Frische Luft für die Lehre
Was macht es so schwierig, eine Klimaanlage so einzustellen, dass sie ein angenehmes Raumklima schafft und gleichzeitig energieeffizient arbeitet? Was danach klingt, als müsste man nur ein paar Knöpfe drücken, birgt eine Menge Arbeit: Temperatur, Luftfeuchte, variierende Personenzahlen im Raum und vieles mehr erfordern verschiedene Szenarien. Genau diese Szenarien können die Studierenden der FH Münster am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt (www.fh-muenster.de/egu) in der Vertiefungsrichtung Gebäudetechnik jetzt an einer vollwertigen Klimaanlage entwickeln und testen.
„Wir freuen uns, dass die Anlage passend zum Semesterbeginn einsatzbereit ist und unsere Studierenden anderen dadurch wieder einen Schritt voraus sind“, erklärt Peter Hollenbeck, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor für Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik und Gebäudeautomation. „Sie können sämtliche Parameter am großen Original im Industriemaßstab modifizieren und werden dadurch sehr praxisnah auf das Berufsleben vorbereitet.“ Das „große Original“ ist seit 2014 in Betrieb, weil es für Forschungszwecke installiert wurde. Um die Lehre anwendungs- und praxisorientierter zu gestalten, wurde die Klimaanlage in diesem Jahr so ausgebaut, dass sie auch für die studentische Arbeit einsetzbar ist.
Nun experimentieren Studierende an einer Anlage, die 2000 m³ Luft in einer Stunde umwälzt. Dafür wurde die Klimaanlage der Marke AL-KO mit Energy Valves von Belimo, Pumpentechnik von Wilo und Regelungstechnik der DEOS AG auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Für die zugehörige Kälteanlage stellte die Steinfurter Firma Hagemann und Henrichsmann Elemente aus der Kältetechnik zur Verfügung.
Ganz originalgetreu ist der Aufbau aber nicht: „Wir haben einige Elemente so eingebaut, wie man es normalerweise nicht tun würde“, gibt Hollenbeck zu und lacht. „Was einem Kälteanlagenbauer ein Graus wäre, ist hier gewollt: Die Kälteanlage steht ebenfalls mit im Raum und dadurch, dass Ventile und Steuerungen sichtbar sind, können unsere Studierenden jede Änderung und ihre Effekte ganz direkt mit verfolgen.“
Die Effekte von Anfang an mit verfolgen konnte Julian Möllenhoff. Der 23-Jährige hat seine Bachelorarbeit über die Inbetriebnahme und Optimierung der Anlage angefertigt und dabei in jedem Arbeitsschritt selbst Hand angelegt. „Ich hatte sozusagen den Worst Case und damit eine sehr spannende Arbeit: Das Standardverfahren aus der Literatur hat in diesem Fall nicht gegriffen. Deshalb musste ich viele ingenieurtechnische Einstellungen manuell vornehmen.“ Er entwickelte eine Logik für verschiedene Regelungsverfahren, programmierte an der Software und optimierte die Anlage auf den energetischen Betrieb.
„Genau solche Probleme gilt es in der Praxis zu lösen“, erklärt Prof. Dr. Martin Höttecke, der Möllenhoff bei seiner Arbeit betreute.