern und Anlagenbauern möglich, jederzeit und von jedem Ort aus auf aktuelle Informationen der Trox-Produkte zuzugreifen, sie auszulegen und zu konfigurieren. In „myTrox“ gelangen Kunden zu ihrem zugangsgeschützten, umfassenden Kundenportal, das Zugriffe auf eigene Aufträge ermöglicht, die Bestellhistorie darlegt, Liefertermine anzeigt und über das auch Seminare gebucht werden können. Außerdem ist der Fernzugriff auf Liegenschaften möglich. Durch Automation und Integration vernetzter Systeme können in einem Gebäudeinformationsmodell die Funktions- und Verbrauchsdaten bis auf die Raumebene per Fernzugriff kontinuierlich analysiert und optimiert werden. Last but not least findet man im Kundenportal alle Schulungsangebote von Trox, z.B. Seminare, Webinare oder einzelne e-learning-Sequenzen, die jederzeit abrufbar sind. „Mittelfristig“, so Tim Boysen, „erhoffen wir uns, auch die BIM-Welt über Webservices zu bedienen.“

 

Potentiale der IoT-Welt nutzen

Die Digitalisierung hat bei Trox auch Einzug in der Produktentwicklung und der Fertigung gehalten. So wurde z.B. eine digitale Entwicklungsplattform geschaffen, damit Forschung & Entwicklung gleichzeitig, standortunabhängig und mit einheitlichen Daten erfolgen können.

Und auch beim Betrieb der Anlagen sorgt die Digitalisierung für eine Verbesserung. Durch Vernetzung der Anlagen kann man diese rund um die Uhr im Blick behalten und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen einleiten. Mit modernen Algorithmen ist dies sogar weitestgehend oder vollständig automatisierbar. Dies wird sich positiv auf die Verfügbarkeit, aber im Speziellen auch auf die Effizienz der Anlagen auswirken.

Dies alles geschieht bei Trox nicht zum Selbstzweck. Tim Boysen: „Wir nutzen die Potenziale der IoT-Welt in erster Linie, um unseren Kunden die Arbeit zu erleichtern, Lösungsansätze zu bieten, Komponenten intelligent zu vernetzen und darüber hinaus, um unsere Produktionsprozesse zu optimieren und effizienter zu gestalten.“

 

Optimierungspotential im
Gebäudebestand

Dr. Alexander Hoh, Leiter Forschung & Entwicklung bei Trox, wagte in seinem Vortrag auf dem Symposium einen Blick in die Zukunft der Gebäudetechnik, mit besonderem Fokus auf den Bereich der Raumlufttechnik. Vor dem Hintergrund des Klimaschutzplans und des erforderlichen fundamentalen Umbaus der Energieversorgung kommt der TGA eine immense Bedeutung zu, weil es gelingen muss, einen möglichst klimaneutralen Gebäudebestand zu schaffen. In Deutschland leisten derzeit ca. 500.000 RLT-Anlagen ihren Dienst. Zur Lüftung und Klimatisierung von Gebäuden in Deutschland werden etwa 21 Terrawattstunden (TWh) Energie benötigt (nur Lufttransport, ohne Temperierung). Das entspricht der Hälfte der hierzulande durch Windkraft erzeugten Energie. Ein Problem dabei: Viele Anlagen sind nicht optimal ausgelegt und arbeiten nicht bedarfsorientiert. Hier gibt es viel Optimierungspotential, welches es zu heben gilt. Ein verpflichtendes Monitoring von Neuanlagen und eine (tatsächlich auch durchgeführte und kontrollierte) energetische Inspektion von Altanlagen würden hier als verpflichtende Maßnahmen helfen.

Smart Readiness Indicator und Laststeuerung

Bei der Energieversorgung der Zukunft kommt der Speicherung von Energie eine wachsende Bedeutung zu, um flexibel auf unterschiedliche Lastzustände (Bedarf und Angebot) reagieren zu können. Da dies mit Pumpspeichern, Batterien und Elek­tromobilität nicht in ausreichendem Maße gelingen kann, muss die Speicherkapazität von Gebäuden viel intensiver als bisher ausgeschöpft werden. Dr. Hoh schätzt die mögliche Speicherkapazität von Gebäuden in Deutschland auf etwa 300 TWh ein.  

