Fehlendes Know-how für Kältemittel-Alternativen

Kürzlich erzählte mir der Betreiber eines großen Kühllagers in Süddeutschland, dass sein für die Anlage zuständiger Kälte-Fachbetrieb eine Anreise von fast 200 km auf sich nehmen müsse, wenn Wartungs- oder Reparaturarbeiten zu erledigen seien. Bei einem (zum Glück noch nicht eingetretenen) Notfall seien durch die lange Wegstrecke entsprechende Wartezeiten, bis eine Reparatur erfolgen könne, nicht zu vermeiden. Daher habe er sich entschieden, in eine zusätzliche (kleinere) Kälteanlage zu investieren, um im Fall der Fälle den Ausfall der Haupt-Kälteanlage eine Zeitlang bis zur Reparatur überbrücken zu können. Warum nimmt nun der Betreiber diese Mehrkosten für eine weitere Kälteanlage in Kauf, anstatt einen Fachbetrieb auszuwählen, der seinen Firmensitz in unmittelbarer Nähe hat und entsprechend schnell reagieren könnte? Seine Antwort hat mich dann verblüfft. Er habe in seinem näheren Umkreis keinen Fachbetrieb ausfindig machen können, der das nötige Fachwissen für die Planung, Installation und Wartung einer Ammoniak-Kälteanlage besitzt. Ist das Know-how im Bereich natürliche Kältemittel im Allgemeinen und für Ammoniakanlagen im Speziellen bei unseren Fachbetrieben tatsächlich so dünn gesät oder ist es eine unglückliche Situation und Ausnahme für diese spezielle Region? Das lässt sich von meinem Schreibtisch aus jetzt nicht klären. Aber ich werte die Geschichte trotzdem als ein Indiz dafür, dass sich viele Firmen noch nicht in ausreichender und erforderlicher Weise mit den Alternativen zu gängigen Kältemittellösungen beschäftigt haben. Ammoniak ist in diesem Zusammenhang nur ein Beispiel von vielen. Oder haben Sie schon Anlagen installiert mit Kältemitteln wie Kohlendioxid, Propan oder HFO-Kältemitteln? Wie ist es um die Sorptionstechnik in Ihrem Unternehmen bestellt? Kaltwassersysteme?
In einem Jahr, in dem die Auswirkungen der F-Gas-Verordnung mit aller Macht spürbar werden, sind dies Fragen und technische Anforderungen, mit denen Sie sich dringend beschäftigen müssen. Vielleicht können die Beiträge in dieser KKA-Sonderausgabe Großkältetechnik dazu beitragen, Ihnen in diesem Zusammenhang Anregungen zu geben und dass Sie sich mit der ein oder anderen Anlagentechnik etwas näher befassen. Beispielhaft seien die Beiträge über Absorptionskältetechnik auf Seite 22, über Ammoniakanlagen auf Seite 14 und 20 und über eine CO2-Kaskadenanlage auf S.  56 genannt. Aber natürlich zeigen auch die anderen Beiträge die ganze Bandbreite der spannenden technischen Möglichkeiten, wie man Kälteanlagen mit größeren Dimensionen realisieren kann.  
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre dieser KKA-Sonderausgabe.

Ihr Christoph Brauneis

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