Energieeffiziente Gebäude: Unternehmen setzen auf grün
Die World Green Building Week vom 19. bis zum 23. September bietet auch in diesem Jahr Gelegenheit, das Thema „grüne Gebäude“ intensiver zu betrachten. Denn schon lange fordern steigende Energiepreise sowie die Diskussionen rund um Klimawandel und CO2-Emissionen Firmen zum Handeln auf. In den folgenden Beispielen zeigen Unternehmen, wie sie durch die Umsetzung einzelner, kleinerer Projekte einen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten und zugleich ökologische und ökonomische Anforderungen in Einklang bringen:
Statistiken der Bundesregierung zufolge entfallen heute rund 40 % des deutschen Energieverbrauches und rund ein Drittel der CO2-Emissionen auf den Gebäudebereich. Die Verringerung der eingesetzten Energie steht demnach auch bei Büro-, Gewerbe- oder Industriebauten klar im Fokus. Ein zentraler Ansatzpunkt dabei: die Beleuchtung, auf die durchschnittlich zwischen 15 und 25 % des gesamten Energieverbrauches eines Unternehmens entfallen. Wie viel Einsparpotential sich tatsächlich hinter der Modernisierung der Beleuchtung verbirgt, zeigt aktuell die mittelständische Gebrüder Thiele Gruppe. Das Unternehmen tauscht auf einer Gesamtfläche von 225.000 m² alle bestehenden Leuchtstoffröhren in Lagerräumen und Büros an unterschiedlichen Standorten in Deutschland aus. Ersetzt werden die rund 22.000 Leuchtmittel durch treiberlose, hocheffiziente LED-Röhren des Tochterunternehmens GT BiomeScilt. So kann der Stromverbrauch der gesamten Gruppe zukünftig von 3,61 Mio. kWh auf 1,25 Mio. kWh pro Jahr gesenkt werden. Das entspricht einer Reduzierung der Energiekosten um rund 280.000€ und einem verringerten CO2-Ausstoß von ca. 1.360t jährlich. Darüber hinaus steckt in der Klimatisierung von Büro-, Gewerbe- oder Industriebauten enormes Potential für „grünes“ Handeln. „Wer Klimaanlagen mit natürlichen Kältemitteln wie Ammoniak oder Kohlendioxid installiert, kann Gebäude umweltfreundlich und zugleich energieeffizient betreiben“, erklärt Thomas Spänich, Vorstandsmitglied von eurammon, der europäischen Initiative für natürliche Kältemittel. Zum einen sind natürliche Kältemittel in großen Mengen verfügbare Rohstoffe, die nicht zum Abbau der Ozonschicht beitragen und keine oder nur vernachlässigbar geringe Auswirkungen auf den Treibhauseffekt haben. Zum anderen sind sie äußerst energieeffizient und preisgünstig. So stattete der Pharmakonzern Roche seine 22.000 m² umfassenden Arbeitsräume am Hauptsitz in Welwyn Garden City bei London mit einer Ammoniakklimaanlage von Star Refrigeration aus. Das Unternehmen installierte zwei Ammoniak-Kühlaggregate mit je 930 kW Leistung, die auf dem Dach des Gebäudes aufgestellt sind. Auf diese Weise können die Verflüssiger direkt durch die Außenluft gekühlt werden. Wasser für einen Kühlturm und die zusätzliche Pumpenenergie können eingespart werden, wodurch sich die Gesamteffizienz der Anlage erhöht. Drei weitere Aggregate werden mit Kohlenwasserstoff betrieben und kühlen ausschließlich die Serverräume. Sie erbringen eine Kälteleistung von jeweils 130 kW. „Ein weiterer Fokus im Rahmen der Gebäudeklimatisierung liegt außerdem auf Wärmepumpenanwendungen mit natürlichen Kältemitteln“, berichtet Spänich. „Dabei wird die produzierte Abwärme von industriellen Kälteanlagen und Rechenzentren oder das gereinigte Abwasser von Kläranlagen zur Warmwasseraufbereitung beziehungsweise zum Heizen weiterverwendet.“ Durch die bereits vorhandene Wärme bedarf es für den Aufheiz-Vorgang weniger Energie. Mittlerweile werden so Temperaturen von bis zu 80 °C erreicht. Auch große Energieunternehmen haben diese Technik bereits entdeckt und nutzen Großwärmepumpen. Diese versorgen heute ganze Stadtteile mit heißem Wasser.
Nicht zuletzt trägt die Nutzung erneuerbarer Energien zu einer Reduktion der betrieblichen Stromkosten bei und verbessert zugleich die Umweltverträglichkeit eines Gebäudes. Hier ist es vor allem Strom aus der Sonne, der das Interesse der Firmen weckt. Die Gründe liegen auf der Hand: Eine Solarstromanlage ist eine gute Möglichkeit, Energiekosten weiter zu senken und Unternehmen für die Zukunft wettbewerbsfähig zu machen. So hat auch der Fahrzeugbauer Fliegl mit Sitz im thüringischen Triptis bei Gera auf Solarstrom umgestellt. Genau 4.008 Module à 85W des Solar-Pioniers Sharp mit einer Leistung von insgesamt 340kW wurden auf dem Hallendach der mittelständischen Firma verbaut. Damit erzeugt die Photovoltaikanlage etwa das Fünffache der Energie, die in der Produktionshalle benötigt wird. Das eigene Stromkraftwerk auf dem Dach amortisiert sich so bereits nach einigen Jahren und erwirtschaftet in der Folgezeit Gewinne.
Noch basieren viele Umrüstungen und Sanierungen auf freiwilliger Basis, doch die gesetzlichen Vorgaben verschärfen sich. So sollen ab dem Jahr 2020 Passiv- und Fast-Null-Energiehäuser EU-weit zum Standard werden – eine Regelung, die die neue „EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienzvon Gebäuden“ für alle Neubauten fordert. Eigentümer müssen darüber hinaus konkrete Maßnahmenpakete zum Energiesparen schnüren, Heiz- und Klimaanlagen kommen auf den Prüfstand. Für Unternehmen, die schon heute umdenken, lohnt sich der Einsatz in doppelter Hinsicht: Die Investition in Beleuchtung, Solarenergie und Klimaanlagen mit natürlichen Kältemitteln rechnen sich nicht nur finanziell, sondern bringen den Unternehmen auch im öffentlichen Bewusstsein Pluspunkte ein.