Der in der neuen europäischen Gebäuderichtlinie EPBD (Energy Performance of Buildings Directive) eingeführte sogenannte Smart Readiness Indicator (SRI) wird vor diesem Hintergrund auch für ein Umdenken im großen Stil in der TGA-Branche sorgen (müssen). Dieser Faktor bewertet die Regelbarkeit von Gebäuden hinsichtlich ihrer Bereitschaft

zur Anpassung an die Bedürfnisse des Nutzers,

zum effizienten Betrieb und Wartung,

zur Anpassung an die Lastsituation der Versorgungsnetze.

Wenn Gebäude mit ihrem Energieverbrauch einen netzdienlichen Betrieb gewährleisten sollen, müssen verschiedene Herausforderungen bewältigt werden. Unterschiede zwischen Energieerzeugung und -verbrauch müssen ausgeglichen und die elektrischen Netze dürfen durch lokale Einspeisungen und überregionalen Transport nicht überlastet werden. Der zunehmende Ausbau erneuerbarer, also dezentral erzeugter, Energien erschwert diese Situation fortwährend. Helfen können hierbei thermische und elektrische Speicher in Gebäuden. Deren Schaffung, Verfügbarkeit sowie deren Regelung ist allerdings alles andere als einfach. Zudem müsste sich bei Betreibern die Bereitschaft durchsetzen, dass man Gebäude und Geräte lastabhängig und netzdienlich steuern kann bzw. steuern lässt. Regelbare und kommunizierende Gebäude, Geräte und auch Quartiere sind hierfür erforderlich. Die wachsenden Möglichkeiten der Digitalisierung (IoT, 5G) machen hier vieles möglich, was noch vor Jahren undenkbar war. Doch wächst in gleicher Weise bei vielen das Unbehagen, weil man das Gefühl hat, in einem digitalen Glashaus zu sitzen. Und nur wenige Gebäudebesitzer und Anlagenbetreiber sind gerne bereit, die Entscheidungshoheit in Bezug auf Energieverbrauch und -erzeugung an andere, z.B. an Netzbetreiber, abzutreten. Die Themen Datensicherheit und Cyberkriminalität spielen in diesem Kontext natürlich ebenfalls eine Rolle.

 

Funkwellen in der Luftleitung

Last but least ging Dr. Hoh auf das wichtige Thema der Bedarfslüftung in Abhängigkeit der Raum- und Gebäudenutzung ein. Diese hat bekanntermaßen positive Auswirkungen sowohl auf den Komfort für den Nutzer als auch auf den Energieverbrauch. Nicht trivial ist dabei die Frage, wie diese Informationen aus dem Gebäude sicher und schnell an den Punkt kommen, wo sie gebraucht werden. Üblicherweise kommen hierzu kabelgebundene Lösungen mit entsprechendem höherem baulichen Aufwand zum Einsatz, die im Bestand zudem meist nicht oder nur sehr schwierig nachrüstbar sind. Die Antwort von Trox hierauf lautet „RadioDuct“. Das System ermöglicht die Informationsübertragung per Funk unter Nutzung des Luftleitungsnetzes. Grundidee ist die Bündelung der Funkwellen in der Luftleitung durch Reflexion, wobei es zu einer Signalverstärkung und gesteigerten Übertragungsentfernungen kommt. Die Signalstärke ist in der Luftleitung deutlich besser als bei der Übertragung durch Wände und Decken und auch besser als im Freifeld. Umlenkbögen oder Absperrklappen im Luftkanal führen übrigens nur zu einer sehr geringen Abschwächung der Signalstärke. Ein Vorteil ist auch, dass sich „RadioDuct“ relativ einfach nachträglich in Bestandsanlagen einbauen lässt.

In einem weiteren Vortrag des Symposiums wagte Dr. Alexander Rieck, Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, einen Ausblick darauf, welchen Einfluss sich verändernde Lebensweisen und die künstliche Intelligenz auf die Baubranche haben könnte. Last but not least stellte Klaus Ege, Fact GmbH, das Thema „Produktdaten im Lebenszyklus aus Sicht des Nutzers“ in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Abgerundet wurde das 8. “Trox X-Fans Event” durch einen Besuch des Amazon-Logistikzentrums in Bad Hersfeld, in dem auch Trox-Komponenten zum Einsatz kommen.  

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